In Deutschland arbeiteten im Jahr 2024 mindestens 3,3 Millionen Menschen schwarz. Damit steht Deutschland im internationalen Vergleich dennoch recht gut da. Viele – auch Industriestaaten – weisen eine deutlich größere Schattenwirtschaft, gemessen am Verhältnis zum offiziellen Bruttoinlandsprodukt, auf.
Schwarzarbeit in Deutschland: Mindestens 3,3 Millionen arbeiten schwarz
Institut der deutschen Wirtschaft (IW)
In Deutschland arbeiteten im Jahr 2024 mindestens 3,3 Millionen Menschen schwarz. Damit steht Deutschland im internationalen Vergleich dennoch recht gut da. Viele – auch Industriestaaten – weisen eine deutlich größere Schattenwirtschaft, gemessen am Verhältnis zum offiziellen Bruttoinlandsprodukt, auf.
Was ist Schwarzarbeit?
Schwarzarbeit, ein wesentlicher Bestandteil der Schattenwirtschaft, ist definiert durch die Umgehung steuer- und sozialversicherungsrechtlicher Verpflichtungen sowie gewerberechtlicher Vorgaben. Sie ist ein auch in Deutschland wirtschafts-, arbeitsmarkt- und fiskalpolitisch relevantes Problem. Aktuelle Befragungsergebnisse bringen nun etwas mehr Licht ins Dunkel – und zeigen dabei ein überraschend klares Bild der Verbreitung der Schwarzarbeit in Deutschland.
Messung und Umfang der Schwarzarbeit: Das Hellfeld
Die Finanzkontrolle Schwarzarbeit (FKS) ist nach dem Schwarzarbeitsbekämpfungsgesetz (SchwarzArbG) für die Überprüfung von Arbeitgebern und die Verfolgung von illegaler Beschäftigung und Schwarzarbeit zuständig. Im Jahr 2023 wurden 42.631 Prüfungen vor allem in risikoreichen Branchen wie Baugewerbe und Gastronomie durchgeführt. Dies führte zu über 100.000 Strafverfahren und knapp 50.000 Ordnungswidrigkeitenverfahren (BMF, 2024a). Laut der Finanzkontrolle Schwarzarbeit (FKS) des Zolls entstand dem deutschen Staat im Jahr 2023 ein Schaden von 615 Mio. Euro, wobei die Dunkelziffer deutlich höher liegt (BMF, 2024a). Die Herausforderungen bei der Bekämpfung beschreibt der Bericht über die Evaluierung des Schwarzarbeitsbekämpfungsgesetzes (BMF, 2024b).
Das Dunkelfeld
Die Schattenwirtschaft wird mit verschiedenen Methoden vermessen.
- Makroökonomische Modelle schätzen das Ausmaß der Schattenwirtschaft in Deutschland mit aggregierten Daten. Die Schwarzarbeit macht dabei schätzungsweise rund zwei Drittel der gesamten Schattenwirtschaft aus. Die Relation der Schattenwirtschaft zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) für die Jahre 2014 bis 2024 liegt durchschnittlich bei rund 10,3 Prozent. Dies ist ein Rückgang im Vergleich zum Jahrzehnt vorher in Höhe von rund 4 Prozentpunkten. Der Rückgang wird unter anderem auf verbesserte wirtschaftliche Rahmenbedingungen zurückgeführt (Enste, 2024). Im internationalen Vergleich der OECD-Staaten liegt Deutschland damit im Mittelfeld. Während zum Beispiel die USA (5,8 Prozent), Schweiz (6,2 Prozent) und Japan (8,7 Prozent) kleinere Schattenwirtschaften im Verhältnis zum BIP aufweisen, liegen Griechenland (21,4 Prozent), Italien (20,4 Prozent), Spanien und Portugal (rund 17 Prozent) deutlich darüber (Enste, 2024).
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Betriebsbefragungen ergaben, dass Schwarzarbeit Unternehmen durchschnittlich 5 Prozent ihres Umsatzes kostet (Enste, 2019). Dies entspricht einem Umsatz von rund 300 Mrd. Euro pro Jahr, der den Unternehmen verloren geht. (Mesoebene)
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Repräsentative Bevölkerungsbefragungen geben Einblicke in individuelle Wahrnehmungen und Verhaltensweisen (Mikroebene). Laut dem Sozio-oekonomischen Panel (SOEP) aus dem Jahr 2015 gaben 20,7 Prozent der Befragten an, Personen zu kennen, die Schwarzarbeit leisten (Enste, 2017). Ähnliche Befunde liefert die Eurobarometer-Befragung 2019, bei der 28 Prozent der Befragten bestätigten, Personen zu kennen, die ohne vollständige Steuerdeklaration arbeiten (European Commission, 2020). Die direkte Frage nach eigenem Schwarzarbeitsverhalten wurde hingegen nur von 3 Prozent bejaht. Dieses Verhältnis von etwa 1:10 positiven Antworten zwischen direkter und indirekter Frage bezüglich des Umfangs von Schwarzarbeit wurde in vielen Ländern festgestellt. Hieran wird deutlich, dass es sich um eine methodologische Herausforderung handelt, zuverlässige Daten über Regelverstöße direkt von den befragten Personen zu erhalten (Nuno/St. John, 2015).
Befragungsdaten 2022 und 2023
Eine Befragung unter Erwerbstätigen nutzte 2022 und 2023 Methoden wie die Nominative-Technik (NT), um sozial erwünschtes Antwortverhalten zu minimieren (Krumpal, 2011) und so validere Angaben bezüglich Schwarzarbeit zu erhalten (Himmelreicher et al., 2024). Rund 70 Prozent der Befragten gaben an, keine Personen zu kennen, die Schwarzarbeit leisten. Knapp 20 Prozent kannten mindestens eine Person, ein Wert, der den Daten früherer Befragungen ähnelt (Enste, 2017). Die Zahl der schwarzarbeitenden Personen wird basierend auf dieser indirekten Fragemethode unter Berücksichtigung von gemeinsamen Freunden und Bekannten von Himmelreicher et al. (2024) auf 8 bis 10 Millionen (bezogen auf die Personen im erwerbsfähigen Alter von 15 bis 74 Jahren) geschätzt. Die repräsentative IW-Personenbefragung von 2.628 Personen im Mai 2024 bestätigt beziehungsweise ergänzt diese Befunde.
IW-Personenbefragung 2024
- Indirekte Fragemethode: In der Umfrage gaben rund 11,4 Prozent der Befragten an, eine Person zu kennen, die (teilweise) schwarzarbeitet. 17,8 Prozent kennen sogar mehrere Personen. Damit böten rund 29 Prozent Schwarzarbeit an. Dies liegt über den Werten der Studien für 2022/23. Die Nachfrage nach Schwarzarbeit wird bei der indirekten Frage mit 22 Prozent angegeben: 10 Prozent kennen eine Person und 12,6 Prozent kennen mehrere Personen, die andere schwarz für sich arbeiten lassen.
- Direkte Fragemethode: Bei der Frage, ob man selbst in den letzten 12 Monaten schwarzgearbeitet hat, antworten 5,4 Prozent der Befragten mit „Ja“! Nach eigener Aussage arbeiten somit rund 3,3 Millionen Personen (im Alter zwischen 15 und 74 Jahren) schwarz. Diese Werte liegen immer deutlich unter den Ergebnissen mit indirekter Fragemethode. Schätzungen mit bis 10 Millionen Schwarzarbeitern mit der indirekten Methode sind, da Doppelzählungen herausgerechnet wurden, durchaus plausibel. Männer (7,5 Prozent) arbeiten häufiger schwarz als Frauen (3,5 Prozent). Und jüngere Menschen (18 bis 34 Jahre) arbeiten mehr als doppelt so oft (nebenbei) schwarz (11 Prozent) wie andere Altersgruppen (3 bis 5 Prozent). (Tabelle)
Fazit
Schwarzarbeit ist seit Jahrzehnten ein Problem in vielen Ländern, das erhebliche wirtschaftliche und fiskalische Schäden verursacht. In Deutschland wurde im November 2024 von der Bundesregierung ein Gesetzesentwurf zur Modernisierung und Digitalisierung der Schwarzarbeitsbekämpfung eingebracht (BMF, 2024b). Damit soll die Finanzkontrolle Schwarzarbeit (FKS) gestärkt werden. Im Kampf gegen Sozialleistungsbetrüger und illegale Beschäftigung auf Baustellen oder in der Gastronomie mag dies die FKS effizienter und erfolgreicher machen. Die (nebenberufliche) Schwarzarbeit und die Zahl der nicht angemeldeten Haushaltshilfen (Enste/Anger, 2024) wird sich mit mehr und besserer Kontrolle jedoch kaum bekämpfen lassen. Hier müssen die Ursachen für die Attraktivität von Schwarzarbeit angegangen werden – wie die großen Unterschiede zwischen Brutto- und Nettolöhnen durch die steigenden Sozialabgaben und hohen Steuersätze.
IW-Personenbefragung aus dem Frühjahr 2024. Vom 26. April 2024 bis zum 8. Mai 2024 wurden im Auftrag des Instituts der deutschen Wirtschaft über das Online-Access-Panel von respondi&Bilendi 2.628 Menschen ab 18 Jahren in Deutschland zum Thema Schwarzarbeit befragt. Die Befragung ist repräsentativ quotiert nach den Merkmalen Geschlecht/Alter (Kreuzquote), Wohnsitz nach Bundesländern sowie dem monatlichen Haushaltsnettoeinkommen.
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Institut der deutschen Wirtschaft (IW)
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