Arm und wenig gebildet – so sieht für viele ein typischer AfD-Unterstützer aus. Doch das stimmt nicht, zeigt eine Berechnung des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW): Die Klientel der „Alternative für Deutschland“ zählt durchaus zu den Besserverdienenden, die sich dennoch Sorgen um Zuwanderung machen.

Auch eine Partei der Besserverdiener
Die Flüchtlingskrise hat die politische Landschaft in Deutschland tiefgreifend verändert, vor allem die AfD konnte neue Wähler gewinnen. Klar schien: Die einkommensschwachen und schlechter gebildeten Bürger unterstützten die Anti-Zuwanderungspolitik der AfD – vor allem aus Angst vor Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt oder im Sozialsystem.
Doch die IW-Forscher zeigen mithilfe des aktuellsten Sozio-oekonomischen Panels von 2014: Bereits damals war der Anteil der Befragten, die sich große Sorgen um Zuwanderung machen, bei der AfD mit 62 Prozent höher als bei CDU (27 Prozent), CSU (30 Prozent) oder SPD (23 Prozent). Unter allen Befragten bestand lediglich ein schwacher Zusammenhang zwischen Einkommen und Sorgen um Zuwanderung. Gleichzeitig gehörte gut ein Drittel der AfD-Unterstützer zum einkommensreichsten Fünftel der Bevölkerung, ähnlich viele wie bei Union und Grünen. Nur 15 Prozent gehörten zum Fünftel mit dem geringsten Einkommen, auch das Bildungsniveau war überdurchschnittlich. Diese Einkommensstruktur unterschied die AfD etwa von der NPD, deren Unterstützer zu 31 Prozent im einkommensärmsten Fünftel zu finden waren.
Es gibt Indizien, dass sich diese Trends bis heute fortsetzen: 79 Prozent der AfD-Anhänger bezeichneten in einer TNS-Umfrage vom März 2016 ihre wirtschaftliche Situation als gut oder sehr gut, 99 Prozent der AfD-Sympathisanten sind weniger oder gar nicht zufriedenmit der Asyl- und Flüchtlingspolitik der Bundesregierung. Dies legt nahe, dass vielleicht bei manchen AfD-Sympathisanten die Furcht einer unmittelbar persönlichen wirtschaftlichen Bedrohung hinter der Ablehnung der Zuwanderung steht, bei vielen anderen AfD-Anhänger aber nicht. Dies hat Konsequenzen für die Entwicklung einer Parteilinie.
„Momentan eint die Ablehnung der Flüchtlingspolitik die AfD-Klientel. Das allein kann nicht Grundlage eines konsistenten Programms sein, schon gar nicht mit Blick auf die Wirtschafts- und Sozialpolitik“, sagt Knut Bergmann, Leiter des IW-Hauptstadtbüros.
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