1. Home
  2. Presse
  3. IW-Nachrichten
  4. Wer mehr verdient, muss auch mehr zahlen
Steuern IW-Nachricht 12. April 2012

Wer mehr verdient, muss auch mehr zahlen

Presseberichten zufolge sind die Abgaben der Arbeitnehmer 2011 so stark gestiegen wie seit 17 Jahren nicht mehr. So musste ein Durchschnittsverdiener mit 9.943 Euro 553 Euro mehr an Lohnsteuern und Sozialbeiträgen zahlen als im Jahr davor. Das klingt erst einmal dramatisch. Gleichzeitig hatten die Beschäftigten aber durchschnittlich auch 945 Euro mehr auf dem Gehaltszettel – das ist ebenfalls der stärkste Anstieg seit 17 Jahren.

Und es gibt noch mehr Erklärungen zur höheren Abgabenlast: 2011 sind die Beitragssätze zur Sozialversicherung deutlich gestiegen. So kletterten etwa der Beitrag zur gesetzlichen Krankenversicherung von 14,9 auf 15,5 Prozent und der Beitrag zur Arbeitslosenversicherung von 2,8 auf 3 Prozent. Von diesem Anstieg um insgesamt 0,8 Prozentpunkte mussten die Arbeitnehmer die Hälfte, also 0,4 Prozentpunkte tragen.

Besonders stark legte aber die Lohnsteuer zu – ein durchschnittlicher Arbeitnehmer zahlte 2011 etwa 300 Euro mehr als 2010. Verwunderlich ist das nicht, denn die Lohnsteuer ist eine progressive Steuer. Das bedeutet, dass der Steuersatz schneller steigt als das Einkommen. Und damit auch die Einnahmen für den Staat – im Durchschnitt fast doppelt so stark wie die zugrundeliegenden Löhne und Gehälter.

Außerdem ging 2011 dank der guten Konjunktur die Kurzarbeit weiter zurück. Kurzarbeitergeld ist steuerfrei und unterliegt nur einem Progressionsvorbehalt. Dadurch steigt automatisch das Lohnsteueraufkommen, sobald die Arbeitnehmer wieder regulär bezahlt werden. Von diesem Effekt war 2011 aber höchstens rund 1 Prozent aller Arbeitnehmer betroffen, so dass dies nicht der wesentliche Grund für das höhere Steueraufkommen sein kann.

Deshalb gilt für die Arbeitnehmer leider der in einem progressiven Steuersystem übliche Grundsatz: Wer mehr verdient, muss überproportional mehr Steuern zahlen. Nur bei der sogenannten kalten Progression handelt es sich um eine heimliche Steuererhöhung, die durch eine Steuersenkung ausgeglichen werden sollte. Dafür hat die Bundesregierung ein Gesetz vorgelegt, das aber von den Bundesländern abgelehnt wird.

Mehr zum Thema

Artikel lesen
Schuldenbremse und Investitionsquoten
Martin Beznoska / Tobias Hentze/ Björn Kauder IW-Report Nr. 21 19. April 2024

Stellungnahme für den Vorsitzenden des Finanzausschusses des Landtags Schleswig-Holstein: Schuldenbremse und Investitionsquoten

Angesichts der bestehenden Herausforderungen, insbesondere der Transformation zur Klimaneutralität, erscheinen die bestehenden Grenzwerte der Schuldenbremse als zu eng. Dies gilt umso mehr nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 15. November 2023, in ...

IW

Artikel lesen
Michael Hüther im Handelsblatt Gastbeitrag 5. April 2024

Schuldenbremse: Frische Impulse dank systematischer Steuerreformen

IW-Direktor Michael Hüther plädiert in einem Gastbeitrag für das Handelsblatt für eine Ordnungspolitik, die endlich auf der Höhe der Zeit ist und neue Impulse für die Wirtschaft setzt. Sein Vorschlag: ein neuer Ausnahmetatbestand.

IW

Mehr zum Thema

Inhaltselement mit der ID 8880