1. Home
  2. Presse
  3. IW-Nachrichten
  4. Schulstrukturen entscheiden nicht über Durchlässigkeit
Zeige Bild in Lightbox Schulstrukturen entscheiden nicht über Durchlässigkeit
(© Foto: AVAVA - Fotolia)
Bertelsmann-Studie IW-Nachricht 5. November 2012

Schulstrukturen entscheiden nicht über Durchlässigkeit

Mit ihrer neuen Studie „Schulformwechsel in Deutschland“ bescheinigt die Bertelsmann Stiftung dem hiesigen Schulsystem, dass es selektiv wirkt, weil es zu wenige Aufstiegschancen bietet. Für mehr Durchlässigkeit ist demnach allerdings weniger die Schulstruktur entscheidend als eine individuelle Förderung des Nachwuchses. Weitere Aspekte der Chancengerechtigkeit des Bildungssystems berücksichtigt die Studie leider nicht.

Auf einen „Aufsteiger“ kommen rechnerisch 2,1 „Absteiger“: Innerhalb der Sekundarstufe I geht es laut Studie für 58,4 Prozent aller Wechsler von einer höheren in eine niedrigere Schulform. Lediglich 27,4 Prozent der Wechsler gelingt hingegen der Aufstieg. Bundesländer, in denen die Hauptschule nur noch eine geringe Bedeutung hat, haben dabei ein sehr ungünstiges Verhältnis von Aufstieg zu Abstieg: In Niedersachsen, wo der Anteil der Hauptschüler bei nur noch17,4 Prozent liegt, kommen auf einen Aufsteiger zehn Absteiger, in Hessen mit 8,4 Prozent Hauptschülern liegt das Verhältnis bei eins zu knapp neun. In den Bundesländern Bayern und Baden-Württemberg mit einem verhältnismäßig hohen Anteil Hauptschüler – 30,2 Prozent beziehungsweise 31,1 Prozent – zeigt sich hingegen ein günstigeres Verhält. Doch auch ein zweigliedriges Schulsystem wie in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen ist nicht per se ein Garant für mehr Offenheit des Bildungswesens.

Da sich aus den Schulstrukturen also keine systematische, institutionell bedingte Selektion begründen lässt, vermuten die Autoren der Studie, dass eine selektive Pädagogik im Klassenzimmer greift. Das bedeutet allerdings auch, dass für eine Effektivitätsanalyse des Bildungssystems die Parameter, die in der Studie genutzt werden, nicht ausreichen: Der ausschließliche Blick auf die Quote der Hochschulzugangsberechtigten blendet aus, dass rund 39 Prozent der 458.000 Berechtigten des Jahres 2010 das Zeugnis der Hochschulreife an einer Beruflichen Schule erworben haben – eine Möglichkeit, die es in anderen Ländern nicht gibt. Nicht minder problematisch ist, dass die Studie der Frage der Sicherung von Grundbildung bei Risikoschülern keine Bedeutung beimisst.

Mehr zum Thema

Artikel lesen
Ergebnisse des Mikrozensus zu Häufigkeit und Folgen
Wido Geis-Thöne IW-Trends Nr. 4 14. Januar 2025

Aufwachsen in bildungsfernen Familien: Ergebnisse des Mikrozensus zu Häufigkeit und Folgen

In den letzten Jahren wachsen immer mehr Kinder in Deutschland in bildungsfernen Milieus auf. So ist der Anteil der Minderjährigen mit Eltern ohne berufsqualifizierenden Abschluss einer eigenen Auswertung des Mikrozensus zufolge zwischen den Jahren 2011 und ...

IW

Artikel lesen
Axel Plünnecke Veranstaltung 12. Dezember 2024

IW-Agenda 2030: Bildungspolitik

Im Vorfeld der vorgezogenen Bundestagswahl, die am 23. Februar 2025 stattfinden soll, wird das Institut der deutschen Wirtschaft in einer virtuellen Veranstaltungsreihe die wichtigsten wirtschaftspolitischen Handlungsfelder ausleuchten. Jede Woche ein Termin, ...

IW

Mehr zum Thema

Inhaltselement mit der ID 8880