Die Angst vor fehlenden Gaslieferungen aus Russland ist angesichts der Ukraine-Krise groß. Eine Zuspitzung des Konflikts würde die Wirtschaft Russlands schwächen, aber auch Deutschland ist aufgrund der Abhängigkeit von den Rohstoff-Importen aus Russland verwundbar, wie Analysen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigen.

Ukraine-Konflikt: Russlands Abhängigkeit von der Bundesrepublik
Deutsche Verbraucher blicken angespannt auf die Lage an der russisch-ukrainischen Grenze: Eine Zuspitzung des Ukraine-Konflikts könnte die wirtschaftliche Beziehung zwischen Deutschland und Russland auf eine harte Probe stellen. Die Befürchtung des Westens ist groß, dass es zu einer Invasion gegenüber der Ukraine kommt – obwohl Russland solche Pläne dementiert. Sollte es dennoch so weit kommen, drohen weitere Handelssanktionen. Dieses Szenario würde die deutsch-russische Handelsbeziehung zusätzlich belasten, zeigt eine aktuelle Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW).
Deutschland ist Russlands zweitgrößter Handelspartner
Russland ist auf gute Wirtschaftsbeziehungen mit dem Westen angewiesen: Mit einem Anteil von 34 Prozent am gesamten Handelsvolumen im Jahr 2020 ist die Europäische Union mit Abstand Russlands größter Handelspartner. Betrachtet man die einzelnen Staaten separat, zeigt sich, wie wichtig Deutschland für Russland ist: Rund 7,4 Prozent des russischen Warenhandels entfielen 2020 auf die Bundesrepublik. Damit ist Deutschland der zweitwichtigste Handelspartner Russlands – nur mit China handelt das größte Flächenland der Erde mehr. Das Spektrum der Importe deckt dabei eine große Bandbreite der deutschen Industrie ab: Vor allem Maschinen, Fahrzeuge und pharmazeutische Erzeugnisse werden importiert. Der Warenhandel mit Deutschland entsprach 2020 einem Wert von 42 Milliarden US-Dollar. Vor der Krim-Annexion und den darauffolgenden Sanktionen waren es 2013 allerdings noch rund 75 Milliarden. Sanktionen der Europäischen Union, die Corona-Krise sowie sinkende Ölpreise haben in den vergangenen Jahren deutliche Spuren hinterlassen.
Russlands Relevanz für Deutschland
Umgekehrt betrachtet zeichnet sich indes ein anderes Bild ab: Der Anteil Russlands am gesamten Außenhandelsumsatz der Bundesrepublik beträgt lediglich zwei Prozent. So rangierte Russland nur auf Platz 15 der wichtigsten Exportländer und auf Platz 14 der wichtigsten Importländer. Abseits von Gas, Öl und Kohle ist Deutschland an Russland also kaum gebunden. „Bei der Energieversorgung zeigt sich allerdings eine Abhängigkeit“, sagt IW-Konjunkturexpertin Sonja Beer. „Knapp die Hälfte aller Exporte aus Russland nach Deutschland bestand im Jahr 2020 aus Gas, Öl oder Kohle.“ Um weiter steigende Energiepreise sowie verschärfte Sanktionen zu vermeiden, wäre eine Deeskalation der Lage für beide Länder wünschenswert.


Ukraine-Krise: Belastete Handelsbeziehungen zwischen Russland und Deutschland
Institut der deutschen Wirtschaft (IW)

EU-Haushalt: Deutschland bleibt größter Nettozahler
Mehr als 237 Euro zahlte im Jahr 2022 jeder Deutscher netto an die EU, zeigt eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) – kein anderes Land hat so tief in die Tasche gegriffen. Am meisten Geld geht an Deutschlands östlichen Nachbarn Polen.
IW
Wohin fließt das Geld aus dem EU-Haushalt?: Nettozahler und Nettoempfänger in der EU
Die deutsche Nettoposition ist im Jahr 2022 leicht gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen, von 21,4 Milliarden Euro auf 19,7 Milliarden Euro. Sie liegt damit aber immer noch deutlich höher als in der Vor-Brexit-Zeit.
IW