Die Preise steigen weiter und sorgen viele Verbraucher. Neue IW-Zahlen zeigen, wie viel Arbeit für wichtige Verbrauchsgüter nötig ist – und wo eine Entlastung am sinnvollsten wäre.

Inflation: Fünf Minuten Arbeit für einen Liter Benzin
Die Inflation ist auf einen Höchststand geklettert und macht vielen Verbrauchern Sorgen: Seit Jahren waren Lebensmittel, Sprit, Strom und Gas nicht mehr so teuer wie derzeit – mitunter kostet der Liter Benzin bereits zwei Euro und mehr. Neue IW-Berechnungen zeigen nun, wie viel Arbeit für alltägliche Produkte nötig ist: So mussten die Deutschen 1960 noch 16 Minuten für einen Liter Benzin arbeiten, im September dieses Jahres waren dagegen nur noch fünf Minuten nötig. Ein Zweipersonenhaushalt mit einem durchschnittlichen Stromverbrauch musste 1960 noch zehn Stunden und drei Minuten für die monatliche Strom- und Grundgebühr arbeiten, 2021 waren nur noch drei Stunden und 34 Minuten nötig.
Nicht jeder gleich stark von der Inflation getroffen
In der Diskussion um höhere Preise kommt darüber hinaus oft der Hinweis, dass vor allem ärmere Haushalte unter den Preissteigerungen leiden. Auch mit dieser Frage haben sich die IW-Wissenschaftler beschäftigt und dafür die Konsumgewohnheiten nach Einkommen ausgewertet und mit der Inflationsrate verglichen. Das Ergebnis: Singles mit einem monatlichen Einkommen von weniger als 900 Euro geben 19 Prozent für Lebensmittel aus, wesentlich mehr als der Durchschnittsdeutsche (zwölf Prozent). Sie geben deutlich mehr für Wohnkosten aus (47 Prozent, Durchschnitt: 39 Prozent) und deutlich weniger für Verkehr (sechs Prozent, Durchschnitt: zwölf Prozent).
Die drei Segmente sind in sehr unterschiedlichem Maße von der Inflation betroffen: Bei Nahrungsmitteln stiegen die Preise zuletzt um 4,6 Prozent, bei Wohnkosten dagegen nur um 2,6 Prozent. Die größte Verteuerung ließ sich im Bereich Verkehr beobachten, hier kletterten die Preise um mehr als zehn Prozent. „Ärmere Haushalte geben viel für Wohnen, aber nur wenig für Verkehr aus“, sagt IW-Experte Christoph Schröder. „Damit trifft die Inflation sie weniger stark als andere, zumindest prozentual. Im Portemonnaie selbst können die hohen Preise aber gerade für einkommensschwache Haushalte dramatisch sein.“
Ärmere Haushalte müssen entlastet werden
Deswegen ist unstrittig, dass eine Entlastung nötig ist – besonders dort, wo es keine Möglichkeiten gibt, auszuweichen. Das gilt beispielsweise für diejenigen, die nur ein geringeres Einkommen haben, aber auf das Auto angewiesen sind. Ihnen könnte der Staat mit Steuervergünstigungen entgegenkommen. „Wichtig ist, dass der Staat zielgenau unterstützt“, meint IW-Direktor Michael Hüther. „Entlastung muss nicht unbedingt an der Zapfsäule über eine niedrigere Energiesteuer stattfinden. Haushalte mit hohem Einkommen brauchen keine finanzielle Unterstützung. Besser wäre es, gezielt einkommensschwachen Haushalten unter die Arme zu greifen.”

32. Finanzmarkt Round-Table: Die Rückkehr der Zinsen – Restriktive Geldpolitik als neue Normalität?
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IW
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