Der Lockdown gilt bis mindestens Mitte Februar. Das heißt: Der Straßen- und Kneipenkarneval fällt dieses Jahr aus. Für alle Einzelhändler, Gastronomen und Hoteliers ist das besonders bitter, der Karneval ist normalerweise eine der umsatzstärksten Zeiten des Jahres. Der Ausfall der diesjährigen Session kostet sie rund 1,5 Milliarden Euro, wie eine neue Berechnung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigt.
Karneval: De Jecke blieve zo Huus
Der Karneval und der Fasching sind wirtschaftlich enorm wichtig für das Rheinland und darüber hinaus. Vor diesem Hintergrund ist es erstaunlich, dass es nur wenige Studien gibt, die sich mit der Wirtschaftskraft der närrischen Zeit beschäftigen. Die Angaben, die es gibt, sind mitunter um Jahre veraltet. Immerhin: Das Festkomitee Kölner Karneval hat sich 2018 ausrechnen lassen, welche Wirtschaftskraft der Kölner Karneval hat - doch was ist mit dem Fasching und der Fastnacht, dem Treiben in Düsseldorf und Mainz? Andere Zahlen sind zwar verlässlich, beziehen sich aber nur auf einzelne Branchen – wie etwa der Einzelhandelsumsatz im Karneval, den der Handelsverband Deutschland (HDE) veröffentlicht hat. Doch inwieweit profitieren andere Branchen vom Karneval – etwa die Hotels, Gaststättenbetreiber oder Transportunternehmen? Das Institut der deutschen Wirtschaft hat jetzt auf Basis der verschiedenen Quellen ausgerechnet, wie viel der Ausfall der diesjährigen Karnevalssession kostet.
Hohe Ausfälle für Gastronomen und Hoteliers
Die wirtschaftlichen Schäden belaufen sich bundesweit auf rund 1,5 Milliarden Euro. Davon entfallen 330 Millionen Euro auf den Einzelhandel. Diese Umsätze fehlen vor allem im Kostümverkauf: 280 dieser 330 Millionen Euro sind der Kostümbranche zuzurechnen. 160 Millionen Euro entfallen auf das Hotelgewerbe und rund 660 Millionen Euro auf Gastronomie und Verzehr. Da viele Jecken dieses Mal nicht in die Karnevalshochburgen reisen, ist auch im Transportsektor mit hohen Umsatzausfällen von rund 240 Millionen Euro zu rechnen. Weitere Ausfälle entfallen auf den Ticketverkauf und sonstige Dienstleistungen.
Auf die Länge der Session kommt es an
Die IW-Rechnung berücksichtigt, dass das jecke Treiben wohl nicht zu hundert Prozent ausfallen wird. Beispielsweise sind die Einzelhandelsverkäufe von alkoholischen Getränken in der Woche vor Karneval höher als im Jahresdurchschnitt. Davon ist auch in diesem Februar auszugehen.
Die Zahlen sind zudem „sessionsbereinigt“: Denn die fünfte Jahreszeit fängt zwar immer am 11. 11. um 11 Uhr 11 an – wie lange sie dauert, hängt jedoch vom Ostersonntag ab. Anders gesagt: Mal dauert eine Session 87 Tage, mal 103 Tage, mal 118 Tage. Je länger die Session, desto länger wird gefeiert und desto mehr Geld geben die Jecken aus. Da die Karnevalssession 2020/21 mit nur 98 Tagen kürzer als üblich ist, sind auch die Umsatzausfälle entsprechend geringer.
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