Um kleine und mittlere Einkommen von der kalten Progression zu entlasten, möchte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck tiefer in die Taschen der Einkommensstarken greifen – der Spitzensteuersatz würde dadurch von derzeit 42 Prozent auf 57,4 Prozent steigen. Was das finanziell bedeuteten würde, zeigen neue Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW).
Einkommensteuer: Entlastung für alle wäre bezahlbar
Als würde die Inflation nicht schon genügend Kaufkraft kosten, kommt noch die schleichende Steuererhöhung durch die kalte Progression dazu. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck möchte nun die kleinen und mittleren Einkommen entlasten – auf Kosten der Einkommensstarken. Wie das Handelsblatt am Donnerstag berichtete, müsste der Spitzensteuersatz demnach von derzeit 42 Prozent auf 57,4 Prozent ansteigen, wenn das Steuerkonzept aufkommensneutral sein soll.
Einkommensstarke müssten rund 20 Prozent mehr zahlen
Eine Berechnung des IW zeigt nun, was die Korrektur der kalten Progression bei gleichzeitigem Anstieg des Spitzensteuersatzes bis 80.000 Euro für die einzelnen Einkommensgruppen konkret bedeuten: Demnach würde ein Single mit einem Bruttojahreseinkommen von 40.000 Euro knapp 300 Euro Einkommensteuer im Jahr sparen. Singles mit einem Einkommen von 25.000 Euro würden 213 Euro weniger zahlen. Damit das gesamte Steueraufkommen nicht sinkt, müssten jedoch Einkommensstarke weitaus mehr an den Staat abtreten. Im Status Quo zahlt ein Single mit einem Einkommen von 150.000 Euro im Jahr rund 48.000 Euro Einkommensteuer. Ginge es nach Habeck, wären im neuen Steuerkonzept ganze 57.200 Euro fällig – rund 20 Prozent mehr.
Eine Entlastung für alle wäre tragbar
Die derzeitigen Kaufkraftverluste durch die hohe Inflation und die kalte Progression machen eine Entlastung längst überfällig. Doch anstatt diese über eine Steuererhöhung an anderer Stelle zu finanzieren, was die Ampel ohnehin in ihrem Koalitionsvertrag ausgeschlossen hat, könnte die Regierung alle Einkommensgruppen entlasten. „Der Staat nimmt in diesem Jahr aufgrund der Kalten Progression ohnehin mehr Einkommensteuer ein“, sagt IW-Steuerexperte Martin Beznoska. „Eine breite Entlastung ist daher gerechtfertigt – die Kosten von insgesamt 15 Milliarden Euro wären bezahlbar.“ Ein Spitzensteuersatz von 57,4 Prozent senkt außerdem die Anreize zu arbeiten, wirkt abschreckend bei der so wichtigen Anwerbung ausländischer Fachkräfte und belastet Selbstständige und Personenunternehmen.
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