1. Home
  2. Presse
  3. IW-Nachrichten
  4. Das Glas ist nur halb voll
Zeige Bild in Lightbox Das Glas ist nur halb voll
(© Foto: Rolf Garz - Fotolia)
23 Jahre Deutsche Einheit IW-Nachricht 1. Oktober 2013

Das Glas ist nur halb voll

Vor 23 Jahre sind die ostdeutschen Länder der Bundesrepublik Deutschland beigetreten. Die Bilanz von mehr als zwei Jahrzehnten Aufbau Ost fällt bislang allerdings gemischt aus: Die wirtschaftliche Angleichung an den Westen stockt trotz monetärer Transfers, die sich inzwischen auf knapp 2 Billionen Euro brutto belaufen dürften.

Denn obwohl die Zahlungen fast die Höhe des deutschen Schuldenstands erreicht haben, verharrt die Wirtschaftsleistung in den neuen Bundesländern hartnäckig bei nur zwei Dritteln des Westniveaus, unter Einbeziehung Berlins bei gut 70 Prozent. Der ostdeutsche Aufholprozess hat sich nach Abschluss der großen Investitionswelle in den 1990er Jahren stark verlangsamt, obwohl weiterhin viel Geld gen Osten fließt.

Erfreulich ist indes die Entwicklung der Arbeitslosigkeit: Obwohl die Abwanderung in den Westen fast zum Erliegen gekommen ist, waren im September 2013 nur noch 9,6 Prozent der Ostdeutschen arbeitslos, während die Westquote im Vergleich zum Vorjahr leicht auf 5,9 Prozent gestiegen ist. Vor wenigen Jahren war die ostdeutsche Arbeitslosenquote noch doppelt so hoch wie die westdeutsche.

Die Infrastruktur in Ostdeutschland ist inzwischen oft auf einem besseren Stand als im Westen und kann nicht als Engpassfaktor für die schleppende Wirtschaftsentwicklung gelten. Dass das Bruttoinlandsprodukt nicht schneller wächst, liegt vielmehr an Strukturdefiziten, die sich nicht mit Transfers beseitigen lassen: Es mangelt dem Osten an Konzernzentralen, die besonders wertschöpfungsstarke Arbeitsplätze bieten.

Da aber große Firmen den Export dominieren, gelingt es den Mittelständlern im Osten trotz wachsender Ausfuhren kaum, den kontinuierlich steigenden Westexporten näher zu kommen. Und weil Großunternehmen fehlen, ist auch die unternehmerische Forschungsquote im Osten Deutschlands weit geringer als im Westen.

Die mittelständischen Industriebetriebe zwischen Ostsee und Erzgebirge innovieren jedoch ähnlich viel wie der westdeutsche Mittelstand. Die öffentliche Forschungslandschaft der Institute und Universitäten ist ebenfalls gut aufgestellt. Das ist für die Zukunftssicherung bei rückläufigen Schulabgängerzahlen extrem wichtig und wird mit darüber entscheiden, ob der Angleichungseffekt noch einmal Fahrt aufnehmen wird.

Mehr zum Thema

Artikel lesen
„Jetzt haben wir uns hier auch gesund gespart“
Michael Hüther im Handelsblatt-Podcast Audio 12. April 2024

Verteidigung: „Jetzt haben wir uns hier auch gesund gespart“

Wie kann Deutschland sein Verteidigungsbudget erhöhen, um das NATO-Ziel zu erreichen? Im Handelsblatt-Podcast „Economic Challenges“ hinterfragen IW-Direktor Michael Hüther und HRI-Präsident Bert Rürup kritisch, ob vorgeschlagene Maßnahmen wie höhere Steuern ...

IW

Artikel lesen
Hubertus Bardt Pressemitteilung 8. April 2024

Wissenschaftspreis Bürokratie 2024: Mit Wissenschaft Bürokratie besser verstehen und abbauen

Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) hat am 8. April zum fünften Mal den Wissenschaftspreis Bürokratie vergeben. Mit dem Preis werden Forschungsarbeiten ausgezeichnet, die sich mit der Frage beschäftigen, wie Bürokratie in Deutschland abgebaut werden ...

IW

Mehr zum Thema

Inhaltselement mit der ID 8880