1. Home
  2. Presse
  3. IW-Nachrichten
  4. Bitte nicht auf Kosten junger Beitragszahler
Teilen Sie diesen Artikel:

oder kopieren Sie den folgenden Link:

Der Link wurde zu Ihrer Zwischenablage hinzugefügt!

Freiwillige Beiträge zur Rentenversicherung IW-Nachricht 21. Dezember 2015

Bitte nicht auf Kosten junger Beitragszahler

Wer als Arbeitnehmer freiwillig höhere Beiträge in die Rentenversicherung zahlt, erhält später eine höhere gesetzliche Rente. Was sich bei andauernd niedrigen Zinsen für den einzelnen lohnen kann, wird für nachfolgende Generationen in jedem Fall zum Minusgeschäft. Denn die Zusatzbeiträge füllen die Rentenkasse nur einmal, die höheren Renten müssen hingegen über Jahrzehnte bezahlt werden.

Teilen Sie diesen Artikel:

oder kopieren Sie den folgenden Link:

Der Link wurde zu Ihrer Zwischenablage hinzugefügt!

Da die gesetzliche Rente schrumpft, sollen Arbeitnehmer auch betrieblich und privat fürs Alter vorsorgen. Angesichts der niedrigen Zinsen zweifeln viele aber an dieser Strategie. Denn während die Sparbuch-Zinsen selbst eine geringe Inflation nicht ausgleichen können, steigen die gesetzlichen Renten kontinuierlich – nach den Berechnungen der Bundesregierung in den alten Bundesländern bis 2029 jährlich um durchschnittlich 2,2 Prozent. Im Sommer 2016 fällt das Plus mit voraussichtlich 4,35 Prozent in den alten und 5 Prozent in den neuen Bundesländern sogar besonders üppig aus – Grund ist ein statistischer Nachholeffekt.

Wer kurz vor der Rente steht, kann sich ausrechnen, ob es günstiger ist, freiwillig noch ein paar Jahre höhere Beiträge zu zahlen und dafür eine höhere Rente zu erhalten. Insbesondere, wer vorzeitig in den Ruhestand wechselt, kann so die fälligen Abschläge kompensieren. Allerdings sollten Arbeitnehmer beachten: Die Entscheidung für höhere Beiträge lässt sich nicht mehr revidieren. Das heißt in der Konsequenz:

  • Steigt der Marktzins wieder, ohne dass sich die monatliche Rente künftig stärker erhöht, kann sich die Zahlung freiwilliger Beiträge als Fehlentscheidung entpuppen.
  • Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträge und ggf. Einkommenssteuer müssen auf den erhöhten Rentenbetrag gezahlt werden. Steigen die Sozialabgaben, kann sich das Vorzeichen der Rechnung wieder drehen.
  • Die gesetzliche Rente schützt vor dem „Risiko“ eines langen Lebens, weil sie jeden Monat fließt. Derzeit beziehen Männer bundesweit im Schnitt 19,3 Jahre eine Rente, Frauen sogar 21,4 Jahre. Wer dafür jetzt freiwillig höhere Beiträge zahlt, hat weniger Geld für andere Investitionen in der Tasche – zum Beispiel einen altersgerechten Umbau der Wohnung.

Freiwillige Beiträge können sich für den einzelnen durchaus rechnen, aber keinesfalls für die gesamte Rentenversicherung. Denn die freiwilligen Beiträge fließen der Rentenkasse in einer Summe zu. Damit wird die Rentenkasse einmalig geflutet, der Beitragssatz kann für rentennahe und junge Beitragszahler gleichermaßen sinken. Sobald aber die Zusatzzahler in den Ruhestand wechseln, sorgt das für eine zusätzliche Beitragsbelastung jüngerer Kohorten, weil die aufgestockten Rentenansprüche noch zusätzlich finanziert werden müssen. Auf mittlere Sicht werden so wieder größere Lasten auf die Schultern der nachwachsenden Generationen verschoben. Damit die gesetzliche Rente nachhaltig gesichert wird, muss der Gesetzgeber deshalb die freiwillige Beitragszahlung eng begrenzen.

Teilen Sie diesen Artikel:

oder kopieren Sie den folgenden Link:

Der Link wurde zu Ihrer Zwischenablage hinzugefügt!

Mehr zum Thema

Artikel lesen
Atemwegserkrankungen sorgen für hohen Krankenstand 2022
Janik Leiß / Jochen Pimpertz IW-Kurzbericht Nr. 22 18. März 2023

Atemwegserkrankungen sorgen für hohen Krankenstand 2022

Das Niveau der Atemwegserkrankungen lag im Jahr 2022 weit über dem der Vorjahre. Dafür waren neben der Omikron-Variante vor allem die Influenza und RS-Viren verantwortlich. Die Fortzahlung der Entgelte für ihre erkrankten Mitarbeiter kostete die Arbeitgeber ...

IW

Artikel lesen
Michael Hüther IW-Nachricht 11. März 2023

20 Jahre Agenda 2010: Beispiellose Erfolgsgeschichte

Die Agenda 2010 steht nicht nur für jahrelange parteiinterne Diskussionen, sondern vor allem für eine herausragende Wende auf dem Arbeitsmarkt. 20 Jahre später fehlen flächendeckend Fachkräfte, den Sozialversicherungen droht die Überlastung, während ...

IW

Mehr zum Thema

Inhaltselement mit der ID 8880