Diese Woche wird wieder über Deutschlands sogenannten Earth Overshoot Day, den Erdüberlastungstag, berichtet. Die Bundesrepublik habe ihr Ressourcenbudget für das laufende Jahr jetzt aufgebraucht – so die Botschaft. Doch die Methodik ist kritikwürdig, da sie verschiedene Probleme vermischt.
Earth Overshoot Day: CO2-Emissionen nicht mit Rohstoffknappheit vergleichen
Würde die gesamte Menschheit so leben wie in Deutschland, wären die natürlichen Ressourcen am morgigen Mittwoch verbraucht – das will der sogenannte Earth Overshoot Day vermitteln. Wir wirtschaften, so die Botschaft, als ob wir mehrere Erden zur Verfügung hätten. Doch für den Index werden nachwachsende Ressourcen, nicht-nachwachsende Ressourcen und Emissionen zusammengefasst, obwohl sie sich schlecht vergleichen lassen.
Kohle und Öl wachsen per Definition nicht nach
- Nachwachsende Ressourcen, beispielsweise Holz oder Nahrungsmittel, dürfen wir langfristig nicht mehr verbrauchen als wir produzieren, sonst werden die Bestände abgebaut – beispielsweise Wälder gerodet, ohne dass in gleichem Umfang neue Biomasse entsteht. Hier macht der Vergleich von Verbrauch und Zuwachs Sinn.
- Nicht-nachwachsende Rohstoffe sind per Definition endlich. Dass mehr Öl und Gas verbraucht werden als entstehen, ist nicht überraschend. Während man viele Metalle recyceln kann, werden Energierohstoffe unwiederbringlich verbrannt. Natürlich spielt für spätere Generationen die Geschwindigkeit des Abbaus eine Rolle. Das Nachwachsen im selben Zeitraum kann aber nicht der Maßstab für einen angemessenen Verbrauch sein.
- Auch bei Emissionen gibt es Grenzen: So wie natürliche Ressourcen nur begrenzt verfügbar sind, ist auch die kostenlose Aufnahmefähigkeit der Atmosphäre für Kohlendioxid limitiert. Der übermäßige Anstieg von Treibhausgasemissionen führt zur globalen Erwärmung.
CO2-Emmissionen müssen sinken
Der Index für den Earth Overshoot Day drückt CO2-Emissionen in Quadratmetern aus – mit der Idee, dass es eine bestimmte Fläche zur Kompensation braucht. Doch der Ansatz ist wenig überzeugend, denn er verwischt die Problematik: Die globale Erwärmung ist per se kein Flächenproblem. Wenn mehr CO2 auf kleinerer Fläche gebunden werden könnte, würde sich der Indikator verbessern, obwohl die Emissionen gleich hoch blieben. Der diagnostizierte Überverbrauch von Ressourcen ist vor allem auf die CO2-Emissionen zurückzuführen, nicht auf die Ressourcennutzung. Wir verbrauchen nicht mehrere Erden. Wir haben auch nicht im Frühjahr alle Ressourcen verbraucht, die uns in einem Jahr zur Verfügung stehen. Aber die Welt produziert zu viel CO2. Das sollte man auch so benennen.
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