Kaum hat der Arbeitsminister einige Details des noch gar nicht veröffentlichten Armutsberichts preisgegeben, werden schon weit reichende Schlussfolgerungen gezogen. So wird die Einführung von Mindestlöhnen gefordert.
Falsche Schlussfolgerungen
Diese werden aber so manchen Arbeitsplatz kosten – und die Chance, dass Langzeitarbeitslose einen neuen Job bekommen, sinkt. So gerät gerade die Gruppe, der man helfen will, endgültig in die Armutsfalle. Denn ohne Job – egal wie gut bezahlt – bleibt man arm. Bei Erwerbstätigen sinkt das Armutsrisiko dagegen drastisch.
Die ersten Meldungen über den neuen Armutsbericht vermitteln den Eindruck, dass sich in Deutschland die Armut weiter ausbreitet. Das ist nicht so: Denn der Anteil der Personen mit einem Haushaltsnettoeinkommen von unter 60 Prozent des Durchschnitts – sie gelten als arm – liegt wie im Jahr 2003 bei rund 13 Prozent. Außerdem ist der Armutsbegriff sehr großzügig definiert: Die Armutsgrenze liegt danach z.B. für eine Familie mit zwei Kindern bei knapp 1.700 Euro netto, einschließlich Kindergeld. Ein Alleinverdiener in Vollzeit müsste somit einen Bruttolohn von mindestens 10 Euro haben, um nicht als arm zu gelten. Die Einführung eines Mindestlohns von 7,50 Euro würde also keinen einzigen Familienvater aus der Statistik eliminieren.

Die Mittelschicht im Fokus – Abgrenzung, Entwicklung und Mobilität
Etwa jeder zweite Bundesbürger zählte im Jahr 2018 zur Einkommensmittelschicht im engeren Sinn (i.e.S.). Seit über einer Dekade hat sich dieser Anteil nur unmerklich verändert.
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Stabile Mittelschicht: Einkommensmobilität zwischen Schichten
Die interaktive Grafik zeigt Ihnen mit nur einem Klick auf die Schaltfläche Start, wie sich die Einkommenspositionen von Personen aus unterschiedlichen Einkommensschichten zwischen den Jahren 2014 und 2018 entwickelt haben.
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