1. Home
  2. Presse
  3. IW-Nachrichten
  4. Kitakrise: Kinder ausländischer Eltern verlieren den Anschluss
Zeige Bild in Lightbox Fast leerer Flur im Kindergarten
Kitakrise hat gravierende Folgen. (© Gettyimages/Sean Gallup)
Wido Geis-Thöne / Axel Plünnecke IW-Nachricht 5. September 2024

Kitakrise: Kinder ausländischer Eltern verlieren den Anschluss

300 Experten kritisieren in einem offenen Brief die Lage in deutschen Kitas – und die Bundesregierung für ihren Umgang mit frühkindlicher Bildung. Besonders Kinder mit Migrationshintergrund könnten dadurch den Anschluss verlieren, zeigen Forschungsergebnisse des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW).

In Kitas fehlen tausende Fachkräfte, das verbleibende Personal ist häufig überfordert und krank: Die Zustände in Kitas gefährden das Kindeswohl, kritisieren Fachleute in einem offenen Brief. Die langfristigen Folgen für die Gesellschaft seien gravierend. Vor allem Kinder aus ärmeren Familien oder mit Migrationshintergrund drohen den Anschluss zu verlieren.  

Kita-Besuch wichtig für Sprachförderung 

IW-Forschungsergebnisse bestätigen das alarmierende Bild. So ist es für viele Eltern oft ein langer Weg, um überhaupt einen Kitaplatz zu finden: Bundesweit fehlten zuletzt fast 300.000 Plätze für Kinder unter drei Jahre. Jedes siebte Kind geht leer aus. Oft sind es Kinder ausländischer Familien, die bei der Vergabe zurückstecken müssen. Sie besuchen im Vergleich mit Kindern ohne Migrationshintergrund deutlich seltener eine Kita: Während 76,8 Prozent der Drei- bis Fünfjährigen und nur 22,3 Prozent der unter Dreijährigen mit Migrationshintergrund eine Kita besuchen, liegt der Anteil bei Kindern ohne Migrationshintergrund bei 99,3 Prozent und 44,5 Prozent.  

Um Wachstum und Wohlstand zu sichern, ist Deutschland auf Zuwanderer und ihre Kinder allerdings dringend angewiesen, umso wichtiger ist es, dass Kitas systematisch die Sprachkenntnisse überprüfen, um Kinder mit Förderungsbedarf zu unterstützen. Im Jahr 2023 sprachen nur 68 Prozent der unter Sechsjährigen zu Hause ausschließlich Deutsch und 27 Prozent vorwiegend eine andere Sprache. Die Kita könnte hier helfen und bis zum Schulstart ausreichende Sprachkenntnisse in Deutsch vermitteln, Lücken können später nur schwer geschlossen werden (Bildungsmonitor).

Keine Lösung: Kitaplätze reduzieren 

„Der offene Brief zu den negativen Folgen der Kitakrise ist wichtig und richtig, darf aber keinesfalls zum Anlass genommen werden, das Platzangebot zu reduzieren“, warnt Axel Plünnecke. Stattdessen sollte alles darangesetzt werden, die Situation in den Kitas auf anderen Wegen zu verbessern: Die Aus- und Weiterbildung für Kita-Fachkräfte sollten verbessert, zusätzliche multiprofessionelle Teams gewonnen, der Zugang für Studierende sozial- und kindheitspädagogischer Studiengänge erleichtert und qualifizierte Fachkräfte aus dem Ausland gesucht werden.  

Mehr zum Thema

Artikel lesen
Ohne Inflationsausgleich ändert das Elterngeld seinen Charakter
Wido Geis-Thöne IW-Kurzbericht Nr. 96 27. Dezember 2024

Ohne Inflationsausgleich ändert das Elterngeld seinen Charakter

Seit seiner Einführung im Jahr 2007 ist nie eine Anpassung der Mindest- und Höchstsätze für das Elterngeld erfolgt. So ist die Kaufkraft des Elterngeldes für Eltern mit höheren und niedrigem Einkommen bis zum Jahr 2023 um rund 38 Prozent gesunken und diese ...

IW

Artikel lesen
Paula Risius / Franziska Arndt / Philip Herzer Gutachten 4. Dezember 2024

KOFA-Kompakt 11/2024: Anreize setzen: Wie Unternehmen Teilzeitkräfte für mehr Stunden gewinnen

Fast jede:r dritte sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in Deutschland arbeitet in Teilzeit – mit steigender Tendenz. Teilzeit bietet vielen Beschäftigten erst die Möglichkeit, trotz weiterer Verpflichtungen oder Einschränkungen, erwerbstätig zu sein.

IW

Mehr zum Thema

Inhaltselement mit der ID 8880