Der Freiheitsindex des John Stuart Mill Instituts für Freiheitsforschung offenbart ein widersprüchliches Verhältnis der Deutschen zur Freiheit im Internet. In der Theorie sind sich die Bundesbürger der Gefahren bewusst, handeln aber in der Praxis nicht entsprechend.
Angst um Daten bleibt ohne Folgen
Der Freiheitsindex misst auf Grundlage einer Bevölkerungsumfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach regelmäßig die Wertschätzung der Deutschen für die Freiheit. Diesmal ging es vor allem um das Thema digitale Revolution. Der Index erreichte auf einer Skala von -50 bis +50 einen Wert von -7. In den drei Jahren zuvor hatte der Wert jeweils zwischen 0 und -3 gelegen. Ursächlich für den Rückgang war vor allem der niedrige Wert eines von drei Teilindizes, nämlich dem Index für die Medienberichterstattung. Weit weniger Artikel als noch im Vorjahr gaben der Perspektive der Freiheit Vorrang gegenüber der des Zwangs. Die beiden anderen Teilindizes verzeichneten dagegen positive Werte; der eine misst die subjektiv empfundene Freiheit, also etwa die Einstellung zu staatlichen Verboten, der andere die gesellschaftliche Wertschätzung von Freiheit im Vergleich zu Sicherheit, Gleichheit und Gerechtigkeit.
Wie sich zeigte, sehen die Deutschen die Überwachung durch ausländische Geheimdienste als größte Gefahr für die Freiheit im Netz. Weit verbreitet sind auch die Angst vor der ungewollten Verbreitung von Daten und die Angst vor Terroristen. Auch die staatliche Überwachung des Surfverhaltens wurde von fast der Hälfte der Befragten als eine der größten Bedrohungen genannt. Doch obwohl die Bürger das Ausspähen von Daten und den unerlaubten Handel damit fürchten, gehen sie leichtfertig mit ihren Daten um. Nur etwa 20 Prozent der Internetnutzer verschlüsseln ihre E-Mails, 40 Prozent ändern regelmäßig ihre Passwörter und etwa 50 Prozent meiden soziale Netzwerke.
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