Die Wahrscheinlichkeit für eine neue Euro-Krise ist deutlich geringer als vor zwei, drei Jahren, sagt IW-Direktor Michael Hüther im Interview mit der Nordwest-Zeitung. Die anderen Krisenländer sind in ihrem Weg der Anpassung deutlich vorangeschritten.
Wahrscheinlichkeit für neue Euro: Krise deutlich geringer
Bei den Neuwahlen in Griechenland könnte das Linksbündnis Syriza um Alexis Tsipras gewinnen, der die Sparvereinbarungen aufkündigen will. Droht eine Rückkehr der Euro-Krise?
Die Wahrscheinlichkeit für eine neue Euro-Krise ist deutlich geringer als vor zwei, drei Jahren. Die anderen Krisenländer sind in ihrem Weg der Anpassung deutlich vorangeschritten. Irland und Portugal brauchen keine Finanzhilfen mehr. Insgesamt hat sich Europa durch neue Institutionen, wie die Bankenunion und die Fiskalunion, einen zukunftsfähigen Rahmen gegeben. Das zeigen auch die vergleichsweise gelassenen Reaktionen an den Kapitalmärkten.
Inwieweit hat die Troika in Griechenland zu sehr die Zügel angezogen?
Möglicherweise war das tatsächlich eine Drehung zu hart. Am Ende geht es aber darum, ob ein Land insgesamt die Aufgabe der Sanierung begreift. Die Regierung Samaras hatte das sehr deutlich akzeptiert. Griechenland hat in den vergangenen Jahren Erhebliches geleistet. Tsipras bietet dagegen ein Programm à la Münchhausen an – ich ziehe mich an meinem eigenen Schopf aus dem Sumpf. Das funktioniert aber nur im Märchen. Seine Vorschläge – 30 Milliarden mehr Staatsausgaben und der Aufbau eines staatlichen Beschäftigungssektors – würden im Grunde auch die Rückkehr zu den alten Strukturen bedeuten. Die internationalen Geldgeber sollten jetzt klar sagen, dass sie nur solidarische Hilfe leisten, wenn Griechenland weiterhin verlässlich seine Zusagen erfüllt. Es gibt nichts zu verschenken.
Kann es sich Griechenland leisten, den Abbau der Schulden zu stoppen?
Damit würde Griechenland den internationalen Investoren signalisieren, dass sie es mit keinem verlässlichen Partner zu tun haben. Ich kann mir nicht wirklich vorstellen, dass das Bündnis im Falle eines Wahlsiegs die Schulden nicht mehr bedient. Das wäre Harakiri. Der Preis wäre eine weitgehende Isolierung innerhalb Europas. Europa kommt ohne Griechenland aus. Umgekehrt nicht. Insofern bin ich auch nicht sicher, dass die Linke tatsächlich die Wahl gewinnt. Die Bürger haben sehr genau zu überlegen. Für Griechenland wäre ein Austritt aus der Währungsunion mit einem abrupten Wohlstandsverlust verbunden.
Das Interview auf nwzonline.de

Investitionen: "Wir ignorieren, dass andere besser geworden sind"
Während Deutschland in der Rezession steckt, kann Frankreich auf ansehnliche Wachstumsraten verweisen. Im Handelsblatt-Podcast "Economic Challenges" diskutieren IW-Direktor Michael Hüther und HRI-Präsident Bert Rürup, was Frankreich besser macht – und welche ...
IW
Der Wohlstandseffekt der Hauptstadt
Die europäischen Hauptstadtregionen beeinflussen die Wirtschaftskraft ihres jeweiligen Landes durchweg positiv. Der Effekt fällt allerdings unterschiedlich stark aus. Ein Zehnjahresvergleich offenbart zudem die ...
iwd