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Hubertus Bardt im Deutschlandfunk Interview 3. Mai 2012

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Hubertus Bardt vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln sagt im Interview mit dem Deutschlandfunk, dass Kraftwerke, die nur für die Stromsicherung bereitstünden und wenige Stunden im Jahr laufen würden, sich nicht finanzieren könnten. Diese sollten daher extra vergütet werden.

Was halten Sie denn von Subventionen für fossil befeuerte Kraftwerke?

Ich glaube, es kann nicht darum gehen, dass einfach Geld gezahlt wird und die einzelnen Energieerzeugungsarten gegeneinander aufsubventioniert werden. Aber wir haben natürlich ein ganz reales Problem. Wir haben das Problem, dass die Sonne nur tagsüber scheint, der Wind auch nicht ständig weht und wir beides nicht steuern können, wir aber den Strom jederzeit zur Verfügung stellen müssen. Das heißt, man braucht Flexibilitäten. Man braucht entweder Importmöglichkeiten, man braucht Flexibilität bei der Nachfrage, oder man braucht entsprechend Kraftwerke, fossile Kraftwerke, die dann anspringen können, wenn die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht, und die müssen bezahlt werden.

Warum sollen das nicht die Stromverbraucher bezahlen?

Es gibt verschiedene Modelle, wie das zu organisieren ist. Auch wenn es der Stromverbraucher zahlt, könnte das als Subvention, so wie Sie es eben angetextet haben, bezeichnet werden. Klar ist: Am Ende des Tages wird es der Stromverbraucher auf die eine oder andere Art und Weise zahlen.

Es ist aber ja jetzt im Gespräch, dass es staatliche Anreize dafür gibt. Welchen Sinn macht das und wie könnte das gehen Ihrer Meinung nach?

Es wird über sogenannte Kapazitätsmärkte diskutiert, also dass für die Versorgungssicherheit, die dadurch gewährleistet wird, dass diese Kraftwerke bereitstehen, die aber nur sehr wenige Stunden im Jahr laufen und sich deshalb aus dem, was sie produzieren, nicht finanzieren können, die extra zu vergüten für diese Sicherheitsleine, die sie sozusagen mit einlegen und bereitstellen. Das kann dann über einen Ausschreibungswettbewerb beispielsweise passieren, dass gesagt wird, wer mir diese Sicherheit bereitstellt, kriegt dafür eine bestimmte Vergütung, wer am wenigsten braucht, der kriegt den Zuschlag. Ein Stück weit gibt es da Parallelen zum EEG (Anm. d. Redaktion: Erneuerbare-Energien-Gesetz).

Kommt da der Markt beim Strom nicht völlig unter die Räder, wenn auch dies dann staatlich über solche Ausschreibungen geregelt wird?

Das ist eine große Kunst, das so zu organisieren und so zu gestalten, dass der Markt nicht unter die Räder kommt. Die Gefahr ist sehr groß. Wir haben jetzt schon immer weniger Marktelemente im Strommarkt, immer mehr marktfremde Elemente. Der Anteil der Erneuerbaren wird deutlich ansteigen und wenn eines Tages 30, 50 und mehr Prozent nach dem EEG finanziert werden, also der Markt mit seiner Innovationskraft und mit seiner Effizienzkraft hier nicht mehr zum Tragen kommt, dann riskieren wir die Erfolge der Energiewende. Und wir dürfen nicht den Fehler machen, dasselbe eins zu eins auf den Bereich der Back-up-Kraftwerke zu übertragen, sondern müssen hier intelligenter vorgehen.

Teilen Sie den Eindruck, dass die Energiewende ein bisschen ins Stocken geraten ist?

Die Energiewende ist ja kein plötzlicher Prozess, der im letzten Jahr über uns kam, sondern eigentlich ein langfristiger Umstieg auf die erneuerbaren Energien. Der hat nicht erst letztes Jahr begonnen, sondern läuft schon eine Weile und wird noch bis Mitte des laufenden Jahrhunderts laufen. Ob sie ins Stocken geraten ist, ist eine sehr leicht auch als Vorwurf darzustellende Frage. Ich glaube, im Kern geht es darum, dass wir jetzt die Voraussetzungen dafür schaffen müssen, dass es über die nächsten Jahre und Jahrzehnte weitergehen kann: Wir müssen die Netze bauen, wir müssen die langfristigen Perspektiven herstellen für die Kraftwerksbetreiber, für die Investoren, auch für die Investoren in erneuerbare Energien, damit Investitionen geplant und getätigt werden können.

Das Interview zum Anhören

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