Sachsen hat beim Thema Bildung mal wieder die Nase vorn, so das Ergebnis des Bildungsmonitors 2012. Laut Bericht verfügt das Land über das leistungsfähigste Bildungssystem innerhalb Deutschlands. "Je früher die Kinder erreicht werden, umso besser", sagt Studienleiter Axel Plünnecke im heute.de-Interview.
Länder müssen in Bildung investieren
Was machen die Sachsen richtig?
Die Sachsen und Thüringer haben eine starke Infrastruktur, also viele Krippenplätze und viele Ganztagsschulen. So erreichen sie auch Kinder aus bildungsfernen Familien, das ist wichtig. Da in Sachsen schon immer in zwölf Jahren Abitur gemacht wurde, hatten sie keine Systemkämpfe, sondern konnten sich auf die Qualität konzentrieren. Außerdem profitieren sie von einer langen Tradition in den Ingenieurfächern, in denen das Land die Studienplätze weiter erhöht hat. Das sächsische Bildungssystem hat keine wirklichen Schwachstellen.
Was können die anderen Länder davon lernen?
In Bayern und Baden-Württemberg gibt es zum Beispiel zu wenig Kindergartenplätze für unter Dreijährige. Das hat negative Auswirkungen auf die Teilhabechancen. Die 15-jährigen Migrantenkinder sind heute bessere Schüler, wenn sie in den 90er-Jahren in den Kindergarten gehen konnten. Da hat sich viel getan, Deutschland ist auf dem richtigen Weg. Aber die Politik muss die Infrastruktur weiter ausbauen. Die Diskussion um das Betreuungsgeld irritiert da leider. Das Geld sollte besser in Krippenplätze investiert werden. Das ist eine sozialpolitische Investition, die im Resultat zu mehr wirtschaftlichem Wachstum führt.
Hat sich diese Einsicht in den Bundesländern durchgesetzt?
Ja, es hat sich die Einsicht durchgesetzt, dass es sich unsere Gesellschaft wirtschaftlich nicht leisten kann, Potentiale zu vergeuden. Je früher die Kinder erreicht werden, umso besser. Das gilt insbesondere in sozial schwachen Familien. Alle Länder haben deshalb die Ganztagsschulen und die frühkindliche Förderung ausgebaut und überall sank die Zahl der Schulabbrecher. Gleichzeitig wurde das System in allen Bundesländern durchlässiger. Es führen also überall mehr Wege zum Studium. Der Bildungsmonitor 2012 zeigt, dass wir in Deutschland einen deutlichen Anstieg von Hochschulabsolventen haben.
Welche Auswirkungen hat dies auf die Wirtschaft?
Die Betriebe haben einen hohen Bedarf an gut ausgebildeten Fachkräften. Studien zeigen, dass mehr Abiturienten nicht zu schlechteren Leistungen an Gymnasien führen. Gleichzeitig ist es wichtig, dass die berufliche Bildung weiter gefördert wird. Denn diese ist ein Markenzeichen des deutschen Bildungssystems, um das uns viele Länder beneiden. Beim Thema berufliche Bildung sind die Bayern exzellent, wohingegen Berlin zu wenig Ausbildungsplätze und zu viele Abbrecher hat.
Bremen ist auf Platz 5 geklettert, was hat sich da getan?
Bremen hat die Hochschulen stark ausgebaut, die Forschungsausgaben erhöht und die Infrastrukturen an den Schulen verbessert. Bei den Schulen bleibt aber großer Handlungsbedarf.
Werden sich die Verbesserungen auf die Wirtschaftskraft Bremens auswirken?
Vielleicht nicht direkt, weil einige Hochschulabsolventen wohl auch in wirtschaftliche starke Länder wie Bayern abwandern, wo es gemessen am Bedarf zu wenig Studenten gibt. Gesamtgesellschaftlich wird Deutschland davon profitieren, wenn die Länder in Bildung investieren.
Wo gibt es Handlungsbedarf?
Neben dem Ausbau der Infrastruktur muss die Politik die Qualität der Ausbildung verbessern. Es muss eine Kultur entstehen, in denen Schulen voneinander lernen. Die Vergleichsarbeiten der vergangenen Jahre bieten dazu eine gute Grundlage. Die Ergebnisse müssen in der Praxis noch besser umgesetzt werden. Außerdem sollte sich die Politik nicht in Systemkämpfen verlieren. Denn letztlich ist der Unterschied gering, ob das Schulsystem ein-, zwei-oder dreigliedrig ist. Viel wichtiger ist die Qualität der Bildung und dass sie möglichst viele Menschen erreicht.
Zum Interview auf heute.de
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