Die Idee kursiert seit Längerem: Wenn Maschinen zunehmend die Jobs von Menschen übernehmen, müssen sie besteuert werden. In einem Gastbeitrag in der Rheinischen Post erklärt IW-Ökonom Tobias Hentze, warum er die Idee ablehnt.
Sollen Roboter Steuern zahlen?
Ob Büroangestellte oder Berufskraftfahrer, ob Bankkaufleute oder Buchhalter: Maschinen gefährden etwa die Hälfte der heutigen Jobs – so ist es immer wieder zu lesen. Die Idee einer Robotersteuer klingt deshalb verlockend. Menschliche Arbeitskräfte zahlen schließlich auch Einkommensteuer. Bei näherer Betrachtung erweist sich die Idee jedoch als ungeeignet. Erstens gibt es derzeit keine Anzeichen dafür, dass die Digitalisierung tatsächlich Arbeitsplätze gefährdet, obwohl sich die Arbeitswelt in den vergangenen Jahren bereits gewaltig verändert hat. Beispiel Industrie: Die Zahl multifunktionaler Roboter, die in der Produktion eingesetzt werden, hat sich zwischen 2007 und 2014 um mehr als 25 Prozent erhöht. Zugleich ist die Beschäftigung im verarbeitenden Gewerbe in den vergangenen Jahren leicht gestiegen. Insgesamt haben in Deutschland heute so viele Menschen einen Job wie nie zuvor.
Auch die Befürchtung, dass die Digitalisierung zu weniger sicheren Arbeitsplätzen führt, bestätigt sich nicht: Der Anteil der befristeten Stellen bleibt seit Jahren stabil bei unter zehn Prozent. In Branchen, die besonders stark vom digitalen Wandel betroffen sind, ist die Quote sogar noch niedriger: In der Verkehrs- und Kommunikationsbranche sind nur acht Prozent der Arbeitnehmer befristet beschäftigt, bei Finanzdienstleistern sind es weniger als vier Prozent.
Dennoch wird es kurzfristig auch Verlierer geben – Menschen, deren Qualifikationen durch den digitalen Wandel nicht mehr so gefragt sind wie zuvor. Sie brauchen Unterstützung, insbesondere in Form von passenden Weiterbildungen. Eine Robotersteuer hilft ihnen dagegen nicht. Sie würde dafür sorgen, dass es für Unternehmen teurer wird, in Technik zu investieren. Das bremst die Firmen im internationalen Wettbewerb aus. Da Roboter hauptsächlich Handelsgüter herstellen, würde sich ein Teil der Produktion in Länder verlagern, in denen Roboter nicht besteuert werden. Die Steuer, die eigentlich Arbeitsplätze schützen soll, würde für die Beschäftigten zum Bumerang.
Um das zu verhindern, müsste die Robotersteuer international einheitlich gelten. Doch selbst in diesem politisch wenig realistischen Szenario würde die Abgabe den Beschäftigten eher schaden. Wenn Unternehmen aufgrund der Steuer weniger auf neue Technologien setzen, bremst das die Produktivität der Arbeitnehmer – die ist wiederum entscheidend für die Löhne, die Unternehmen ihren Angestellten zahlen können. Diese Grundregel der Volkswirtschaftslehre bestätigt auch eine Untersuchung des Bundesarbeitsministeriums. Demnach ist mehr als die Hälfte der Beschäftigten überzeugt, dass sich ihre eigene Arbeitsleistung durch technologische Neuerungen merklich erhöht hat.
Den Faktor Arbeit entlasten
Offensichtlich wird das in der Landwirtschaft: Mit den heutigen Pflanz- und Erntemaschinen kann ein einzelner Bauer ein Vielfaches der früheren Fläche beackern. Dennoch fordert niemand, Sondersteuern auf landwirtschaftliche Maschinen zu erheben, um die Beschäftigung in der Agrarwirtschaft zu schützen. Stattdessen haben sich die Arbeitsplätze in die Industrie und den Dienstleistungssektor verschoben. Das hat letztlich den Wohlstand insgesamt gesteigert.
Darüber hinaus gibt es ein technisches Argument, das gegen eine Robotersteuer spricht: In der Praxis ergäben sich schnell Abgrenzungsprobleme. Wann wird eine Maschine zum Roboter – dann, wenn sie mit anderen Maschinen kommuniziert? Oder wenn sie selbstständig Fehler erkennt? Statt Kapitalinvestitionen stärker zu belasten, sollte die Politik lieber den Faktor Arbeit entlasten: Geringere Steuern und Abgaben schützen Arbeitsplätze in einer internationalen Wirtschaftswelt deutlich besser und langfristiger als eine Robotersteuer. Und wenn mehr Menschen Arbeit haben und gut verdienen, erhält der Staat höhere Steuereinnahmen.
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