1. Home
  2. Presse
  3. In den Medien
  4. Ökonom geißelt schwarz: rote Mindestlohn
Zeige Bild in Lightbox rote Mindestlohn
(© Foto: contrastwerkstatt - Fotolia)
Teilen Sie diesen Artikel:

oder kopieren Sie den folgenden Link:

Der Link wurde zu Ihrer Zwischenablage hinzugefügt!

Michael Hüther auf handelsblatt.com Gastbeitrag 20. Oktober 2013

Ökonom geißelt schwarz: rote Mindestlohn

Die SPD hat einen generellen Mindestlohn von 8,50 Euro pro Stunde zur Bedingung für Schwarz-Rot gemacht. IW-Direktor Michael Hüther kritisiert auf handelsblatt.com, ein Mindestlohn führe zu Beschäftigungsverlusten.

Teilen Sie diesen Artikel:

oder kopieren Sie den folgenden Link:

Der Link wurde zu Ihrer Zwischenablage hinzugefügt!

Erstens: Ein Mindestlohn von 8,50 Euro hat Beschäftigungsverluste zur Folge. Empirische Analysen für Deutschland ergeben, dass sich der Mindestlohn im ostdeutschen Bauhauptgewerbe und im gesamtdeutschen Dachdeckerhandwerk negativ auf die Beschäftigung ausgewirkt hat. 56 Prozent der internationalen Studien belegen einen negativen Effekt des Mindestlohns auf den Arbeitsmarkt; in nur 9 Prozent der Studien ist eine positive Wirkung festzustellen. Der Glaube, ein gesetzlicher Mindestlohn führt nur zu einer Umverteilung zugunsten der Beschäftigten ist unbegründet. Aber selbst dann würde die Schmälerung der Gewinne oder die Erhöhung der Preise negative Zweitrundeneffekte für die Volkswirtschaft auslösen.

Zweitens: Ein Mindestlohn ist verteilungspolitisch ineffizient, er eignet sich nicht als Anti-Armutsinstrument. Nicht einmal ein Fünftel der Niedriglohnempfänger mit einem Stundenlohn von unter 8,50 Euro ist arm. Denn die meisten leben mit Partnern zusammen, die ein höheres Einkommen beziehen. Häufig verdient die Frau nur etwas zum Verdienst des Partners hinzu. Ein Mindestlohn würde also vielen helfen, die gar nicht bedürftig sind.Außerdem ist ein geringer Stundenlohn nicht immer der Grund, dass Erwerbstätige trotz Arbeit auf staatliche Transfers angewiesen sind. Ausschlaggebend ist in den meisten Fällen die geringe Arbeitszeit, so arbeitet mehr als die Hälfte der Hartz-IV-Aufstocker weniger als 15 Stunden pro Woche. Hier stockt nicht das Arbeitslosengeld II den Lohn auf, sondern umgekehrt: Sie bessern sich die Stütze mit ein bisschen Arbeit auf. Die zweite Gruppe der Aufstocker, die wenig von einem Mindestlohn hätte, sind die Familien. Denn ihr ALG-II-Anspruch ist so hoch, dass sie selbst dann einen Zuschuss erhalten würden, wenn der Mindestlohn ihr Arbeitseinkommen aufbessern würde. Bleibt eine Gruppe, die tatsächlich einzig und allein wegen ihres geringen Stundenlohns Unterstützung erhält: alleinstehende Niedriglöhner mit voller Stelle. Doch deren Anzahl ist überschaubar. In der Regel handelt es sich um Geringqualifizierte mit kleiner Wertschöpfung. Müssten die Unternehmen ihnen einen Mindestlohn zahlen, stünden ihre Stellen auf dem Spiel. Gerade für diese Gruppe ist es aber wichtig, einen Fuß in den Arbeitsmarkt zu bekommen.

So gilt: Ein allgemeiner gesetzlicher Mindestlohn ist beschäftigungsschädlich und verteilungspolitisch ineffizient. Es gilt der politische Grundsatz: Gut gemeint, doch schlecht gemacht. Die Politiker aller Parteien sollten das wissen. Doch nichts ist offenkundig beharrlicher, als eine einmal zurecht gelegte Ideologie.

Zum Artikel auf handelsblatt.com

Teilen Sie diesen Artikel:

oder kopieren Sie den folgenden Link:

Der Link wurde zu Ihrer Zwischenablage hinzugefügt!

Mehr zum Thema

Artikel lesen
Armut in Europa
Judith Niehues / Christoph Schröder iwd 20. April 2023

Armut in Europa

Ob jemand in der EU als armutsgefährdet oder arm gilt, hängt stark von seinem Wohnort ab. Denn die Schwellenwerte für die Armutsgefährdung orientieren sich an den durchschnittlichen Einkommen des jeweiligen Landes. Skandinavier sind insgesamt deutlich seltener ...

iwd

Artikel lesen
Judith Niehues / Maximilian Stockhausen IW-Trends Nr. 2 16. Mai 2022

Die Mittelschicht im Fokus – Abgrenzung, Entwicklung und Mobilität

Etwa jeder zweite Bundesbürger zählte im Jahr 2018 zur Einkommensmittelschicht im engeren Sinn (i.e.S.). Seit über einer Dekade hat sich dieser Anteil nur unmerklich verändert.

IW

Mehr zum Thema

Inhaltselement mit der ID 8880