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(© GettyImages)
Michael Grömling in den VDI-Nachrichten Gastbeitrag 16. Dezember 2022

Konjunkturampel: Kein Investitionseinbruch

Die Aussichten für die Weltkonjunktur haben sich aufgrund der geopolitischen Lage, der weltweiten Energie- und Rohstoffprobleme und der dadurch hohen Inflation deutlich eingetrübt, schreibt IW-Konjunkturexperte Michael Grömling für die VDI-Nachrichten.

Eine schwache Konjunktur in China und in den USA sorgt für eine Verlangsamung der globalen Dynamik. Das signalisiert eindrucksvoll die IW-Konjunkturampel – vor allem mit Blick auf China. Hier wird möglicherweise auch 2023 Corona noch für Ungemach sorgen. Der damit auch absehbar schwächere Welthandel dämpft die Perspektiven der deutschen Exporteure. 

Dagegen erscheinen mit Blick auf Deutschland in letzter Zeit wichtige Belastungsfaktoren weniger bedrückend. Die Gefahr einer Gasmangellage im Winterhalbjahr 2022/2023 hat sich vermindert. Die Gasspeicher sind gut gefüllt und der Verbrauch deutlich niedriger als in den Vorjahren. Ein Teil der bisherigen Einsparungen in der Industrie war gleichwohl auch Folge von bereits erfolgten (preisbedingten) Produktionseinschränkungen. Es hängt nun von den Temperaturen und dem Verbrauchsverhalten der privaten Haushalte ab, ob und inwieweit Versorgungsprobleme mit Energie eintreten – völlig auszuschließen sind Produktionsstörungen deshalb nicht. Seit ihren Rekordständen vom Sommer 2022 haben sich die Preise für Rohöl und Erdgas deutlich zurückgebildet – sie bleiben jedoch auf hohem Niveau. Die globalen Lieferkettenstörungen haben sich seit Frühjahr 2022 deutlich entspannt. Materialengpässe in der Industrie und Bauwirtschaft gehen zurück – sie sind aber nicht vom Tisch. Zudem werden von staatlicher Seite gewaltige Volumina bewegt, um die Auswirkungen der Energiepreiskrise vor allem auf der Ebene der privaten Haushalte abzumildern.

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„Alles gute Signale zum Jahresende.“

Die IW-Konjunkturampel signalisiert aber auch, dass Befragungen von Unternehmen und Konsumenten auf eine merkliche Rezession im Winterhalbjahr 2022/2023 hinweisen. Der Energiepreisschock geht am privaten Konsum nicht spurlos vorbei. Die Ergebnisse der aktuellen IW-Konjunkturumfrage belegen zudem eine Verschlechterung der Investitionsneigung in Deutschland. Ein Investitionseinbruch ist gleichwohl nicht zu erwarten: Während knapp ein Viertel der befragten Firmen mit höheren Investitionen im Jahr 2023 plant, gehen über ein Drittel von einem niedrigeren Investitionsbudget aus. Die verbleibenden gut 40 Prozent erwarten zumindest stabile Investitionen im kommenden Jahr.

Bei den Bauinvestitionen waren bereits starke Rückgänge zu verzeichnen. Hier zeigen sich die eingeschränkten Produktionsmöglichkeiten infolge fehlender Fachkräfte und der Materialprobleme. Hohe Energiekosten und die mit den Knappheiten verbundenen Materialpreisanstiege verteuern die Bautätigkeit. Nach der Stagnation im Jahr 2021 werden die realen Bauinvestitionen in 2022 um fast 2 Prozent sinken und 2023 nochmals um 3 Prozent nachgeben. Das wird auch auf andere Investitionsbereiche durchwirken.

Die Ausrüstungsinvestitionen, zu denen etwa Maschinen, Geschäftsausrüstungen und gewerbliche Fahrzeuge zählen, legten bis einschließlich drittes Quartal 2022 zu. Aufgrund dieser Erholung werden sie im Jahresdurchschnitt 2022 ihr schwaches Vorjahresniveau um mehr als 2 Prozent übertreffen. Zudem konnte die infolge der Pandemie entstandene Lücke (im Vergleich zum Investitionsvolumen 2019) deutlich auf rund 5 Prozent verkleinert werden. Die hohen Verunsicherungen hinsichtlich der geoökonomischen Rahmenbedingungen, eine schwächelnde Weltkonjunktur, gedämpfte Produktionsperspektiven wegen der ungewissen Material- und Energiesituation sowie höhere Finanzierungskosten belasten das Investitionsklima. Deshalb kommt die Investitionstätigkeit nicht weiter voran, sie bricht aber auch nicht ein. Die realen Ausrüstungsinvestitionen dürften im Jahr 2023 immerhin um gut 1 Prozent zulegen. Die sich dann über vier Jahre hinziehende Investitionsschwäche in Deutschland schafft einen gewaltigen Nachholbedarf in den kommenden Jahren – aber nur mit guten Investitions- und Standortbedingungen.

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