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(© Foto: iStock)
Michael Grömling in den VDI-Nachrichten Gastbeitrag 22. Juni 2018

IW-Konjunkturampel: Im politischen Gegenwind

Der Streit mit den USA und das Ringen um die Zukunft der EU lassen die Unternehmen vorsichtiger agieren, schreibt IW-Konjunkturexperte Michael Grömling in den VDI Nachrichten.

Die wirtschaftliche Zuversicht in Deutschland lässt nach. Noch läuft die Konjunktur, die Produktionskapazitäten sind sehr gut ausgelastet, der Arbeitsmarkt stabil, die Konsumenten sind in Kauflaune. Aber die IWKonjunkturampel weist auf eine zunehmende Vorsicht, auf eine nachlassende Dynamik hin.

Vor allem die deutsche Industrie verspürt immer weniger konjunkturellen Rückenwind. Die Auftragseingänge sind seit vier Monaten rückläufig, die Industrieproduktion tritt mehr oder weniger nur noch auf der Stelle.

Der Einkaufsmanagerindex liegt zwar noch im Expansionsbereich, aber die Werte gehen Monat für Monat zurück. Auch das für die deutsche Wirtschaft wichtige Exportgeschäft hat spürbar nachgelassen. Der im ersten Quartal 2018 noch klar zu erkennende Optimismus der Unternehmen scheint zu schwinden.

Während die geopolitischen Verunsicherungen im vergangenen Jahr die deutsche Wirtschaft nicht beeinträchtigt haben, so scheinen sie jetzt allmählich zu wirken. Die politischen Gegenwinde nehmen infolge der weltpolitischen Verspannungen weiter zu. Die Zollpolitik der Vereinigten Staaten gegenüber ihren Nachbarn und der EU sowie das G-7-Treffen Anfang Juni haben unmissverständlich das schwieriger werdende wirtschaftliche Miteinander zum Ausdruck gebracht. Auch China wird die neue protektionistische Gangart der USA spüren – und selbst reagieren.

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Hinzu kommen die politischen Veränderungen in Europa: Italien hat eine neue Regierung, Spanien einen neuen Regierungschef. Was die aktuellen politischen Verhältnisse in Italien für Europa und den Euroraum bedeuten, ist nicht klar. Daneben ringen auch Frankreich und Deutschland um die Frage, wie es mit der Europäischen Union weitergehen soll. Unter welchen Bedingungen die Briten die EU verlassen, ist auch nicht klar.

Offensichtlich vermindern diese unklaren Rahmenbedingungen die Zuversicht für eine anhaltende und schwungvolle Erholung in Europa. Die IW-Konjunkturampel signalisiert jedenfalls eine wachsende Vorsicht. Während im Februar 2018 alle Felder der Konjunkturampel für den Euroraum grün erstrahlten, sind jetzt im Juni nur noch zwei Felder grün markiert.

Die Beschäftigung und der Konsum konnten sich weiter verbessern. Die Industrie im Euroraum ist jedoch auf dem Rückzug. Auch hier signalisieren die Auftragseingänge eine nachlassende Dynamik. Vor allem die dringend notwendige Erholung bei den Investitionen kommt ins Stocken.

Das gilt in erster Linie für die Investitionen der Unternehmen. Die geldpolitischen Möglichkeiten sind ausgeschöpft, ohne bei den privatwirtschaftlichen Investitionen Großes bewirkt zu haben. Neue Versprechungen mit staatlichen Investitionstöpfen werden in diesem politischen Umfeld nicht helfen.

Notwendig ist ein wirtschaftsorientierter Kurs in den jeweiligen Ländern, der die zukünftigen Belastungen von Unternehmen und Haushalten einigermaßen erkennen lässt.

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