Die Kosten für die Entgeltfortzahlung werden wegen vermehrter Ausfälle von Beschäftigten im Zuge der Omikron-Welle steigen, schreibt IW-Ökonom Jochen Pimpertz in einem Gastbeitrag für die Fuldaer Zeitung.

Omikron: Erhebliche Folgekosten
Erkranken Arbeitnehmer, zahlt der Arbeitgeber bis zu sechs Wochen lang das Gehalt weiter – ein-schließlich seiner darauf anfallenden Anteile am Sozialversicherungsbeitrag. Insgesamt mussten die Unternehmen im vergangenen Jahr dafür 77,7 Milliarden Euro aufwenden. Damit haben sich die Kosten für die Entgeltfortzahlung gegenüber 2010 mehr als verdoppelt.
Das hat unterschiedliche Gründe: Selbst bei unverändertem Krankenstand sorgt jede Gehaltsrunde für nominal höhere Aufwendungen. Steigende Beitragssätze können zusätzlich für Auftrieb sorgen, sie haben sich aber im vergangenen Jahrzehnt nur geringfügig verändert. Für höhere Kosten sorgten jedoch die steigenden Beschäftigtenzahlen. Denn bei konstanter Krankenstandsquote fallen damit mehr Mitarbeiter aus.
Aber auch der Anteil der krank gemeldeten Mitarbeiter ist zwischen 2010 und 2020 um mehr als ein Viertel gestiegen. Ein Grund dafür: In alternden Belegschaften schlagen vermehrt Leiden zu Buche, die in höherem Alter häufiger auftreten und deren Heilung länger dauert – zum Beispiel bei Muskel- und Skeletterkrankungen.
Hat die Corona-Pandemie die Entwicklung zusätzlich beeinflusst? In den jährlichen Statistiken zur Krankenstandentwicklung spiegelt sich das bislang kaum wieder. Die Daten basieren auf Auswertun-gen sämtlicher Atteste, die in einem Jahr von den Ärzten ausgestellt wurden. Weil von den ersten vier Wellen meist hochbetagte Menschen betroffen waren, Krankschreibungen aber in der Regel von den Arbeitnehmern benötigt werden, zeigen die Zahlen bislang kaum einen Effekt.
Bislang – denn mit Omikron hat sich das Bild geändert. Seit dem vergangenen Winter werden nicht nur extreme Inzidenzen gemessen, davon sind nun auch zu einem großen Anteil Personen im Erwerbsalter betroffen. Welchen Einfluss die fünfte Welle auf den Krankenstand in diesem Jahr haben wird, ist noch offen. Immerhin ermöglichen die Daten einer monatlichen Stichprobe des Dachverbands der Betriebskrankenkassen einen ersten Ausblick.
Grundsätzlich werden alle attestierten Erkrankungen nach einem einheitlichen Code verschlüsselt und in Diagnosehauptgruppen sortiert – auch die Angaben aus der Stichprobe. Corona-Erkrankungen landen seit dem Frühjahr 2020 unter „sonstigen Erkrankungen“. Bis zum Herbst 2021 ist der Krankenstand aufgrund von Erkrankungen in dieser Hauptgruppe nur geringfügig gestiegen, seit dem November jedoch deutlich. Es liegt nahe, diese Veränderung den Omikron-Fällen zuzuschreiben. Rechnet man die bis Juli 2022 beobachteten Abweichungen auf das gesamte Jahr hoch, dann wird die krankheitsbedingte Fehlzeitenquote in diesem Jahr voraussichtlich um knapp 5 Prozent steigen.
Das kostet. Wenn die betroffenen Mitarbeiter im Durchschnitt so viel verdienen wie ihre erkrankten Kollegen im vergangenen Jahr, dann müssen Arbeitgeber 2022 noch einmal 3,6 Milliarden Euro für die Entgeltfortzahlung oben drauflegen – nur für ihre an Omikron erkrankten Mitarbeiter. Ob Bäckermeister oder mittelständischer Automobilzulieferer, auch damit leisten die Unternehmen in Deutschland einen wichtigen Beitrag zur Finanzierung der Corona-Folgekosten.

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