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(© Foto: Tiberius Gracchus - Fotolia)
Michael Voigtländer und Rosemarie Stibbe in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung Gastbeitrag 4. Januar 2013

Immobilienbranche scheut Nachhaltigkeitsberichte

Greenbuildings, Energieeffizienz und Responsible Investments sind mittlerweile zentrale Begriffe für die Immobilienwirtschaft. Doch während Nachhaltigkeit auf der Gebäudeebene zunehmend zur Selbstverständlichkeit wird, spielt sie auf der Unternehmensebene bislang nur eine untergeordnete Rolle.

Erste Ergebnisse eines kooperativen Forschungsprojektes der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg und des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln zeigen, dass nur neun der größten 140 Immobilienunternehmen einen Nachhaltigkeitsbericht veröffentlichen – also gerade einmal 6 Prozent. Dabei ragen weder Immobilienaktienunternehmen noch Kapitalanlagegesellschaften, Wohnungsunternehmen oder Initiatoren geschlossener Fonds hervor.

Auf den zweiten Blick zeigt sich jedoch, dass viel mehr Unternehmen im Bereich Corporate Social Responsibility (CSR) aktiv sind, und zwar nicht nur unter ökologischen, sondern auch unter sozialen Aspekten. Bislang sind diese Aktivitäten jedoch vielfach nicht in die Unternehmensstrategie eingebettet worden, oder aber es fehlt an einer strukturierten Dokumentation. So weisen etwa 12 Prozent der Immobilienaktienunternehmen und sogar 35 Prozent der Wohnungsunternehmen ihre gesellschaftliche Verantwortung auf der Homepage nach, veröffentlichen aber dennoch keinen Nachhaltigkeitsbericht.

Die Immobilienbranche ist gut beraten, sich hier besser aufzustellen. Von Seiten der Politik wie auch der Wirtschaft selbst wächst der Druck, sich nachhaltig aufzustellen und dies auch zu dokumentieren. Sowohl die EU-Kommission als auch die Bundesregierung forcieren die Implementierung von CSR-Strategien. Zwar ist CSR nach der Strategie der Bundesregierung (noch) freiwillig, aber entgegen vielen Annahmen keineswegs beliebig. Das heißt, dass schon heute eine ernst gemeinte CSR-Implementierung an bestimmte Qualitätskriterien geknüpft ist. Die EU fordert zudem mit ihrem Aktionsplan zur neuen EU-Strategie (2011 bis 2014) alle großen europäischen Unternehmen auf, sich im Rahmen ihrer CSR-Konzepte bis 2014 zu verpflichten, international anerkannte CSR-Leitlinien (wie etwa die ISO 26000) zu berücksichtigen. Für die Zukunft sind auch gesetzliche Vorgaben nicht auszuschließen. Sowohl die EU als auch die Bundesregierung haben außerdem bereits CSR-Kriterien in die Vergaberichtlinien für das öffentliche Auftragswesen implementiert.

Noch wichtiger ist jedoch der Druck aus der Wirtschaft. Für große Konzerne wie BMW oder Metro ist CSR heute eine Selbstverständlichkeit. Dies bedeutet, dass diese Konzerne unter Berücksichtigung ihrer gesamten Lieferantenkette nach Möglichkeit auch nur mit CSR-Unternehmen kooperieren oder nur solchen Unternehmen Aufträge erteilen. Angesichts der großen Dynamik des CSR-Themas in der deutschen Wirtschaft führt eine Vernachlässigung von CSR automatisch zu einer zunehmenden Verengung des Kundenspektrums aus der Wirtschaft.

Vielfach ist zu hören, dass der Aufwand für Nachhaltigkeitsberichte für kleine und mittlere Unternehmen viel zu hoch ist. Längst wurden die Anforderungen an die kleinen und mittleren Unternehmen jedoch angepasst, und mit dem Nachhaltigkeitskodex des Rates für Nachhaltige Entwicklung bietet sich eine Grundlage, auf der man kompakte, aber dennoch aussagekräftige Berichte verfassen kann. Außerdem werden durch die Bundesregierung und durch die EU die Besonderheiten von kleinen und mittleren Unternehmen explizit berücksichtigt und die Implementierung von CSR-Konzeptionen auf Antrag sogar finanziell unterstützt. Ebenso wie die Finanzbranche steht auch die Immobilienbranche unter dem Generalverdacht, nur kurzfristig und einseitig gewinnmaximierend zu agieren. Der Aufbau von Vertrauen und die Dokumentation einer nachhaltigen und gesellschaftlich verantwortungsvollen Strategie sind daher essentiell, um auch künftig Kunden und Investoren zu gewinnen und auch die nächste Krise zu überstehen.

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