2009 ist ein Jahr der Jubiläen für Deutschland: 90 Jahre Weimarer Reichsverfassung, 60 Jahre Grundgesetz und 20 Jahre Mauerfall. Doch auch die Erinnerung an 80 Jahre seit Beginn der Großen Depression schiebt sich in den Vordergrund. Was mit einem Börsencrash in den USA im Oktober 1929 begann, weitete sich nach und nach zu einer Weltwirtschaftskrise aus. Als 1931 auch deutsche und österreichische Banken zusammenbrachen, die – so Harold James – ihre Wirtschaften mit geliehenem Geld vor allem aus den USA aufgebaut hatten und mit schwachen Finanzsystemen der Hyperinflation den Weg bahnten, breitete sich das Fieber von Europa aus auf die gesamte industrialisierte Welt aus.
Heute befindet sich die Weltwirtschaft in der schwersten Rezession seit 60 Jahren. Über einen Einbruch der Auslandsnachfrage und der Exporttätigkeit hat die Krise auf Deutschland übergegriffen. Das reale Bruttoinlandsprodukt wird in Deutschland in diesem Jahr drastisch sinken und die Exporte sind vorübergehend regelrecht eingebrochen. Die Rezession wird sich auch negativ auf den deutschen Arbeitsmarkt auswirken und nahezu die gesamten Beschäftigungsgewinne des vorangegangenen Aufschwungs wieder aufzehren. Das kurzfristige Staatsdefizit wird ebenso rasch zunehmen wie die langfristige Verschuldung.
Diese Entwicklung wirft nicht nur wegen ihrer historischen Parallelen Fragen nach der Zukunftsfähigkeit unserer Wirtschaftsordnung auf. Die Frage nach dem exportorientierten, industriestarken, kapitalintensiven „Geschäftsmodell Deutschland“ wird gestellt. Unsere Tagung gibt Antworten auf folgende Fragen geben: Wie anfällig ist das Modell Deutschland gegen einen Weltnachfrageeinbruch? Wie kann sich ein krisenresistentes Bankensystem entwickeln? Welche Rolle spielen Vertrauen und Verhaltenspsychologie in einer verflochtenen Welt? Welche Bedeutung haben Bildung, Technik und Innovation sowohl für die industrialisierte wie postindustrialisierte deutsche Ökonomie? Wie kann die Grundausstattung mit Natur mit den ökonomischen Anforderungen harmonieren?