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Wido Geis-Thöne IW-Report Nr. 39 21. Oktober 2021 Stand und Entwicklungen bei den familienpolitischen Zielen im europäischen Vergleich

Legt man die vier Zielbereiche zugrunde, die in der groß angelegten Gesamtevaluation der ehe- und familienpolitischen der Leistungen in Deutschland in den 2000er Jahren identifiziert wurden, ergibt sich zum Stand Deutschlands im europäischen Vergleich ein gemischtes Bild.

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Stand und Entwicklungen bei den familienpolitischen Zielen im europäischen Vergleich
Wido Geis-Thöne IW-Report Nr. 39 21. Oktober 2021

Stand und Entwicklungen bei den familienpolitischen Zielen im europäischen Vergleich

Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Institut der deutschen Wirtschaft (IW)

Legt man die vier Zielbereiche zugrunde, die in der groß angelegten Gesamtevaluation der ehe- und familienpolitischen der Leistungen in Deutschland in den 2000er Jahren identifiziert wurden, ergibt sich zum Stand Deutschlands im europäischen Vergleich ein gemischtes Bild.

  • Vereinbarkeit von Familie und Beruf: Trotz eines deutlichen Anstiegs zwischen den Jahren 2009 und 2019, lag der Anteil der erwerbstätigen Mütter mit Kindern im Alter unter 15 Jahren im Jahr 2019 in Deutschland mit 73,2 Prozent nur etwa beim Durchschnitt der EU-Länder von 73,0 Prozent. Hingegen erreichte Spitzenreiter Slowenien einen Wert von 86,6 Prozent. Hinzukommt, dass der Anteil der im Umfang von weniger als 30 Stunden in der Woche beschäftigten Personen an den erwerbstätigen Müttern im Jahr 2019 in Deutschland mit 51,2 Prozent nach den Niederlanden und Österreich am dritthöchsten war und weit über dem EU-Schnitt von 18,1 Prozent lag. Behält man die im europäischen Vergleich gute Arbeitsmarktlage in Deutschland mit im Blick, weist dies darauf hin, dass trotz der deutlichen Verbesserungen der letzten Jahre bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf in Deutschland noch immer Handlungsbedarf besteht.
  • Wirtschaftliche Stabilität von Familien: Im Jahr 2019 waren in Deutschland 12,1 Prozent der Minderjährigen armutsgefährdet und 6,4 Prozent von sozialer und materieller Deprivation betroffen. Das sind der sechst- und der achtniedrigste Wert in der EU. Obschon es noch weitere Verbesserungsmöglichkeiten gibt, steht Deutschland bei der Vermeidung von Armutsrisiken für Familien also bereits heute gut da. Allerdings findet sich das Land beim Verhältnis der Einkommen von Paaren mit und ohne Kinder nur im europäischen Mittelfeld, was mit der hohen Teilzeitquote der Mütter in Zusammenhang stehen könnte.
  • Wohlergehen und gute Entwicklung von Kindern: Zu diesem sehr wichtigen Zielbereich der Familienpolitik liegen derzeit keine geeigneten international vergleichbaren Statistiken vor. Daher können auch keine empirisch fundierten Aussagen zum Stand Deutschlands im europäischen Vergleich getroffen werden. Allerdings legen die Ergebnisse der letzten TIMMS- und IGLU-Studie zu den Kompetenzen von Grundschülern in den Bereichen Mathematik, Naturwissenschaften und Lesen, die vorwiegend die Qualität der Schulen und damit der Bildungspolitik widerspiegeln, nahe, dass hier noch größere Verbesserungspotenziale bestehen könnten.
  • Erfüllung von Kinderwünschen: Während die Zahlen der Geburten je 1.000 Einwohner zwischen den Jahren 2009 und 2019 in fast allen anderen EU-Ländern gesunken sind, war in Deutschland ein Anstieg um 1,3 zu verzeichnen. Dennoch lag das Land mit dem im Jahr 2019 erreichten Wert von 9,4 nur auf Rang 18. Ein ähnliches Bild ergibt sich auch bei der zusammengefassten Geburtenziffer, die in Deutschland im Jahr 2019 bei 1,54 Kinder je Frau und damit um ein Sechstel niedriger als in Frankreich mit 1,86 lag. Gegenüber 2009 ist sie um 0,18 gestiegen. Allerdings ist bereits seit dem Jahr 2016 wieder eine rückläufige Tendenz zu beobachten. Vor diesem Hintergrund benötigt die Erfüllung von Kinderwünschen nach wie vor ein besonderes Augenmerk der deutschen Familienpolitik.

Um hier Verbesserungen zu erzielen, können neben familienpolitischem Handeln auch Maßnahmen in anderen Politikbereichen hilfreich sein. Allerdings zeigen die Ergebnisse der europaweiten Befragung „Leben in Europa“ (EU-SILC), dass Deutschland bei der für die Familien in vielerlei Hinsicht sehr wichtigen Betreuungsinfrastruktur gegenüber den Spitzenreitern in Europa weiter deutlichen Nachholbedarf hat. Auch ist der Ausbau der Betreuungsangebote für unter Dreijährige trotz des im Jahr 2013 in Kraft getretenen Rechtsanspruch im Zeitraum zwischen den Jahr 2009 und 2019 im europäischen Vergleich nicht besonders dynamisch verlaufen. 

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