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Wido Geis-Thöne IW-Report Nr. 3 21. Januar 2023 Bildungsstand der Bevölkerung im europäischen Vergleich

Mit den vor dem Hintergrund des demografischen Wandels zunehmenden Lücken am Arbeitsmarkt und den sich verändernden Anforderungen an die Beschäftigten im Kontext von Digitalisierung, Dekarbonisierung und De-Globalisierung wird es in Deutschland und Europa immer wichtiger, dass die Erwerbsbevölkerungen ein möglichst hohes Qualifikationsniveau erreichen.

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Bildungsstand der Bevölkerung im europäischen Vergleich
Wido Geis-Thöne IW-Report Nr. 3 21. Januar 2023

Bildungsstand der Bevölkerung im europäischen Vergleich

Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Institut der deutschen Wirtschaft (IW)

Mit den vor dem Hintergrund des demografischen Wandels zunehmenden Lücken am Arbeitsmarkt und den sich verändernden Anforderungen an die Beschäftigten im Kontext von Digitalisierung, Dekarbonisierung und De-Globalisierung wird es in Deutschland und Europa immer wichtiger, dass die Erwerbsbevölkerungen ein möglichst hohes Qualifikationsniveau erreichen.

Dabei hat EU-weit in den letzten Jahren eine starke Bildungsexpansion stattgefunden. So ist der Anteil der Niedrigqualifizierten ohne beruflichen Abschluss oder Hochschulreife im Alter zwischen 25 und 64 Jahren allein in den Jahren von 2011 bis 2021 von 27,0 Prozent auf 20,7 Prozent gesunken. Maßgeblich hierfür waren vor allem sehr positive Entwicklungen in Südeuropa. Hingegen war in Deutschland sogar ein leichter Anstieg von 13,4 Prozent auf 15,2 Prozent zu verzeichnen. Betrachtet man nur die 25- bis 34-Jährigen, lag der Wert im Jahr 2021 in Deutschland mit 14,6 Prozent nur marginal unter dem Schnitt der 27 EU-Länder von 14,8 Prozent. Gleichzeitig war der Anteil der Hochqualifizierten mit tertiärem Bildungsabschluss in dieser Altersgruppe hierzulande mit 35,7 Prozent gegenüber 41,2 Prozent im EU-Durchschnitt deutlich niedriger. Dies ist jedoch vor dem Hintergrund der im internationalen Vergleich sehr besonderen Stellung der beruflichen Bildung in Deutschland zu sehen. Betrachtet man die Personen mit tertiärem und berufsbildendem sekundärem Abschluss im Alter von 25 bis 34 Jahren zusammen, kommt man für Deutschland mit 77,0 Prozent auf einen deutlich höheren Anteil als für die EU insgesamt mit 73,4 Prozent. Allerdings liegt der entsprechende Wert bei den älteren Personen zwischen 55 und 64 Jahren in Deutschland mit 82,8 Prozent noch deutlich höher und in der EU insgesamt mit 63,1 Prozent wesentlich niedriger.

Die Ursachen für diese ungünstige Entwicklung liegen nicht nur im deutschen Bildungssystem, sondern auch bei den Wanderungsbewegungen. So waren die zugewanderten Personen im Alter zwischen 25 und 34 Jahren im Jahr 2021 mit einem Anteil von 29,9 Prozent weit häufiger niedrigqualifiziert als die im Inland Geborenen mit 10,0 Prozent. Ein ähnliches Bild ergibt sich auch für die meisten anderen nord-, west- und südeuropäischen Länder. Lediglich Irland sticht mit einer sehr hochqualifizierten Zuwanderung stark heraus. Dennoch sollte Deutschland hier mit gezielten migrations- und integrationspolitischen Maßnahmen gegensteuern. Einerseits sollten diese darauf abzielen, die Erwerbs- und Bildungszuwanderung, bei denen das Qualifikationsniveau der zuziehenden Personen gesteuert werden kann, gezielt zu stärken, und andererseits Möglichkeiten und Anreize dafür schaffen, dass in anderen Kontexten ins Land kommende Personen zeitnah nach ihrer Einreise eine Weiterqualifizierung erhalten, die sich nicht allein auf den sprachlichen Bereich beschränkt, und, soweit noch nicht vorhanden und sinnvoll möglich, auch noch einen berufsqualifizierenden Abschluss erwerben können. Im Bildungssystem sollten die Länder durch eine frühe und intensive Förderung sicherstellen, dass möglichst alle im Land aufwachsenden Kinder und Jugendlichen später einen berufsqualifizierten Abschluss erwerben können. Gleichzeitig sollten sie auch die leistungsstärkeren Kinder und Jugendlichen im Blick behalten und dafür Sorge tragen, dass ihr Erwerb von Kompetenzen und Bildungsabschlüssen ebenfalls bestmöglich gefördert wird und sie gezielt auf die sich mit Digitalisierung und Dekarbonisierung verändernde Arbeits- und Lebenswelt vorbereitet werden.

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