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US-Immobilienpreisblase Immobilien-Monitor 14. September 2009 Näher zur Talsohle

Spekulative Blasen entstehen, wenn genügend Wirtschaftsakteure darauf vertrauen, dass Preise in der Zukunft steigen werden, weil Preise aktuell gestiegen sind. Dies führt zu ökonomisch nicht gerechtfertigten Überbewertungen der entsprechenden Vermögensanlagen.

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Spekulative Blasen entstehen, wenn genügend Wirtschaftsakteure darauf vertrauen, dass Preise in der Zukunft steigen werden, weil Preise aktuell gestiegen sind. Dies führt zu ökonomisch nicht gerechtfertigten Überbewertungen der entsprechenden Vermögensanlagen.

Preise können jedoch nicht unentwegt rasant in die Höhe gehen. Wird dies bemerkt, so kommt es zur Preiskorrektur, dem Crash. Historisch bedeutsame Preisblasen sind die Tulpenmanie in den Niederlanden im Jahre 1637, die South Sea Company und die Mississippi Company Blase 1720, die Roaring Twenties in den USA, die Dot-Com Blase 1995-2000, die Asien Krise 1997 und die aktuellen Immobilienpreisblasen, zum Beispiel in den USA und in Großbritannien.

In einer Studie aus dem Jahre 2003 warnten die US-Ökonomen Karl E. Case und Robert J. Shiller* bereits vor einer US-Hauspreisblase. Sie datieren ihren Beginn auf 1999. Ihre Erklärung für diese Fehlbewertung ist die folgende: Während einer Immobilienpreisblase halten Käufer ein Haus für erschwinglich, das sie früher als zu teuer empfanden. Der Grund hierfür liegt im Glauben an weiter steigende Preise. Bei steigenden Preisen – so glauben die Käufer - brauchen sie auch nicht allzu hohe Ersparnisse zum Hauskauf und verschulden sich stark, da sie darauf vertrauen, dass ihr Haus in Zukunft an Wert gewinnen wird. Außerdem wird die Nachfrage nach Immobilien dadurch getrieben, dass Hauskäufer lieber heute kaufen wollen, als zu zukünftig höheren Preisen.

Ein ökonometrisches Modell des IW kann zur Identifizierung von spekulativen Blasen und zur Prognose zukünftiger Blasen und Preiseinbrüchen verwendet werden. Dieses Modell nimmt einen steigenden und einen fallenden Trend an. Befinden wir uns nun in einer Hauspreisblase, so besteht für die Zukunft eine Wahrscheinlichkeit, dass diese anhält oder dass sie platzt. Ebenso besteht für die Phase fallender Preise eine Wahrscheinlichkeit, dass diese anhält oder dass eine Trendumkehr einsetzt. Die Schätzung für den Case-Shiller-Index ergibt für den steigenden Trend ein durchschnittliches Preiswachstum von 1 Prozent pro Monat und eine Bleibewahrscheinlichkeit von 98 Prozent – mit 2 Prozent Wahrscheinlichkeit gibt es damit eine Trendumkehr. Im Abwärtsszenario gehen die Preise dagegen durchschnittlich um 0,3 Prozent pro Monat zurück und die Verweilwahrscheinlichkeit beträgt 99 Prozent. Als Nebenprodukt der Schätzung entsteht ein Indikator - die Wahrscheinlichkeit dafür, dass wir uns aktuell in einer der beiden Szenarien befinden.

Die Abbildung zeigt den Case-Shiller-Hauspreisindex und die Wahrscheinlichkeit für steigende Preise. Bis September 1989 ist die Wahrscheinlichkeit für eine Preisblase gleich 100 Prozent, was mit der Phase steigender Preise des Index korrespondiert. Bis Dezember 1997 setzt eine Phase der Stagnation ein, der Indikator nimmt hier den Wert 0 an. Ab Dezember springt die Wahrscheinlichkeit für eine Preisblase von 0 auf 100 Prozent, was mit dem von Case und Shiller ermittelten Zeitpunkt 1999 korrespondiert. Der Indikator bleibt bis Februar 2006 auf 100 Prozent und springt dann auf 0. Hiermit prognostiziert er ein Platzen der Blase und einen länger anhaltenden Abwärtstrend, wie auch in den Daten zu erkennen.

Durch die Prognose zukünftiger Werte des Index können Trendentwicklungen und vor allem Trendwendepunkte bestimmt werden. Die Indexwerte können dabei als Wahrscheinlichkeit für ein Anhalten des Trends bzw. einer Trendumkehr interpretiert werden. In der Tabelle befinden sich entsprechende Prognosewerte für die kommenden Monate. Ein weiterer Abwärtstrend ist noch wahrscheinlich, diese Wahrscheinlichkeit sinkt jedoch. Im Dezember 2009 beträgt die Chance für eine Trendumkehr immerhin 1:2.

* Case, Karl E. und Robert J. Shiller (2003)
Is There a Bubble in the Housing Market
Brookings Papers on Economic Activity, Heft 2, 2003, S. 299-362

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