Das geplante Austrittsdatum des Vereinigten Königreichs (UK) aus der Europäischen Union (EU) rückt näher und ein Einvernehmen scheint immer unwahrscheinlicher zu werden. Ein harter Brexit, also ein Austritt des UK ohne Abkommen, träfe aufgrund der starken ökonomischen, institutionellen und rechtlichen Verflechtungen der deutschen und britischen Gesundheitsmärkte vor allem die Pharmaindustrie wie kaum eine andere Branche in Deutschland.
Auswirkungen des Brexits auf die deutsche Pharmaindustrie
IW-Report
Institut der deutschen Wirtschaft (IW)
Das geplante Austrittsdatum des Vereinigten Königreichs (UK) aus der Europäischen Union (EU) rückt näher und ein Einvernehmen scheint immer unwahrscheinlicher zu werden. Ein harter Brexit, also ein Austritt des UK ohne Abkommen, träfe aufgrund der starken ökonomischen, institutionellen und rechtlichen Verflechtungen der deutschen und britischen Gesundheitsmärkte vor allem die Pharmaindustrie wie kaum eine andere Branche in Deutschland.
Mit Blick auf die ökonomischen Verflechtungen der deutschen und der britischen Pharmaindustrie bietet der Brexit für den deutschen Pharmastandort aber nicht nur Risiken, sondern auch eine Chance. Zwar deuten sich bereits Umlenkungseffekte in den Ausfuhren der deutschen Pharmaunternehmen an, und eine ähnliche Entwicklung kann auch bei den Vorleistungsverflechtungen zwischen Deutschland und dem UK erwartet werden. Für die deutsche Pharmaindustrie kann eine Neujustierung der Vertriebskanäle aber aufgrund der geringen Abhängigkeit von britischen Vorleistungen durchaus ein gangbarer Weg sein, während die Suche nach alternativen Handelsbeziehungen britische Pharmaunternehmen dagegen stärker fordern wird. Darüber hinaus wird das UK für ausländische Investoren durch den Brexit an Attraktivität verlieren; kommt es zu Produktionsverlagerungen, könnte der Pharmastandort Deutschland als starker europäischer Kandidat für neue ausländische Direktinvestitionen profitieren.
Aufgrund der hohen institutionellen und rechtlichen Verflechtungen der europäischen Arzneimittelmärkte kann ein Brexit ohne Abkommen in den Bereichen klinische Studien, Zulassungen und Vertrieb für Pharmaunternehmen zu einem hohen personellen, finanziellen und bürokratischen Aufwand führen. So besteht bei einem harten Brexit die Notwendigkeit der Einrichtung doppelter Strukturen, etwa wenn eine Genehmigung klinischer Studien und die anschließende Zulassung sowohl im UK als auch in der EU angestrebt werden. Dieser auf allen Stufen der Wertschöpfungskette entstehende administrative Mehraufwand stellt die Pharmaunternehmen auf beiden Seiten des Kanals vor große Herausforderungen. Doch gleichzeitig kann es punktuell zu einer Stärkung des Pharmastandorts Deutschland kommen. So wird es beispielsweise bei der Entwicklung neuer Arzneimittel in Zukunft um die Frage gehen, ob pharmazeutische Unternehmen mit Sitz in der EU ihre klinischen Studien weiterhin im UK durchführen lassen wollen; für Deutschland kann dies mit einer Stärkung der Position als pharmazeutischer Forschungsstandort einhergehen.
Jasmina Kirchhoff: Auswirkungen des Brexits auf die deutsche Pharmaindustrie – Relevanz des Vereinigten Königreichs für pharmazeutische Unternehmen in Deutschland
IW-Report
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