Dass die Demografie zunehmend zum Problem für Deutschland wird, ist längst bekannt. Eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigt indes, wie schlecht es tatsächlich um den Arbeitsmarkt steht – und welche europäischen Nachbarn deutlich besser abschneiden.
Erwerbstätige in der EU: Deutschland sieht alt aus
Im Jahr 2030 wird die Zahl der 20- bis 64-jährigen Bundesbürger rund elf Prozent niedriger sein als 2020, vorausgesetzt, es findet keine Migration statt. Zehn Jahre ohne Zuwanderung sind zwar nicht realistisch, jedoch wird deutlich, wie rasant die Zahl der erwerbsfähigen Menschen in Deutschland schrumpft. Lediglich Litauen weist im EU-Vergleich einen noch schlechteren Wert auf. Im EU-Schnitt ist in diesem Zeitraum nur ein Minus von knapp sieben Prozent zu erwarten. Das zeigt eine neue Auswertung des IW mit aktuellen Daten von Eurostat. Vor dem Hintergrund des zunehmenden Fachkräftemangels ist diese Zahl alarmierend, denn viele der zukünftigen Rentner werden nicht mehr durch Nachwuchskräfte ersetzt werden können.
Von Jahr zu Jahr schlechter
Besonders deutlich wird das, wenn man die Zahl der künftigen Rentner ins Verhältnis setzt mit der Zahl des jeweiligen Nachwuchses. Anfang 2020 kamen auf 100 Bundesbürger im Alter zwischen 60 und 64 Jahren noch 82 im Alter zwischen 20 und 24 Jahren. 100 Menschen im Alter von 55 bis 59 standen nur noch 59 15- bis 19-Jährige gegenüber, und bei den 50- bis 54-Jährigen waren es lediglich 56 der 10- bis 14-Jährigen. Zum Vergleich: Im Durchschnitt der EU lauten die Quotienten 83, 74 und 72. In dieser Rechnung schneiden die Iren mit Abstand am besten ab, denn die Nachwuchskohorten sind größer als die der künftigen Rentner. Insgesamt ist die Lage in den meisten ost- und südeuropäischen Ländern schlechter als bei den nord- und westeuropäischen.
Gemeinsam das Problem angehen
In Deutschland hat die starke Zuwanderung die Überalterung des Arbeitsmarktes abgemildert. Vor allem aus den neuen EU-Mitgliedsländern sind viele Menschen zugewandert. Das Problem: Hier fehlen diese Arbeitskräfte nun. „Auch wenn eine gemeinsame Fachkräftesicherungspolitik auf EU-Ebene kaum vorstellbar ist, so müssen die Mitgliedsländer ihren Umgang mit dieser einseitigen Ost-West-Wanderung miteinander abstimmen“, sagt Studienautor Wido Geis-Thöne. „Hingegen muss Deutschland bei der Gewinnung von Fachkräften aus Drittstaaten eigene Wege gehen. Denn klar ist: Kein anderes Mitgliedsland ist in den nächsten Jahren so sehr auf Zuwanderung angewiesen wie die Bundesrepublik.“
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Institut der deutschen Wirtschaft (IW)
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