Die EU will die Energieversorgung im Verkehr umstellen. Die zentrale Frage ist nicht, wann der letzte Verbrenner zugelassen wird, sondern wie der Wechsel zum Strom gelingt. Die Ausbaugeschwindigkeit schneller Ladesäulen muss sich mehr als verdreißigfachen.
Ladesäulen: Ausbaugeschwindigkeit muss sich verdreißigfachen
Mit Fit for 55 hat die EU-Kommission ein Paket präsentiert, welches alle Aspekte des Lebens in den nächsten zehn Jahren spürbar verändern wird: Es handelt sich um ein Bündel von zwölf überarbeiteten Richtlinien, die Gesamtwirkung ist noch nicht zu überblicken.
Lange Genehmigungs- und Planungsverfahren
Im Verkehrssektor regulierte der Gesetzgeber das Fahrzeugangebot über Emissionsgrenzwerte, was nur mittelbaren Einfluss auf die tatsächlichen Emissionen hat. Dieses Instrument findet jetzt ein Ende. Doch damit der Wechsel zu lokal emissionsfreien Antrieben gelingt, brauchen Nutzer eine alternative Energieversorgung – ansonsten werden weder Grenzwerte noch CO2-Preise den gewünschten Effekt erzielen. Das Fit for 55-Programm nennt zwei Methoden, um Öko-Strom in den Straßenverkehr zu bringen: Ladesäulen und strombasierte Kraftstoffe. Beide Versorgungsinfrastrukturen stecken noch in den Kinderschuhen. Damit sie die gesetzten Ziele wirklich unterstützen können, muss der Ausbau deutlich schneller voran gehen – immerhin stehen noch Trilog-Verhandlungen und lange Planungs- und Genehmigungszeiträume an, die auch den Energiesektor vor Herausforderungen stellen.
Ausbau stockt seit Jahren
Die Kommission peilt 3,5 Millionen Ladepunkte bis 2030 an, wobei die räumliche Verteilung an den Fahrzeugbestand in den Mitgliedsländern gekoppelt werden soll. Im Jahr 2020 gab es EU-weit 225.000 öffentliche Ladepunkte. Was nach viel klingt, ist eigentlich überschaubar: 70 Prozent der Stationen stehen in nur drei Ländern: den Niederlanden, Frankreich und Deutschland. Zudem wiesen nur 25.000 Punkte eine Ladeleistung von mehr als 22 kW auf, was sie als wirklich taugliche öffentliche Ladestelle qualifiziert. Von 2019 auf 2020 wurden knapp 10.000 dieser Punkte angeschlossen. Das Ausbautempo müsste also mehr als verdreißigfacht werden, um das Ziel der Kommission zu erreichen – mindestens.
Grüner Strom dringend benötigt
Zudem sollen strombasierte Kraftstoffe im Jahr 2030 rund 2,6 Prozent des Energiebedarfs des Verkehrs decken, um auch den Fahrzeugbestand zu adressieren. Hier gibt es bislang noch keine industriell skalierte Produktion in Europa und in Anbetracht von Planungs- und Genehmigungszeiten wird es bis 2030 bereits eng. Die Produktion der strombasierten Kraftstoffe wird nicht nur neue Anlagen benötigen, sondern auch erhebliche Mengen an grünem Strom. Erste Überschlagsrechnungen legen nahe, dass die für das genannte Ziel nötige Strommenge mehr als die Hälfte des deutschen Stromverbrauchs im Jahr 2030 ausmachen würde.
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