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(© Foto: iStock)
Oliver Stettes IW-Nachricht 14. Juni 2022

Homeoffice: Veränderung muss aus Überzeugung geschehen, nicht aus Zwang

Im vergangenen Coronajahr haben so viele Deutsche wie noch nie zuvor im Homeoffice gearbeitet. Doch damit das Homeoffice eine Erfolgsstory bleibt, muss der Staat einen klugen Rahmen setzen – und nicht nur auf die Bedürfnisse der Erwerbstätigen, sondern auch auf die der Arbeitgeber eingehen.

Das Homeoffice ist eine Herzensangelegenheit der Arbeitnehmer – zumindest, wenn der Job es zulässt. Das Statistische Bundesamt hat heute neue Zahlen zur Homeofficenutzung veröffentlicht. Demnach arbeiteten 2021 rund 25 Prozent der Erwerbstätigen gelegentlich am heimischen Schreibtisch, für jeden Zehnten waren die eigenen vier Wände sogar der Arbeitsalltag.  Doch das galt längst nicht für alle. Die Arbeitnehmer auf dem Bau konnten schlecht ins Homeoffice ausweichen. Noch nicht mal jeder Zehnte konnte zuhause bleiben. Auch im Gesundheitswesen spielt das Homeoffice kaum eine Rolle: 95 Prozent der Beschäftigten mussten 2021 zur Arbeit – kein Wunder, denn Kranke lassen sich schlecht über das Telefon gesundpflegen. 

Zurück in die Zukunft der Arbeitswelt?

Vor rund drei Wochen lief die Sars-Cov-2-Arbeitsschutzverordnung endgültig aus. Sie enthielt noch eine Empfehlung, das Homeoffice aus Infektionsschutzgründen zu nutzen. Eine Homeoffice-Pflicht existiert bereits seit Mitte März nicht mehr. Die Deutschen kehren seitdem langsam wieder ins Büro zurück. Doch viele wollen auch in Zukunft zuhause arbeiten, ganz ohne Pandemie, oftmals, um den Alltag zwischen Arbeit und Familie besser gestalten zu können. Eine berechtigte Forderung. Da stellt sich die Frage: Wie wird die Zukunft der Arbeitswelt aussehen? So wie 2021, als das Coronavirus jeden Vierten ins Homeoffice trieb? Die Ampelkoalition hat im Koalitionsvertrag angekündigt, einen rechtlichen Rahmen für mobiles Arbeiten und Homeoffice zu schaffen. Konkrete Vorschläge hat die Regierung zwar noch nicht, abgesehen von guten Arbeitsbedingungen und dem Vorhandensein eines betrieblichen Arbeitsplatzes. Gleichwohl aber wird dieser Rahmen die Arbeitswelt der kommenden Jahre prägen. 

Balance wahren

Fest steht jedoch, dass das Homeoffice nur dann eine Erfolgsstory bleiben kann, wenn die Belange aller Beteiligten berücksichtigt werden. So wäre es beispielsweise sinnvoll, wenn Unternehmen und Beschäftigten ausreichend Spielraum gegeben wird, damit sie gemeinsam nach individuellen Lösungen suchen können. Ein Rechtsanspruch aber, wie ihn manche fordern, wäre nicht zielführend, im schlimmsten Fall sogar schädlich. Veränderung muss aus Überzeugung geschehen, nicht aus Zwang. 
 

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