Der Lockdown hat das wirtschaftliche Treiben in Deutschland auf Eis gelegt. Weil die Unternehmen dadurch weniger Strom verbrauchen, produzieren die Erzeuger auch weniger. Besonders die Produktion von Kohlestrom schrumpfte im ersten Halbjahr im Vergleich zu 2019 um etwa die Hälfte.
Coronakrise: 17 Millionen Tonnen weniger CO2 im deutschen Stromsektor
Die Corona-Krise hat nicht nur das gesellschaftliche Leben stark umgekrempelt. Auch der Energiemarkt hat sich seit dem 23. März dieses Jahres, also dem ersten Tag der Kontaktbeschränkung, spürbar verändert. Bis heute lag die Stromerzeugung insgesamt knapp elf Prozent unter den Werten von 2019. Die geringere Erzeugung bringt einen Vorteil für das Klima mit sich: Seit Beginn des Lockdowns gelangten nach IW-Berechnungen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum 16,6 Millionen Tonnen weniger CO2 in die Luft.
Erneuerbare drängen Kohle vom Markt
Das liegt vor allem am starken Einbruch bei der Kohleverstromung. Circa 37 Terawattstunden Strom gewannen die Erzeuger im Vorjahreszeitraum aus Stein- und Braunkohle – dieses Jahr waren es lediglich 21 Terawattstunden, also rund 45 Prozent weniger. Neben der geringeren Nachfrage ist allerdings auch das Wetter mitverantwortlich. Wind und Sonne verhalfen den erneuerbaren Energien zu einem höheren Anteil am Strommix, dadurch wurden zwei Prozent mehr Strom durch erneuerbare Energien gewonnen. Durch die geringeren laufenden Kosten der erneuerbaren Stromerzeugung verdrängt grüner Strom entsprechend des Merit-Order-Effekts konventionell erzeugte Strommengen vom Markt – zusätzlich wird er vorrangig in das Netz eingespeist. Die Verfeuerung von Erdgas konnte aufgrund niedriger Brennstoffpreise ebenfalls zulegen.
Kein anhaltender Effekt
So klimafreundlich dieser Effekt auch erscheinen mag: Lange wird er nicht anhalten. Denn sobald die Stromnachfrage wieder ansteigt, wird auch die Kohleverstromung wieder zunehmen – bereits im Juni hat diese wieder angezogen. Die erneuerbaren Energien allein können eine hohe Nachfrage noch nicht bedienen, besonders wenn das Wetter nicht mitspielt. Daher ist es wichtig, nicht nur die erneuerbare Stromerzeugung, sondern auch die entsprechenden Speicherkapazitäten auszubauen. Je mehr Windkrafträder und Solaranlagen gebaut werden und je höher CO2-Emissionen gehandelt werden, desto mehr wird Kohle verdrängt. Das funktioniert auch ohne das teure Kohleausstiegsgesetz, das die Bundesregierung heute auf den Weg bringen will.
Relevanz von „Renewables Pull“ in der Grundstoffindustrie
Angesichts weltweit zunehmender Anstrengungen zum Klimaschutz und fallender Kosten für erneuerbare Energien wird vielfach von einer zukünftig steigenden Bedeutung von „Renewables Pull“ für die weltweite Produktion industrieller Güter ausgegangen.
IW
Preis macht Öl
Erdöl gilt als schwarzes Gold. Einst machte es amerikanische Dynastien reich, heute können vor allem arabische Staaten dank ihrer Bodenschätze finanziell aus dem Vollen schöpfen. Gleichwohl zeigen jüngste Daten, dass sich der Ölmarkt nachhaltig verändert.
iwd