1. Home
  2. Presse
  3. IW-Nachrichten
  4. Nicht nur der Steuerzahler blutet
Zeige Bild in Lightbox Nicht nur der Steuerzahler blutet
(© Foto: Fotowerk - Fotolia)
Flughafen Berlin IW-Nachricht 8. Januar 2013

Nicht nur der Steuerzahler blutet

Die Eröffnung des Pannenflughafens Berlin Brandenburg (BER) wurde erneut verschoben. Die Kosten des Airports dürften auf etwa 4,5 Milliarden Euro ansteigen. Das ist etwa das Doppelte der zum Baubeginn 2006 veranschlagten Summe. Einzig Berlins Wirtschaft geht es durch die Verzögerungen vorerst sogar besser – zumindest auf dem Papier.

Hauptleidtragende der teuren Flughafen-Schlamperei sind die Steuerzahler: einerseits in Berlin und Brandenburg, andererseits in ganz Deutschland. Denn die beiden Länder und der Bund sind die Eigentümer der Flughafengesellschaft.

Die Mehrkosten gehen allerdings nicht vollständig auf Planungsfehler zurück: Allein eine halbe Milliarde Euro verschlingt ein verbesserter Lärmschutz für die Anwohner. Ihn hatte ein Gericht nach Baubeginn beschlossen. Und auch ganz normale Preissteigerungen haben den Bau in den letzten sechs Jahren verteuert.

Die Schäden gehen indes weit über die Mehrkosten beim Bau hinaus: Bei den betroffenen Fluglinien dürften der verschobene Umzug und der Weiterbetrieb am überlasteten Standort Tegel mit mindestens 50 Millionen Euro pro Jahr zu Buche schlagen. Am teuersten wird es für Air Berlin. Die zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft hat ihre Heimatbasis in der Hauptstadt. Zwar lehnt die Flughafengesellschaft bislang Schadenersatzzahlungen an Air Berlin ab. Doch da sie selbst stark von der defizitären Airline abhängig ist, dürfte das letzte Wort hier noch nicht gesprochen sein.

Weitere Geschädigte des Flughafen-Desasters sind die Deutsche Bahn, die Berliner Verkehrsbetriebe und der Einzelhandel, der sich auf die Eröffnung der Läden bereits zum Sommer 2012 eingestellt hatte.

Ob die Wirtschaftsleistung der Hauptstadtregion durch das Debakel spürbar gedrosselt wird, ist derweil fraglich. Bislang haben die Flughäfen Tegel und Schönefeld den wachsenden Flugverkehr nämlich gut gemeistert – 2012 wurden an den beiden Standorten über 25 Millionen Passagiere abgefertigt. Die Fluglinien werden allerdings weitere Expansionspläne bis nach der Eröffnung des neuen Großflughafens auf Eis legen.

Kurzfristig profitiert die Hauptstadt sogar von den anhaltenden Verzögerungen bei der BER-Eröffnung – zumindest auf dem Papier: Der Betrieb am Flughafen Tegel macht etwa 4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts Berlins aus. Mit der Eröffnung des neuen Flughafens jenseits der Landesgrenze würde diese Wirtschaftsleistung nach Brandenburg verschoben und Berlin wäre noch ein bisschen ärmer.

Mehr zum Thema

Artikel lesen
Wichtige Lichtblicke
BIP-Wachstum in der Eurozone IW-Nachricht 14. August 2013

Wichtige Lichtblicke

Die jüngsten Zahlen zum Wachstum des Bruttoinlandsprodukts zeigen: Die Rezession in der Eurozone ist beendet, der Länderclub hat auf den Wachstumspfad zurückgefunden. Auch in den Krisenländern zeigt sich Licht am Ende des Tunnels – vor allem in Portugal. Das ...

IW

Artikel lesen
Rohstoffe IW-Nachricht 2. Oktober 2012

Barrieren erschweren den Import

Die deutsche Industrie ist auf bezahlbare und zuverlässige Rohstofflieferungen angewiesen. Doch die Exportländer erschweren den Handel.

IW

Inhaltselement mit der ID 8880