Der groß angekündigte Kindersegen blieb aus: 2008 wurden nun doch nicht mehr Kinder geboren als in den Jahren zuvor. Das Statistische Bundesamt muss seine Schätzung deutlich korrigieren: Statt 690.000 kamen tatsächlich nur 675.000 Kinder in Deutschland zur Welt. Über den Erfolg der Familienpolitik sagen beide Zahlen indes wenig aus.

Kein Babyboom durch Elterngeld
Die Familienpolitik hat sich in den vergangenen Jahren grundlegend gewandelt. Mit der Einführung des Elterngeldes inklusive Papamonaten, dem Ausbau der Kinderbetreuung und Forderungen nach einer familienfreundlichen Arbeitswelt orientiert sich die Politik nun auch an Eltern, die beide im Beruf bleiben möchten und sich die Aufgaben im Haushalt und in der Erziehung teilen. Während insbesondere gut ausgebildete junge Frauen diesen Wandel bejubeln, sehen ihn andere zuweilen auch kritisch. Es wäre für Familienministerin Ursula von der Leyen im Wahljahr zu schön gewesen, wenn die Geburtenraten sprunghaft gestiegen wären und die Richtigkeit ihres Weges nach so kurzer Zeit bestätigt hätten.
Die Anzahl der Geburten lag 2008, nach immer noch vorläufigen Daten, 1,1 Prozent unter dem Vorjahreswert – was aber kein Zeichen für eine falsche Politik sein muss. Die Gründe sind vielfältig: Zum einen gibt es seit einigen Jahren immer weniger Frauen im Elternalter; der demografische Wandel macht sich hier bereits bemerkbar. Zum anderen treffen junge Leute die Entscheidung für ein Kind nicht spontan, nur weil es nun für ein Jahr mehr Geld gibt. Und in punkto Kinderbetreuung und Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind zwar die Weichen gestellt, in der Realität ist davon allerdings noch wenig angekommen. Der Krippenausbau lässt weitgehend auf sich warten. Auf lange Sicht ist ein Anstieg der Geburtenraten aber durchaus wahrscheinlich, wie Beispiele aus Skandinavien zeigen. Erst wenn junge Menschen auch in Deutschland in einer familienfreundlichen Arbeitswelt ihre Vorstellungen von Familie und Beruf selbstverständlich in ihre Lebensplanung einpassen können, werden auch wieder mehr Kinder geboren.

Nicht eheliche Kinder: Deutliches Ost-West-Gefälle
Rund jedes dritte Kind in Deutschland kommt nicht ehelich auf die Welt. Vor allem im Osten sind Frauen vergleichsweise häufig unverheiratet, wenn sie Nachwuchs bekommen. Und die meisten West-Babys mit unverheirateten Eltern erblicken nicht etwa in den großen ...
iwd
Die Kitalücke schließt sich langsam
Fehlten im Frühjahr 2019 rund 359.000 Betreuungsplätze für unter Dreijährige in Deutschland, waren es im Frühjahr 2022 nur noch 266.000. Allerdings könnte sich die Lage insbesondere vor dem Hintergrund der Flucht vieler Familien aus der Ukraine in den nächsten ...
IW