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(© Foto: @Lise Gagne/iStock)
Hagen Lesch IW-Nachricht 22. Dezember 2015

Ein Jahr Mindestlohn: Es bleiben Fragen

Seit einem Jahr gibt es den gesetzlichen Mindestlohn - bislang ohne sichtbare Verwerfungen auf dem Arbeitsmarkt. Doch es wäre zu früh, von einer Erfolgsgeschichte zu sprechen. Denn die niedrigen Energiepreise, die gute Konjunktur und die Reallohnentwicklung machen eine abschließende Beurteilung der Mindestlohneffekte momentan unmöglich.

Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit gab es im September 128.000 Minijobs weniger als vor einem Jahr – das entspricht einem Rückgang um 1,7 Prozent. Dem stand ein Anstieg der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung um 688.000 Personen gegenüber. Das ist ein Plus von 2,1 Prozent. Offenbar sind auch Minijobs in reguläre Jobs umgewandelt worden.

Ein Blick auf die Lohnstruktur zeigt, dass die Löhne in den unteren Qualifikationsgruppen überdurchschnittlich zugelegt haben, insbesondere im Osten. Die gestiegenen Lohnkosten haben dazu geführt, dass Kunden vor allem für Dienstleistungen deutlich mehr zahlen müssen als vor gut einem Jahr: Taxifahrten haben sich um rund 13 Prozent verteuert, Haushaltshilfen um über 4 Prozent, Wäschereidienstleistungen und Restaurantbesuche jeweils um rund 3 Prozent.

Da allerdings die Energiepreise gleichzeitig kräftig nachgaben, blieb die Teuerung insgesamt moderat. Die Konsumenten durften sich dadurch und durch die jüngsten Tarifabschlüsse über kräftige Reallohnerhöhungen freuen. Mit denen konnten sie auch mindestlohnbedingte Preissteigerungen finanzieren, ohne sich einschränken zu müssen. Außerdem haben auch die Dienstleistungsunternehmen Energiekosten gespart. Das hat den Druck der Betriebe gemindert, höhere Lohnkosten über höhere Preise an die Verbraucher weiterzugeben.

Sobald die Energiepreise und die Inflation wieder anziehen, wird es zu weiteren Preiserhöhungen kommen. Dann werden die Konsumenten sensibler reagieren und an der Taxifahrt oder am Restaurant- und Frisörbesuch sparen. Ob der gesetzliche Mindestlohn eine Erfolgsstory wird, bleibt also abzuwarten.

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