Auch wenn die amtliche Statistik ein gegenläufiges Bild vermittelt – das Klima in den Arbeitsbeziehungen wird hierzulande rauer. Treibende Kraft ist dabei vor allem die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di. Sie hat heute zusammen mit der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) zum Streik in Kitas aufgerufen und fordert für Erzieherinnen den Abschluss eines Gesundheitstarifvertrages. Vermutlich verfolgt die Gewerkschaft damit auch organisationspolitische Interessen.
Das Klima wird rauer
Ver.di steht unter Zugzwang. Die Organisation hat seit dem Jahr 2000 fast 800.000 Mitglieder verloren und leidet im Verkehrssektor und im Gesundheitswesen unter der Konkurrenz verschiedener Berufsgewerkschaften. Zudem hat sich die Kampfstärke der Organisation verändert. Die klassischen Streiktruppen – Busfahrer und Müllwerker – sind vielfach ausgelagert oder in eigene Spartentarifverträge überführt worden. An ihre Stelle sind nun die Erzieherinnen getreten. Sie müssen heute unter erschwerten Bedingungen ihren Job erledigen, die Anforderungen an sie nehmen zu, die Bezahlung ist noch nicht angepasst worden.
Die Großgewerkschaften haben somit ein handfestes Interesse daran, die wachsende Unzufriedenheit des Kitapersonals zu kanalisieren. Ansonsten droht, dass eine neue homogene und streikmächtige Berufsgruppe ihre Interessen in einer eigenen Organisation durchsetzen wird. Diese Gefahr ist real, wie sich aus den zuletzt steigenden Mitgliederzahlen der GEW andeutet. Die "Lehrergewerkschaft" organisiert nämlich ebenfalls Erzieherinnen und tritt verstärkt für deren Belange ein.
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