Die Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages „Berufliche Bildung in der digitalen Arbeitswelt“ widmete sich fast drei Jahre lang der Frage, welche Bedeutung die berufliche Bildung für den Wirtschaftsstandort Deutschland hat. Heute hat die Kommission ihren 650-seitigen Bericht im Rahmen einer Abschlussveranstaltung dem Bundestagspräsidenten Wolfgang Schäuble übergeben. Der Bericht identifiziert vor allem zwei große Handlungsfelder.
Berufliche Aus- und Weiterbildung: Digitale Modernisierung nötig
Für die digitale Berufsausbildung braucht es mehr Geschwindigkeit. Der Investitionsbedarf in den Berufsschulen übersteigt die verfügbaren Mittel des DigitalPakts Schule schon heute. Um Planungssicherheit zu schaffen, Lehrkräfte zu entlasten und die Modernisierung zu beschleunigen, muss ein langfristiger Pakt für berufsbildende Schulen aufgelegt werden. Diese Unterstützung muss auf Dauer angelegt sein, IT-Fachkräfte finanzieren und didaktische Konzepte fördern. Nur so lassen sich modernste Technologien aus der Berufspraxis berücksichtigen, nur so werden Lehrer und Ausbilder bestmöglich qualifiziert und nur so können Berufsschulen Innovationen ermöglichen.
Die Ausgaben für berufliche Weiterbildung haben stark zugenommen, die Weiterbildungsförderung in Deutschland ist breit aufgestellt und wurde durch die neuen Fördergesetze deutlich ausgebaut. Allerdings hat die Corona-Krise den Strukturwandel beschleunigt und dazu geführt, dass Unternehmen immer öfter E-Learning-Formate nutzen, vor allem, weil sie sich gut in den Arbeitsalltag integrieren lassen. Informelles, mediengestütztes Lernen bietet eine hohe zeitliche und räumliche Flexibilität, die es weiter zu stärken gilt. „In eine falsche Richtung weisen hingegen Vorschläge von Teilen der Kommission zu einem Systemwandel in der Weiterbildung mit einem eigenen Weiterbildungsgesetz“, sagt IW-Geschäftsführer Hans-Peter Klös, der als Sachverständiger für die FDP an dem Kommissionsbericht mitgewirkt hat. „Auch erweiterte Rechts- und Freistellungsansprüche auf Weiterbildung, ein Bildungsgrundeinkommen, Weiterbildungsfonds oder die Einführung einer Arbeitsversicherung sind kontraproduktive Ideen.“
Hans-Peter Klös: Berufliche Weiterbildung in Deutschland – Status Quo und Weiterentwicklung
IW-Policy-Paper
Unterrichtung der Enquete-Kommission Berufliche Bildung in der digitalen Arbeitswelt
Deutscher Bundestag Drucksache 19/30950
Typische Männer- und Frauenberufe
Frauen und Männer entscheiden sich nach wie vor häufig für ganz bestimmte Berufe. Da der Fachkräftemangel in typischen Männer- und Frauenberufen besonders stark ist, gilt es, Geschlechterklischees bei der Berufswahl stärker aufzubrechen.
iwd
Digitalisierungsberufe: Bis 2027 fehlen 128.000 Fachkräfte
Deutschland will digital werden. Dafür braucht es in Zukunft weitaus mehr Fachkräfte. Eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigt, in welchen Digitalisierungsberufen bis 2027 die meisten Stellen unbesetzt bleiben dürften.
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