Deutschland steckt in der Falle: Während sich die Politik noch entwirren muss, steigen die Corona-Infektionen fast täglich auf Rekorde. Epidemiologen rufen lautstark nach dem Lockdown. Würde die Wirtschaft ein drittes Herunterfahren überstehen? FOCUS Online hat unter anderen bei IW-Direktor Michael Hüther nachgefragt.

Was ein neuer Lockdown für unsere Wirtschaft bedeutet
Wie schlimm würde ein neuer Lockdown die Wirtschaft treffen?
Das hängt von der Schärfe und der Dauer des Lockdowns ab. Aber selbst ein Lockdown nur für Ungeimpfte wird sich im Einzelhandel, im Kulturbereich und bei Dienstleistungen auswirken. Die 3G-Regeln im Unternehmen führen zu erheblichen Aufwendungen, die Homeoffice-Pflicht hat das Risiko einer Spaltung der Belegschaften in sich und schützt überdies die Ungeimpften, weil anders als in Italien im Homeoffice kein 3G-Nachweis erforderlich ist.
Lässt sich dieser Verlust beziffern, und wie lange würde es dauern, bis die Konjunktur die Lücke wieder schließt?
Solange die Produktion nicht behindert wird, sollte es mit einer Stagnation im vierten Quartal (genau -0,1 Prozent gegenüber dem Vorquartal) glimpflich sein. Im Vergleich zu einer stetigen Entwicklung mit 0,5 Prozent ergibt sich ein BIP-Verlust in diesem Quartal von 5 Mrd. Euro. Das bleibt kurzfristig also überschaubar.
Hätte ein neuer Lockdown, ökonomisch betrachtet, auch positive Aspekte, etwa eine Entspannung der Lieferketten oder weniger Inflationsdruck?
Die Auftragsbestände der Unternehmen sind historisch hoch, die Lieferengpässe entkrampfen sich gerade. Lediglich das Halbleiterproblem in der Automobilbranche dürfte länger in das neue Jahr hineinreichen. Die Inflation ist im Vormonatsvergleich bereits rückläufig, der Höhepunkt ist überschritten.
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