Im Interview mit dem Handelsblatt warnt IW-Direktor Michael Hüther vor Selbstzufriedenheit. Um international an der Spitze der innovativen Länder zu bleiben, darf sich Deutschland nicht mit dem Durchschnitt vergleichen.
Viele Länder sind besser
Herr Hüther, die Ausgaben für Forschung und Entwicklung (F&E) sind 2014 kräftig gestiegen. Ist also alles prima?
Es ist beachtlich, mit welcher Energie die deutsche Wirtschaft innovative Produkte und Dienstleistungen entwickelt. Dies schlägt sich auch in der hervorragenden Position Deutschlands in den Patentstatistiken nieder. Um aber international an der Spitze zu bleiben, darf sich Deutschland nicht mit dem Durchschnitt vergleichen: Bei den F&E-Ausgaben, bezogen auf das Bruttoinlandsprodukt, liegen viele Konkurrenten noch vor Deutschland. Hierzulande liegt die F&E-Quote bei 2,8 Prozent, in Korea jedoch bei 4,2 Prozent, in der Schweiz bei 3,0 Prozent.
Wenn die Wirtschaft so viel Geld für F&E ausgibt, braucht sie hier doch keinen Steuerbonus.
Österreich hat es vorgemacht, dass eine steuerliche F&E-Förderung sehr positiv auf die gesamtwirtschaftliche Forschungsleistung wirkt. Dort ist die F&E-Quote von 1,89 Prozent zu Beginn des Jahrtausends auf 2,99 Prozent im Jahr 2013 gestiegen. Damit haben uns die Österreicher nicht nur überholt, die Entwicklung in Deutschland hat im Vergleichszeitraum auch nur eine moderate Dynamik gezeigt - von 2,40 auf 2,85 Prozent. Mit einem Steuerbonus wäre es möglich, die Lücke zur internationalen Spitze deutlich zu reduzieren.
Der Anteil der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) sinkt seit Jahren ...
Das beobachten wir durchaus mit Sorge, denn innerhalb der Wertschöpfungskette liefern gerade KMUs oft hochinnovative Zwischenprodukte und Werkstoffe. Gerade die KMUs würden von einer verlässlichen steuerlichen F&E-Förderung deutlich profitieren, denn viele von ihnen kämpfen mit der Bürokratie der Forschungsaufträge, die oft nur Großunternehmen erfolgreich bewältigen können.
Der Stifterverband sagt, die Forschungsabteilungen seien fantasielos besetzt.
Ein Großteil der MINT-Akademikerberufe (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) wird von Deutschen besetzt. Doch seit Ende 2012 ist die Beschäftigung ausländischer MINT-Experten um ein Viertel gestiegen - mehr als dreimal so stark wie bei deutschen MINT-Experten. Die Beschäftigungsstruktur der Forschungsexperten ist internationaler geworden. Problematisch ist, dass 50 Prozent der Innovationshemmnisse in den Unternehmen selbst begründet sind, wie eine IW-Studie zeigt.

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