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Jürgen Matthes in der Fuldaer Zeitung Gastbeitrag 8. November 2024

Handelskrieg hätte gravierende Folgen

Über mögliche Auswirkungen für die deutsche Wirtschaft durch die Rückkehr von Donald Trump ins Weiße Haus schreibt IW-Außenhandelsexperte Jürgen Matthes in einem Gastbeitrag für die Fuldaer Zeitung.

Der Wahlsieg Donald Trumps ist genau das, was Deutschland für seine schwächelnde Wirtschaft derzeit nicht gebrauchen kann. Vor allem für die hiesige Industrie könnte die Rückkehr des Republikaners ins Weiße Haus zum Problem werden – immerhin sind die USA für Deutschland der wichtigste Handelspartner. Besonders die pharmazeutische Industrie, der Maschinenbau und die Automobilbranche setzen ausfuhrseitig stark auf den US-Markt.

Ein transatlantischer Handelskrieg könnte über die vierjährige Amtszeit Trumps gerechnet einen Verlust von bis zu 180 Milliarden Euro für die deutsche Volkswirtschaft bedeuten (in Preisen von 2020). Schließlich hat der 78-Jährige im Wahlkampf angekündigt, die Zölle für US-Einfuhren auf 10 oder sogar 20 Prozent zu erhöhen. Die EU will im Fall der Fälle mit eigenen Vergeltungszöllen dagegenhalten. Erhöht Trump die Importzölle auf zehn Prozent, kontert die EU mit gleichwertigen Zollerhöhungen. Damit droht Deutschland in diesem Fall ein Verlust beim Bruttoinlandsprodukt von mehr als 127 Milliarden Euro binnen vier Jahren. Erhöhen beide Seiten den Importzoll aufgrund eines Handelskrieges gar auf 20 Prozent, würde das die deutsche Wirtschaft 180 Milliarden Euro kosten. Somit würde das deutsche BIP am Ende der Amtszeit des Republikaners 1,5 Prozent niedriger ausfallen. Unter dem Strich würde dies den Verlust von 151 000 Arbeitsplätzen in der ohnehin angeschlagenen deutschen Wirtschaft bedeuten. Eingerechnet ist dabei auch, dass Trump die Zölle auf Importe aus China auf 60 Prozent erhöht.

Hoffnung besteht jedoch insofern, dass die Folgen eines solchen Konflikts auch für die amerikanische Wirtschaft schädlich wären. Tatsächlich können Brüssel und Berlin vergleichsweise glaubwürdig mit Vergeltung drohen, denn der zusätzliche Schaden der europäischen Gegenmaßnahmen wäre in den USA größer als hierzulande. Im besten Fall könnte damit allein die Androhung von Vergeltungsmaßnehmen ausreichen, um die USA von einseitigen Zollerhöhungen abzuhalten. Um politische Erpressbarkeiten zu begrenzen, sollten zudem durch ein gezieltes De-Risking die kritischen Abhängigkeiten von Drittstaaten vermindert werden. Dies kann etwa durch den Ausbau von Freihandelsabkommen mit Südamerika oder im indopazifischen Raum erreicht werden. Zudem sollte sich die EU vor Überkapazitäten und wettbewerbsverzerrenden Subventionen insbesondere von Seiten Chinas schützen. In diesem Bereich stimmen die Interessen der EU und der USA bis zu einem gewissen Grad überein. Transatlantische Kooperation wäre hier also in beiderseitigem Interesse.
Grundsätzlich wären alle deutschen Exportsektoren von einem transatlantischen Handelskrieg betroffen, aber die deutsche Autoindustrie ist zusätzlich verletzlich, weil Trump den Zugang europäischer E-Autos zu den Fördergeldern des Inflation Reduction Act verschließen könnte. Mit diesem Programm wollte der scheidende US-Präsident Joe Biden vor allem den Klimaschutz fördern. Aktuell profitiert die deutsche Exportwirtschaft in Teilen von der durch diese Fördermaßnahmen erzeugten zusätzlichen Nachfrage in den USA – dies gilt vor allem für Vorleistungen, die beim Aufbau klimafreundlicher Fabriken gebraucht werden. Und Trump dürfte das Programm trotz seiner mehrfach geäußerten Kritik wohl nicht so leicht abschaffen können – zu unpopulär wäre dieser Schritt, zumal die Förderung zu einem erheblichen Teil in republikanisch geprägte Bundesstaaten fließt und dort sowohl die Bauinvestitionen stimuliert als auch neue Industriejobs schafft.

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