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(© Foto: Herbie - Fotolia)
Michael Hüther im Handelsblatt Gastbeitrag 5. Juli 2011

Der Euro ist Garant unseres Erfolgs

Die Kritiker des Euros bleiben uns die Erklärung schuldig, warum eine Rückkehr zur D-Mark Vorteile bringt. Ohne die gemeinsame Währung litte auch der Binnenmarkt.

Auch nach der Zustimmung des griechischen Parlaments zum neuen Konsolidierungspaket der Regierung ist es leicht, den Euro abzuschreiben. Die Staatsschuldenkrise in Griechenland wird dabei zur Krise des Euros dramatisiert. Eine solche Krise müsse– so wird argumentiert– einen auch nicht schrecken, da nur ein Projekt scheitere, dessen volkswirtschaftlicher Ertrag höchst fragwürdig sei. Natürlich wären die Welt, Europa und Deutschland auch ohne den Euro ökonomisch erfolgreich. Doch die Frage ist, zu welchen Kosten.

Dabei wird gerne übersehen, welche Bedeutung flexible Wechselkurse für die Risikokulisse der Finanzmärkte haben. Der Vergleich der Welt von Bretton Woods mit der Welt danach macht dies deutlich. Die Stabilität der Wechselkurse war nach dem Zweiten Weltkrieg für gut zwei Jahrzehnte neben anderem ein wichtiger Beitrag für die Stabilität des Finanzsektors.

Im Vorfeld der Währungsunion wurde der Euro mit den dadurch einzusparenden Transaktionskosten legitimiert. Man muss angesichts der kruden Anti-Euro-Stimmung daran erinnern. Die mit der Existenz verschiedener Währungen verbundenen Risiken im grenzüberschreitenden Warenaustausch schwinden, die Kosten der Kassenhaltung werden reduziert, und die Kosten des Währungsumtauschs sowie der Kurssicherung entfallen.

Die Markttransparenz hat zugenommen, da die Währungsumrechnung entfällt, was wiederum Buchführung und Rechnungslegung vereinfacht und Kosten senkt. Längerfristige Geldanlagen oder Investitionsentscheidungen in der Euro-Zone werden nicht mehr durch Änderungen der Wechselkurse im Zeitablauf beeinträchtigt, was die Planungssicherheit erhöht. Dies sind als dauerhafte Entlastungen wichtige Stützen für die wirtschaftliche Dynamik, zugleich werden die europaweite Arbeitsteilung und der grenzüberschreitende Austausch gestärkt, der Wettbewerbsdruck steigt.

Die gesamtwirtschaftlichen Effekte starker und abrupter Wechselkursänderungen konnte man im Herbst 1992 und im Sommer 1993 erfahren. Die Belastungen der D-Mark-Aufwertung für die deutschen Unternehmen waren deutlich, ohne dass die Abwertungsländer dadurch nachhaltige Vorteile erringen konnten. Die Abwertung nährt gewöhnlich die Illusion, dass es struktureller Anpassungen nicht bedarf. Die Aufwertung stellt je nach Bedeutung importierter Vorleistungen gerade auf wettbewerbsintensiven Märkten mit geringeren Margen ein Ertragsrisiko dar.

Nun wird gerne darauf verwiesen, dass seit Beginn der Währungsunion die deutschen Exporte in die Euro-Zone sich schwächer entwickelt haben als in andere Regionen der Welt. Das ist richtig, aber es stützt die positive Bewertung der gemeinsamen Währung. Denn einerseits sind die Vorleistungsverflechtungen im gemeinsamen Markt eine wichtige Grundlage für die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie, andererseits wären die deutschen Exporte in den Rest der Welt bei nationaler Währung von stärkerer Aufwertung betroffen gewesen. Man kann es auch so formulieren: Der Euro ist eine wichtige Absicherung des deutschen Exports.

Ebenso wird argumentiert, die gemeinsame Währung habe die Kapitalströme von Deutschland in die Peripherie umgelenkt und hier die Investitionsschwäche verursacht. Unerklärt bleibt, warum Kapital dahin fließen sollte, wo die Verzinsung absolut und im Vergleich geringer wird. Problematisch war etwas anderes: Die Zinskonvergenz hat in den Südländern die Kreditfinanzierung der Staatshaushalte attraktiver gemacht, zugleich wurden Investitionsobjekte realisierbar, die eine geringere Kapitalproduktivität aufwiesen.

Integrierte Währungsräume sind zwar im Außenverhältnis nicht frei von Wechselkursänderungen, doch allein die Größe liefert über die geringere Spekulationsanfälligkeit und damit eine verminderte Schwankung des Außenwerts einen Beitrag für die Exportdynamik.

Klar ist bei alldem aber auch: Diese positiven Wirkungen einer gemeinsamen Währung entfalten sich nicht bedingungslos, quasi ohne Gefährdung automatisch. Zentral ist die Stabilität des Binnenwerts einer Währung. Damit steht und fällt das Urteil über die gemeinsame europäische Währung. Die erste Dekade stellt dafür ein positives Zeugnis aus. Nun aber steht der eigentliche Reputationstest aus. Doch gerade wegen des Ankaufs minderwertiger Staatsanleihen durch die EZB ist die These gut begründbar, dass die Notenbank sich weiteren Risiken nicht stellen wird und deshalb konsequent Inflationsgefahren abwehren wird.

Die Kritiker der gemeinsamen Währung bleiben uns die Erklärung schuldig, worin der Vorteil einer wiedererstandenen D-Mark bestünde. In den sich abzeichnenden globalen Strukturen der Zukunft geht es um die Frage, ob Europa eine gleichberechtigte Rolle mit den USA und China wird spielen können. Der Zerfall der Europäischen Währungsunion mit all ihren Rückwirkungen auf andere Integrationsbereiche wäre dafür jedenfalls ein Desaster. Und Griechenland wird nur als Mitglied der Währungsunion den Weg der Sanierung durchhalten, daran ändert auch der Protest nichts

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