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Wido Geis-Thöne IW-Report Nr. 23 19. Mai 2020 Ganztag wird immer mehr zum Normalfall an den weiterführenden Schulen: Entwicklung und Ausgestaltung der Ganztagsschulen in der Sekundarstufe 1

In den letzten Jahren wurden die Ganztagsangebote an den weiterführenden Schulen stark ausgebaut. Lag der Anteil der Ganztagsschüler in der Sekundarstufe 1 im Schuljahr 2003/2004 noch bei nur 12,3 Prozent, war er im Schuljahr 2008/2009 mit 26,0 Prozent bereits mehr als doppelt und im Schuljahr 2013/2014 mit 37,4 Prozent mehr als dreimal so hoch.

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Entwicklung und Ausgestaltung der Ganztagsschulen in der Sekundarstufe 1
Wido Geis-Thöne IW-Report Nr. 23 19. Mai 2020

Ganztag wird immer mehr zum Normalfall an den weiterführenden Schulen: Entwicklung und Ausgestaltung der Ganztagsschulen in der Sekundarstufe 1

IW Report

Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Institut der deutschen Wirtschaft (IW)

In den letzten Jahren wurden die Ganztagsangebote an den weiterführenden Schulen stark ausgebaut. Lag der Anteil der Ganztagsschüler in der Sekundarstufe 1 im Schuljahr 2003/2004 noch bei nur 12,3 Prozent, war er im Schuljahr 2008/2009 mit 26,0 Prozent bereits mehr als doppelt und im Schuljahr 2013/2014 mit 37,4 Prozent mehr als dreimal so hoch.

Bis zum Schuljahr 2018/2019 ist er weiter bis auf 46,1 Prozent gestiegen und hat damit ein Niveau von nahe der Hälfte erreicht. Betrachtet man die verschiedenen Schulformen, stechen die Gesamtschulen mit einem Ganztagsschüleranteil von 79,7 Prozent im Schuljahr 2018/2019 heraus, wohingegen es bei den Gymnasien nur 35,8 Prozent und bei den Schulen, die zum Haupt- und Realschulschulabschluss führen, 38,3 Prozent waren. Dabei besuchen in den letzten Jahren auch immer mehr Schüler eine Gesamtschule, was neben dem starken Ausbau der Angebote an den anderen Schulformen auch einen Teil des starken Anstiegs der Gesamtzahlen erklärt. Differenziert man nach Bundesländern, liegt der Ganztagsschüleranteil in der Sekundarstufe 1 in Hamburg mit 92,5 Prozent am höchsten. Mit weitem Abstand folgen Sachsen mit 75,6 Prozent und Mecklenburg-Vorpommern mit 72,3 Prozent. Die niedrigsten Werte finden sich in Thüringen mit 21,2 Prozent und Rheinland-Pfalz mir 23,9 Prozent.

Wenn in der Sekundarstufe 1 ein Ganztagsschulbesuch stattfindet, heißt das nicht unbedingt, dass die Kinder und Jugendlichen sich tatsächlich große Teile des Tages in den Schulen aufhalten. Dies zeigt eine eigene Auswertung der im Sozio-oekonomischen Panel (SOEP) in den Jahren 2017 und 2018 von 12- und 14-Jährgen erfassten konkreten Zeiten von Schulbeginn und -ende. Ihr zufolge liegt die durchschnittliche Gesamtzeit der Ganztagsschüler in der Schule bei 31 Stunden und 12 Minuten und es finden sich nur bei 16,4 Prozent von ihnen Zeiträume von 35 Stunden und mehr. Auch gibt mit 48,2 Prozent weniger als die Hälfte der Ganztagsschüler an, dass die Schulzeiten an mindestens drei Tagen in der Woche bis mindestens 15:00 Uhr reichen. Betrachtet man eine Grenze von 16:00 Uhr sind es sogar nur 9,2 Prozent. Mit dem SOEP lässt sich zudem feststellen, dass der Ganztagsschulbesuch an den weiterführenden Schulen in der Regel keine größere finanzielle Belastung für die Eltern mit sich bringt. So liegt der mittlere Wert (Median) der Kosten für den Schulbesuch bei den Ganztagschülern an Gymnasien, Gesamt-, Haupt- und Realschulen zwischen 10 und 15 Jahren nur bei 20 Euro und 44,2 Prozent der Eltern geben an, dass ihnen gar keine Kosten entstehen.

Trotz der positiven Entwicklung der letzten Jahre sind die Länder gefordert, die Ganztagsangebote an den weiterführenden Schulen sowohl quantitativ als auch qualitativ weiter auszubauen. Um Letzteres gezielt tun zu können, sollte auch eine deutliche Verbesserung der statistischen Erhebungen im einschlägigen Bereich erfolgen, da sich nur passgenaue Maßnahmen entwickeln lassen, wenn klar ist, welchen Aktivitäten die Schüler im Rahmen des Ganztagsprogramms derzeit nachgehen. Zudem sollten die weiterführenden Schulen beim Thema Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung nicht vollständig außer Acht gelassen werden. Auch wenn dieser sich primär an Familien mit Grundschulkindern richtet, ist mit Blick auf den weiterbestehenden Betreuungsbedarf zu erwägen, die ersten Jahre der Sekundarstufe 1 mitabzudecken, wie dies in Hamburg und Sachsen-Anhalt bereits heute der Fall ist.

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