Die ostdeutschen Länder gelten oftmals als wirtschaftlich vom Westen abgehängt. Gleichwohl hat in Ostdeutschland seit der Wiedervereinigung ein erheblicher Aufholprozess stattgefunden, sodass viele ostdeutsche Regionen inzwischen in vielerlei Hinsicht genauso gut oder gar besser dastehen als westdeutsche Regionen.
Sachsen-Anhalt: Wo gutes Leben bezahlbar ist – eine Analyse ausgewählter Indikatoren zum Leben in Sachsen-Anhalt, Deutschland, Westdeutschland und Ostdeutschland
Gutachten im Auftrag der Investitions- und Marketinggesellschaft Sachsen-Anhalt mbH
Institut der deutschen Wirtschaft (IW)
Die ostdeutschen Länder gelten oftmals als wirtschaftlich vom Westen abgehängt. Gleichwohl hat in Ostdeutschland seit der Wiedervereinigung ein erheblicher Aufholprozess stattgefunden, sodass viele ostdeutsche Regionen inzwischen in vielerlei Hinsicht genauso gut oder gar besser dastehen als westdeutsche Regionen.
Diese Studie beleuchtet insbesondere, was Sachsen-Anhalt für Fachkräfte attraktiv macht. Sie untersucht, in welchen Bereichen das Land bereits heute eine starke Position einnimmt und sich positiv entwickelt hat. Dabei zeigt sich, dass Sachsen-Anhalt entgegen einigen Vorurteilen eine hohe Lebensqualität bietet und attraktive Rahmenbedingungen geschaffen hat, die besonders im Ringen um Fachkräfte entscheidend sein können.
Das Ergebnis des Faktenchecks: Sachsen-Anhalt ist lebenswert, insbesondere folgende Bereiche bieten echte Mehrwerte im Vergleich zu anderen Bundesländern:
- Einkommen und Preise
- Wohnen
- Kinderbetreuung und Bildung
- Kultur und Leben sowie der
- Arbeitsmarkt.
Einkommen und Preise
Die Lebenshaltungskosten sind in Sachsen-Anhalt geringer, das Preisniveau ist vor allem dank geringer Wohnkosten deutlich niedriger als in allen anderen Teilen Deutschlands. Ein repräsentativer Warenkorb ist in Sachsen-Anhalt rund 7 Prozent günstiger als in Deutschland. So bleibt in Sachsen-Anhalt mehr Geld zum Leben. Die Wohnkosten, die rund ein Drittel der durchschnittlichen Ausgaben eines Haushalts ausmachen, liegen deutlich niedriger als in allen anderen Teilen Deutschlands. Zwar wird in anderen Teilen Deutschlands mehr Geld verdient, aber es muss auch deutlich mehr Geld für das Wohnen ausgegeben werden. Unterm Strich schneidet Sachsen-Anhalt beim verfügbaren Einkommen nach Wohnkosten besser ab als Hamburg und Bremen. Insgesamt liegt Sachsen-Anhalt nur 3 Prozent unter dem deutschen Durchschnitt. Zugleich findet in Sachsen-Anhalt seit langem ein Aufholprozess bei den verfügbaren Einkommen statt. Das verfügbare Pro-Kopf-Einkommen ist im Zeitraum 2012 bis 2022 in Sachsen-Anhalt jedes Jahr um 3,2 Prozent gewachsen, in Deutschland waren es nur 2,6 Prozent. Dadurch wird die Lücke zu Deutschland – selbst ohne die Berücksichtigung von unterschiedlichen Preisniveaus – immer geringer. Dabei gehen die noch bestehenden Unterschiede in den Durchschnittswerten auch auf unterschiedliche wirtschaftliche Strukturen zurück. Ist der regionale Arbeitsmarkt beispielsweise stark durch Branchen geprägt, die üblicherweise höhere Durchschnittslöhne und -gehälter zahlen, so beeinflusst dies auch den Durchschnittswert der gesamten Beschäftigten in dieser Region. Individuell dürften die Fälle zunehmen, in denen in
Sachsen-Anhalt ähnlich hohe Einkommen erzielt werden als andernorts.
Wohnen
In Sachsen-Anhalt sind die Mieten, Baulandpreise und Kaufpreise für Ein-/Zweifamilienhäuser und Eigentumswohnungen deutlich günstiger als in den meisten anderen Ländern in Deutschland. Sowohl Mieten als auch Eigenheime sind damit erschwinglich und die Wohnflächen großzügiger als an anderen Orten in Deutschland. Während der Quadratmeter in Ein- und Zweifamilienhäusern in Deutschland im Durchschnitt 3.335 Euro kostet, sind es in Sachsen-Anhalt pro Quadratmeter nur 1.615 Euro. Zudem sind die Wohnkosten langsamer gestiegen als andernorts, sodass für die Menschen vor Ort mehr Geld zum Leben bleibt.
Kinderbetreuung und Bildung
Familien treffen in Sachsen-Anhalt auf viele Betreuungsangebote: Die Auswahl an Kindertagesstätten ist nirgends so groß wie in Sachsen-Anhalt. Damit wird es jungen Familien erleichtert, eine passende Betreuung für ihre Kinder zu finden. Bei der frühzeitigen Betreuung unter Dreijähriger in einer Kindertagesstätte liegt Sachsen-Anhalt mit einer Betreuungsquote von 63 Prozent deutlich über dem deutschen (38 Prozent) als auch dem ostdeutschen Durchschnittswert (58 Prozent). Die Qualität der Bildungseinrichtungen ist ein weiterer Faktor, der Sachsen-Anhalt für Familien attraktiv macht. In Mathematik vermitteln Grundschulen Kompetenzen in überdurchschnittlicher Qualität. Die Schülerinnen und Schüler der neunten Klasse in Sachsen-Anhalt haben gute orthographische Fähigkeiten. Eine Herausforderung stellt aber der Lehrkräftemangel und die Altersstruktur der Lehrkräfte dar.
Kultur und Leben
Sachsen-Anhalt vereint zahlreiche Qualitäten, die es zu einem lebenswerten Ort machen. Den Einwohnerinnen und Einwohnern des Landes steht eine überdurchschnittlich hohe Krankenhausbettendichte zur Verfügung. Für Erholung sorgen freie Flächen, im Land sind weniger Flächen durch Siedlungen oder Verkehrsinfrastruktur verbraucht als in anderen Teilen Deutschlands. Die öffentlichen Bibliotheken weisen einen überdurchschnittlichen Bestand an Büchern je Einwohnerin
und Einwohner auf, eine reiche Museumslandschaft wird von den Einwohnerinnen und Einwohnern geschätzt, wobei sich in regionaler Nähe weitere, international hochkarätige Museen befinden. Sachsen-Anhalt bietet zudem eine reiche Kulturszene wie Theater, die von den Einwohnerinnen und Einwohnern ebenso angenommen wird. In Sachsen-Anhalt wurden im Jahr 2022 rund 12.000 Theaterbesuche je 100.000 Einwohner gezählt, in Deutschland sind es nur 10.800. Beim
Breitbandausbau hat Sachsen-Anhalt erheblich nachgelegt, sodass der Abstand zum bundesweiten Durchschnitt mit rund 4 Prozentpunkten in Kürze eingeholt sein dürfte. Zusätzlich zu den vielen Museen und Theatern bietet die Kulturlandschaft in Sachsen-Anhalt mit fünf Kulturstätten, einem Biosphärenreservat und wertvollen Dokumenten eine außergewöhnlich hohe regionale Konzentration an Stätten, die die UNESCO als Welterbe der Menschheit ausgezeichnet hat.
Arbeitsmarkt
Der Arbeitsmarkt hat in Sachsen-Anhalt ebenfalls einen erheblichen Aufholprozess durchlaufen. Die Stundenlöhne und -gehälter im verarbeitenden Gewerbe sind im Zeitraum 2013 bis 2023 um 53,5 Prozent, in Deutschland dagegen nur um 30,1 Prozent gestiegen. Sachsen-Anhalt hat sich zum Erwerbszuwanderungsland gewandelt. Menschen aus anderen Teilen Deutschlands ziehen nach Sachsen-Anhalt, um dort zu arbeiten.
Ausblick
Sachsen-Anhalt ist ein Land großer Vielfalt. Während der Norden mit dem Altmarkkreis Salzwedel und Stendal ländlich geprägt ist, hat der Süden mit Halle an der Saale, Wittenberg oder Anhalt-Bitterfeld ein reiches kulturelles und industrielles Erbe. Magdeburg und Halle (Saale) mit ihren jeweils rund 240.000 Einwohnern sind die urbanen Zentren Sachsen-Anhalts und bieten, unter anderem dank Standortfaktoren wie die ansässigen Universitäten oder außeruniversitären Forschungseinrichtungen, interessante Voraussetzungen für Unternehmensansiedlungen. Die Bedingungen für einen weitergehenden Aufschwung in Sachsen-Anhalt sind vielversprechend. Das Land könnte eine wichtige Rolle in Bezug auf die beiden Transformationen der Digitalisierung und Dekarbonisierung einnehmen und somit missionsorientierte Innovationen fördern. Im Norden gibt es viele Potenzial-Flächen für den Ausbau Erneuerbarer Energien, gleichzeitig entstehen im Süden in den nächsten Jahren durch die Strukturförderung des Mitteldeutschen Reviers mit Blick auf den Kohleausstieg 2038 massive wirtschaftsstrukturelle Impulse.
Insgesamt lässt sich somit festhalten: In Sachsen-Anhalt ist nicht nur gutes Leben bezahlbar, hier finden sich auch diverse Rahmenbedingungen, die es Sachsen-Anhalt ermöglichen den Strukturwandel in Deutschland auf dem Weg zu einem klimaneutralen und digitalen Land zu unterstützen.
Gutachten im Auftrag der Investitions- und Marketinggesellschaft Sachsen-Anhalt mbH
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