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Paula Risius Gutachten 30. November 2020 Digitalisierung der Ausbildung: Neue Kompetenzen für eine Arbeitswelt im Wandel

Mit der Digitalisierung steigen die Anforderungen an die Kompetenzen. 78,8 Prozent der deutschen Unternehmen rechnen damit, dass der digitale Wandel die Tätigkeiten verändert, sodass Mitarbeitende neue Kompetenzen hinzugewinnen müssen. Dennoch ermitteln nur 38,9 Prozent der Unternehmen die Qualifizierungsbedarfe in ihrem Unternehmen systematisch. Der betrieblichen Qualifizierung durch Aus- und Weiterbildung kommt jedoch eine Schlüsselrolle zu, wenn Fachkräfte auf die Anforderungen der Arbeit in einer digitalisierten Umwelt vorbereitet werden müssen.

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Gutachten
Neue Kompetenzen für eine Arbeitswelt im Wandel
Paula Risius Gutachten 30. November 2020

Digitalisierung der Ausbildung: Neue Kompetenzen für eine Arbeitswelt im Wandel

Studie im Rahmen des Projektes Netzwerk Q4.0

Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Institut der deutschen Wirtschaft (IW)

Mit der Digitalisierung steigen die Anforderungen an die Kompetenzen. 78,8 Prozent der deutschen Unternehmen rechnen damit, dass der digitale Wandel die Tätigkeiten verändert, sodass Mitarbeitende neue Kompetenzen hinzugewinnen müssen. Dennoch ermitteln nur 38,9 Prozent der Unternehmen die Qualifizierungsbedarfe in ihrem Unternehmen systematisch. Der betrieblichen Qualifizierung durch Aus- und Weiterbildung kommt jedoch eine Schlüsselrolle zu, wenn Fachkräfte auf die Anforderungen der Arbeit in einer digitalisierten Umwelt vorbereitet werden müssen.

Unternehmen wünschen sich digitale Kompetenzen bei ihren Mitarbeitenden

Mit Blick auf die benötigten Kenntnisse und Fähigkeiten ihrer Mitarbeitenden ist bereits heute fast allen deutschen Unternehmen mindestens eine Digitalkompetenz wichtig. Als wichtig erachten sie nicht nur IT-Anwenderwissen, sondern auch das selbstgesteuerte Lernen mit digitalen Medien, die Informationsrecherche im Internet sowie die digitale Kommunikation innerhalb und außerhalb des Betriebs. Im Durchschnitt über alle Beschäftigten betrachtet ist hingegen für die meisten Unternehmen IT-Spezialwissen wie beispielsweise die Fähigkeit der Mitarbeitenden, IT-Anwendungsprobleme selbst lösen oder einfache IT-Anwendungen selbst programmieren zu können, weniger relevant. Beide Veränderungen können mit der Corona-Pandemie, deren Peak im April mit der Befragungszeit zusammenfällt, zusammenhängen: Durch die Lockdown-Phase konnte vielerorts die Ausbildung in den Betrieben nicht wie üblich ablaufen. Damit einher ging vielerorts, dass die Vermittlung von Fähigkeiten – sowohl von digitalen wie auch nicht-digitalen – während des Befragungszeitraums weniger intensiv stattfinden konnte, was die Verschiebung in der Intensität erklären dürfte. Ebenfalls bedingt durch den Lockdown könnte die Intensität des Lernens mit digitalen Lernmedien zugenommen haben. Für diese Hypothese spricht, dass in den fünf Monaten, die zwischen den beiden Befragungen liegen, auch die Anzahl durchschnittlich genutzter Lernmedien pro Unternehmen von 3,3 auf 3,6 zugenommen hat. Unverändert geblieben ist jedoch der Anteil der Unternehmen, deren Ausbildung vollständig ohne digitale Lernmedien auskommt (14,7 Prozent). Folglich hat sich das mediengestützte Lernen lediglich in Betrieben intensiviert, in denen bereits vor Beginn der pandemiebedingten Lockdown-Phase Lernmedien im Einsatz waren.

Corona sorgt nicht für ein Aufholen digitaler Nachzügler in der Ausbildung

Im Vergleich zur letzten Befragungswelle des Panels ist festzustellen, dass die Unternehmen weiterhin digitale Kompetenzen in der Ausbildung vermitteln. Die Intensität der Vermittlung ist jedoch für einige Kompetenzen leicht zurückgegangen, was dafür spricht, dass der Corona-Lockdown die Kompetenzvermittlung auf herkömmlichen Wegen erschwert hat. Ein weiterer Prozess, der im Zuge der Pandemie zu beobachten war, ist eine erhöhte Anzahl digitaler Lernmedien, die Unternehmen seit der letzten Welle einsetzen. Diese Entwicklung zeigt sich jedoch nur bei denjenigen Unternehmen, welche die Ausbildung bereits vor dem Lockdown mit digitalen Lernmedien unterstützten. Somit konnten digitale Nachzügler in der Ausbildung im Vergleich zur vergangenen Befragungswelle nicht aufholen.

Soft Skills haben eine hohe Bedeutung für Unternehmen

Neben den digitalen Fachkompetenzen besitzen auch Selbst- und Sozialkompetenzen eine hohe Relevanz für Unternehmen. Besonders viele Unternehmen erachten Verantwortungsbewusstsein, Teamfähigkeit sowie die Lernfähigkeit und -bereitschaft als relevant. Dabei sind Selbst- und Sozialkompetenzen in Unternehmen, die eine größere Zahl digitaler Technologien einsetzen, wichtiger.

Die Modernisierung der Ausbildung findet flächendeckend und kooperativ statt

Etwa 87 Prozent der Unternehmen geben an, dass die Ausbilderinnen und Ausbilder die Ausbildung stets an die aktuellen Anforderungen an Fachkräfte anpassen. Zur Modernisierung der Ausbildung findet in mehr als drei Vierteln der Unternehmen regelmäßiger Austausch zwischen der Unternehmensführung und den Ausbilderinnen bzw. Ausbildern statt.

Während die Unternehmensführung die Ausbilderinnen und Ausbilder über Neuerungen informiert, vermitteln diese den Auszubildenden den Umgang mit neuen Technologien sowie den Ablauf veränderter Arbeitsprozesse.

An Ausbilderinnen und Ausbilder bestehen hohe Erwartungen – Weiterbildungen sind der Schlüssel, um diese zu erfüllen

Ausbilderinnen und Ausbilder benötigen nicht nur fundiertes Fachwissen, sondern auch stark ausgeprägte Selbst- und Sozialkompetenzen, um die Ausbildung zukunftsfähig zu gestalten. An sie bestehen hinsichtlich ihrer Kommunikationsfähigkeit, Fachkompetenz und Empathie besonders hohe Erwartungen. Um veränderte Prozesse und neue Technologien zeitnah in der betrieblichen Ausbildung umsetzen zu können, müssen sie sich zudem fortlaufend mit den neuesten Technologien im Unternehmen vertraut machen und kontinuierlich weiterbilden.

Das Ausbildungspersonal bildet sich mit vielfältigen Weiterbildungsformen weiter

Etwa zwei Drittel der Unternehmen berichten davon, dass sich ihre Ausbilderinnen und Ausbilder methodisch und inhaltlich weiterbilden oder sich mit technischen Neuerungen im Unternehmen laufend auseinandersetzen. Aus vorangegangenen Studien ist bekannt, dass einer höheren Weiterbildungsbeteiligung mangelnde Weiterbildungsangebote speziell für Ausbilderinnen und Ausbilder, aber auch mangelnde Kenntnis dieses Weiterbildungssegments seitens der Unternehmen im Wege stehen. Neben klassischen Weiterbildungsformaten wie Informationsveranstaltungen, eigene oder externe Lehrveranstaltungen nutzen Ausbilderinnen und Ausbilder auch das Lernen im Prozess der Arbeit sowie selbstgesteuertes Lernen mit klassischen und digitalen Medien, um ihr Wissen aufzufrischen und ihre Kompetenzen zu erweitern.

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Neue Kompetenzen für eine Arbeitswelt im Wandel
Paula Risius Gutachten 30. November 2020

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Studie im Rahmen des Projektes Netzwerk Q4.0

Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Institut der deutschen Wirtschaft (IW)

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