Wie hoch die durchschnittliche Kaufkraft einer Region ist, hängt nicht nur vom Pro-Kopf-Einkommen, sondern auch von ihrem Preisniveau ab. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) hat deshalb amtliche Daten zum Einkommen um regionale Preisunterschiede bereinigt – mit teilweise überraschenden Ergebnissen.
![Schöne Landschaft zieht die Wohlhabenden an Schöne Landschaft zieht die Wohlhabenden an](/fileadmin/_processed_/7/3/csm_IW-Kurzbericht_2024-Kaufkraft_eb12b283c0.png)
Kaufkraft: Schöne Landschaft zieht die Wohlhabenden an
Institut der deutschen Wirtschaft (IW)
Wie hoch die durchschnittliche Kaufkraft einer Region ist, hängt nicht nur vom Pro-Kopf-Einkommen, sondern auch von ihrem Preisniveau ab. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) hat deshalb amtliche Daten zum Einkommen um regionale Preisunterschiede bereinigt – mit teilweise überraschenden Ergebnissen.
Die Statistischen Ämter des Bundes und der Länder berechnen regelmäßig Daten zum Verfügbaren Einkommen je Einwohner für die insgesamt 400 Landkreise und kreisfreien Städte. Der aktuelle Datenstand ist das Jahr 2022. Diese Zahlen zeigen regionale Einkommensunterschiede auf, sagen aber für sich genommen noch nichts darüber aus, wo die Bürger und Bürgerinnen tatsächlich die höchste Kaufkraft haben. Denn das Preisniveau schwankt von Region zu Region beträchtlich. Dies bedeutet, dass ein gleich hohes Einkommen in einer teuren Region zu einer wesentlich niedrigeren Kaufkraft führt als an einem Ort mit sehr niedrigen Lebenshaltungskosten. Das IW hat daher die Angaben der Statistischen Ämter mit seinen aktuellen Preisdaten, die es zusammen mit dem Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) veröffentlicht hat (Henger et al., 2024), verknüpft und so ein preisbereinigtes Durchschnittseinkommen für alle Regionen ermittelt.
Wunsiedel überrascht
Das Ergebnis: Am meisten können sich die Einwohner des Landkreises Starnberg in Bayern leisten. Obwohl das Leben hier um fast 14 Prozent teurer ist als im Bundesschnitt, ist die Kaufkraft – also das preisbereinigte Einkommen – hier am höchsten. Dies liegt am dort hohen Nettoeinkommen von mehr als 40.000 Euro je Einwohner – mit Abstand Platz eins im Regionalranking. Dieses Einkommen wäre zu deutschen Durchschnittspreisen gut 35.000 Euro wert, hat also eine entsprechend hohe Kaufkraft. Das ist fast doppelt so viel wie in Offenbach, dem Schlusslicht des Rankings.
Auffallend ist, dass sich an der Spitze viele auch touristisch attraktive Regionen befinden, die zudem häufig in der Nähe von wirtschaftsstarken Metropolen liegen. So folgt der ebenfalls nicht weit von München entfernte Landkreis Miesbach mit dem Tegernsee knapp hinter Starnberg auf Platz zwei, der Hochtaunuskreis mit den reichen Umlandgemeinden Frankfurts auf Rang drei und Nordfriesland mit der Insel Sylt auf Rang vier. Auch die Kurstadt Baden-Baden ist vorne mit dabei. Eine Überraschung gelingt dem Landkreis Wunsiedel auf Rang fünf. Zwar mag auch das Fichtelgebirge für viele ein attraktives Ausflugsziel sein. Nahe dem Dreiländerdreieck mit Polen und Tschechien liegt der Landkreis aber nicht gerade zentral. Dennoch ist das nominale Einkommen hier überdurchschnittlich hoch und die Lebenshaltungskosten sind gleichwohl so niedrig wie in kaum einem anderen Kreis. Damit profitiert Wunsiedel am meisten von der Preisbereinigung.
![](/fileadmin/user_upload/Bilder/Grafiken_f%C3%BCr_IW-Studie/Grafik-PM-Wo_sich_Menschen_am_meisten_leisten_k%C3%B6nnen-2024.png)
Ebenfalls überraschend: Auf den Plätzen von 11 bis 20 befinden sich beispielsweise die Landkreise Olpe, Coburg, Günzburg, Gütersloh und der Hochsauerlandkreis, die ebenfalls nicht für ihren Reichtum bekannt sind. Hier wird solide verdient – Top 100 im Ranking der Nominaleinkommen – und gleichzeitig sind die Lebenshaltungskosten meist nur unterdurchschnittlich hoch. Da kann auch München nicht mithalten, wo zwar das fünfthöchste Nominaleinkommen erzielt wird, das aber durch die hohen Preise auf Rang 33 zurückfällt.
Frankfurt am Main hinter Frankfurt (Oder)
Am untersten Ende des Rankings finden sich strukturschwache Städte wieder, etwa Herne, Bremerhaven, Duisburg, Gelsenkirchen und Offenbach. Aber auch viele andere Großstädte schneiden, nicht zuletzt wegen ihrer hohen Wohnkosten, schlecht ab. Das gilt auch für die deutschen Metropolen. Stuttgart landet auf Platz 220, dahinter folgen Hamburg (Platz 304), Köln (Platz 352), Berlin (Platz 373) und Frankfurt (Platz 389). Damit schneidet die Bankenmetropole schlechter ab als ihr Namenszwilling an der Oder (Platz 381). Relativ gut schlagen sich von den sogenannten Super Cities lediglich Düsseldorf (Platz 131) und vor allem München.
Zur Methodik: Für die Berechnung greifen die Forscher auf den regionalen Preisindex zurück, den das IW mit dem BBSR anhand von frei zugänglichen Preisdaten berechnet und so ermittelt, was das Leben in Deutschlands Städten und Gemeinden kostet. Zur Berechnung der Kaufkraft haben die Wissenschaftler das regionale Einkommen um die Lebenshaltungskosten aus dem regionalen Preisindex bereinigt.
Regionale Kaufkraft: Wo sich die Menschen wie viel leisten können
![Schöne Landschaft zieht die Wohlhabenden an Schöne Landschaft zieht die Wohlhabenden an](/fileadmin/_processed_/7/3/csm_IW-Kurzbericht_2024-Kaufkraft_eb12b283c0.png)
Kaufkraft: Schöne Landschaft zieht die Wohlhabenden an
Institut der deutschen Wirtschaft (IW)
Kaufkraft-Ranking aller Kreise und kreisfreien Städte – Excel-Datei
![Verteilungspolitik Verteilungspolitik](/fileadmin/_processed_/6/8/csm_Veranstaltungen_c8afbbb1e4.jpg)
IW-Agenda 2030: Verteilungspolitik
Im Vorfeld der vorgezogenen Bundestagswahl, die am 23. Februar 2025 stattfinden soll, wird das Institut der deutschen Wirtschaft in einer virtuellen Veranstaltungsreihe die wichtigsten wirtschaftspolitischen Handlungsfelder ausleuchten. Jede Woche ein Termin, ...
IW
IW-Verteilungsreport 2024: Aktuelle Trends und Herausforderungen für die Verteilungspolitik
Die Coronapandemie, die Energiepreisekrise und die damit einhergehenden hohen Inflationsraten haben ihre Spuren hinterlassen. Die bis zu Beginn des Jahres 2023 sinkenden Reallöhne haben einen Teil der Reallohnzuwächse der Vorjahre aufgezehrt: Im ...
IW