1. Home
  2. Studien
  3. Weihnachten im stationären Einzelhandel: Verkaufshotspots in Deutschland
Barbara Engels / Armin Mertens / Jan Wendt IW-Kurzbericht Nr. 1 2. Januar 2025 Weihnachten im stationären Einzelhandel: Verkaufshotspots in Deutschland

Ob Gans oder Kartoffelsalat, ein neues Buch oder das traditionelle Paar Socken: Zu Weihnachten stehen für das Weihnachtsessen und die Geschenke diverse Einkäufe an. In manchen Teilen Deutschlands bietet der stationäre Einzelhandel dafür ein besonders breites Angebot.

PDF herunterladen
Verkaufshotspots in Deutschland
Barbara Engels / Armin Mertens / Jan Wendt IW-Kurzbericht Nr. 1 2. Januar 2025

Weihnachten im stationären Einzelhandel: Verkaufshotspots in Deutschland

Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Institut der deutschen Wirtschaft (IW)

Ob Gans oder Kartoffelsalat, ein neues Buch oder das traditionelle Paar Socken: Zu Weihnachten stehen für das Weihnachtsessen und die Geschenke diverse Einkäufe an. In manchen Teilen Deutschlands bietet der stationäre Einzelhandel dafür ein besonders breites Angebot.

Um die „Hotspots“ für weihnachtliche Einkäufe zu identifizieren, wurde die Dichte der entsprechenden stationären Einzelhandelsgeschäfte pro Landkreis oder kreisfreier Stadt als Anzahl der Geschäfte pro 10.000 Einwohnende ermittelt. Als Datenquelle für die Geschäfte dienen die Einträge aus der OpenStreetMap der Geofabrik (Geofabrik GmbH, 2024) vom 27.11.2024.  Es wurden alle Einträge in den 294 Landkreisen und 107 kreisfreien Städten berücksichtigt, die Geschäfte kennzeichnen, die als stationärer Einzelhandel im engeren Sinne zu bezeichnen sind, also Neu- und Gebrauchtwaren vor allem an private Haushalte in Verkaufsräumen verkaufen (vgl. Destatis, 2023, 389). Nicht einbezogen wurde der Handel an Marktständen, der Onlinehandel sowie Geschäfte, die zwar auch Produkte verkaufen, bei denen aber die Dienstleistung im Vordergrund steht, darunter Friseursalons und Kosmetikstudios. Ebenfalls ausgeschlossen ist der Kraftfahrzeughandel sowie der Handel mit Kraftstoffen (Tankstellen). Die Geschäfte des stationären Einzelhandels wurden weiterhin thematisch gefiltert. So wurden alle Shops mit einer Kennzeichnung (einem sogenannten „Tag“) einbezogen, die auf Lebensmittel hinweist, darunter Supermärkte, Bäckereien, Fleischereien, Getränkehandel sowie 16 weitere Tags.  Ebenso wurden alle Geschäfte berücksichtigt, in denen man (Weihnachts-)Geschenke kaufen kann, darunter Bekleidungsgeschäfte, Blumengeschäfte, Schuh- und Schmuckgeschäfte sowie 24 weitere Tags.  Zur Gewichtung wurden die vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten demografischen Zahlen (Zensus 2022) verwendet.

Hotspots für Lebensmittel: Weinanbaugebiete

Das Ergebnis dieser Datenanalyse ist in den obenstehenden Abbildungen in Form von Deutschlandkarten veranschaulicht. Wer Lebensmittel für das Weihnachtsessen im stationären Einzelhandel einkaufen möchte, trifft in Sachsen, Bayern und Thüringen relativ zur Einwohnerzahl auf vergleichsweise viele Geschäfte. In Sachsen gibt es im Schnitt 17,4 Lebensmittelgeschäfte pro 10.000 Einwohnende, in Bayern 17,0, in Thüringen 15,8. Nordrhein-Westfalen belegt mit 10,8 Lebensmittelgeschäften pro 10.000 Einwohnende den letzten Platz. Auf Kreisebene liegen der Landkreis Cochem-Zell (36,2 Geschäfte pro 10.000 Einwohnende), der Landkreis Kitzingen (30,4) und der Landkreis Südliche Weinstraße (30,0) vorne. In diesen Regionen – allesamt Weinanbaugebiete – gibt es vor allem viele Läden, die sich auf den Verkauf von Wein spezialisiert haben.

Inhaltselement mit der ID 14107 Inhaltselement mit der ID 14102

Im niedersächsischen Salzgitter gibt es nur 7,1 Lebensmittelgeschäfte pro 10.000 Einwohnende. Auch im Ruhrgebiet, der am dichtesten besiedelten Region Deutschlands, beträgt die Versorgungsdichte in vielen Kreisen nur 7 oder 8 Geschäfte pro 10.000 Einwohnende. Allerdings kann von der Anzahl der Geschäfte nicht auf die Verkaufsfläche geschlossen werden. Eine Aussage über die tatsächliche Qualität der Versorgung ist also nicht möglich.

Hotspots für Geschenke: Grenzregionen

Wer Weihnachtsgeschenke im stationären Einzelhandel einkaufen möchte, findet relativ zur Einwohnerzahl in Mecklenburg-Vorpommern (16,3 Geschäfte) sowie den Stadtstaaten Bremen (15,1) und Berlin (14,9) die größte Anzahl an Geschäften, in denen beliebte Weihnachtsgeschenke gekauft werden können. In Sachsen-Anhalt gibt es hingegen nur 11,1 Geschäfte dieser Art pro 10.000 Einwohnende. Auf Kreisebene ist Passau mit 44,7 Geschäften pro 10.000 Einwohnende der absolute Spitzenreiter, gefolgt von Weiden in der Oberpfalz (36,4) und Zweibrücken (36,2). Sie sind allesamt Grenzregionen. So kann Passau Einkaufstouristen aus Österreich und Tschechien anziehen, Zweibrücken solche aus Frankreich und Weiden in der Oberpfalz wiederum welche aus Tschechien. In Zweibrücken gibt es zudem ein Outlet-Einkaufszentrum.

Der bayrische Landkreis Straubing-Bogen bildet mit bevölkerungsgewichtet 3,4 Einzelhandelsgeschäften für den Weihnachtsgeschenkeeinkauf das Schlusslicht. Insgesamt ist die Versorgungsdichte gerade in den touristischen Regionen wie der Alpenregion sowie an Nord- und Ostsee besonders hoch.

Alternative Onlinehandel

Indes verlassen sich viele Menschen in Deutschland bei ihren Weihnachtseinkäufen nicht mehr allein auf den stationären Einzelhandel. 65 Prozent der Deutschen gaben in einer Befragung an, beim Kauf von Weihnachtsgeschenken seien die Einkaufsmöglichkeiten „offline im stationären Handel“ wichtig. Die Einkaufsmöglichkeiten „online im Internet“ fanden 64 Prozent wichtig (FOM Hochschule, 2024, 26). Insgesamt haben 83 Prozent der 16- bis 74-Jährigen in Deutschland schon einmal etwas im Internet gekauft – vor allem Kleidung wird gerne online geshoppt (Destatis, 2024). Im Weihnachtsgeschäft (November/Dezember) wird ein Fünftel des Jahresumsatzes im Onlinehandel erwirtschaftet (Rusche, 2024).

Der Onlinehandel könnte zukünftig noch wichtiger für die (Weihnachts-)Einkäufe werden, wenn KI-Assistenten wie ChatGPT nicht nur bei der Suche nach dem Weihnachtsgeschenk beraten und entsprechende Produktlinks zu Onlineshops liefern, sondern direkt die vorgeschlagenen Produkte bestellen. Der KI-Assistent Perplexity AI kann in den USA bereits den gesamten Bestellprozess übernehmen (Roth, 2024).

PDF herunterladen
Verkaufshotspots in Deutschland
Barbara Engels / Armin Mertens / Jan Wendt IW-Kurzbericht Nr. 1 2. Januar 2025

Weihnachten im stationären Einzelhandel: Verkaufshotspots in Deutschland

Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Institut der deutschen Wirtschaft (IW)

Mehr zum Thema

Artikel lesen
Wettbewerbsfähigkeit und Transformation
Michael Hüther IW-Policy Paper Nr. 1 8. Januar 2025

Eine Agenda für die neue Legislaturperiode: Wettbewerbsfähigkeit und Transformation

Das deutsche Geschäftsmodell, geprägt durch eine industriebasierte, dienstleistungsergänzte, exportorientierte und regional balancierte Struktur, steht unter erheblichem Druck. Seit 2018 schrumpft die Industrieproduktion, während die Bruttowertschöpfung zwar ...

IW

Artikel lesen
Michael Hüther / Melinda Fremerey in Wirtschaftspolitische Blätter Externe Veröffentlichung 13. November 2024

Bewährungsprobe Europas: Wettbewerbsfähigkeit in einer Welt im Wandel

Die Wettbewerbsfähigkeit rückt vermehrt in den politischen Fokus. In Zeiten geopolitischer Unsicherheiten, der Abkehr von der grenzenlosen Arbeitsteilung und sich wandelnden Wirtschaftsstrukturen muss die EU sich im Wettbewerb der Nationen als ...

IW

Mehr zum Thema

Inhaltselement mit der ID 8880