Zwar gibt es in Deutschland heute mehr Betreuungsplätze für unter Dreijährige als vor einigen Jahren, dennoch fehlen noch immer Hunderttausende Kita-Plätze. Grund dafür ist der steigende Bedarf.

U-3-Betreuung: Knapp 320.000 Kita-Plätze fehlen
Fehlten 2014 bundesweit erst 190.000 Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren, so sind es derzeit fast 320.000 Plätze. Und dass, obwohl die zuständigen Städte und Gemeinden die Zahl der Betreuungsplätze seit 2014 um rund 155.000 auf 818.000 ausgebaut haben.
Doch das reicht nicht, um den steigenden Bedarf zu decken. Denn lebten Ende 2013 zwei Millionen unter Dreijährige in Deutschland, ist ihre Zahl fünf Jahre später auf 2,4 Millionen gestiegen. „Ursache ist neben der Zuwanderung auch die gestiegene Geburtenrate“, erklärt IW-Wissenschaftler Wido Geis-Thöne.
Die Betreuungsquote – also das Verhältnis aller Kinder unter drei Jahren zu denen, die tatsächlich betreut werden – ist in den vergangenen fünf Jahren um nur zwei Prozentpunkte auf 34 Prozent gestiegen. Vergleicht man das Angebot mit dem Bedarf, ergibt sich bei den Zweijährigen eine Differenz von 16 Prozentpunkten, bei den Einjährigen von knapp 25 Prozentpunkten. Werden Kinder unter einem Jahr hinzugerechnet, ergibt sich eine bundesweite Betreuungslücke von 13 Prozent aller Kinder unter drei Jahren.
Lage im Osten ist günstiger als im Westen
Differenziert nach Bundesländern weist Bremen mit einem Anteil von 20 Prozent die höchste Betreuungslücke auf, gefolgt von Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen mit jeweils 18 Prozent. Am kleinsten ist die Lücke in Mecklenburg-Vorpommern mit 4 Prozent und in Sachsen-Anhalt und Thüringen mit jeweils etwa 5 Prozent. Insgesamt ist die Lage im Osten mit einer Lücke von rund 9 Prozent viel günstiger als im Westen mit einer Lücke von mehr als 14 Prozent.
„Die Zahl der tatsächlich benötigten Kita-Plätze liegt aber deutlich höher, da unter Dreijährige, die von Tageseltern betreut werden, nicht in den Bedarf eingerechnet werden“, sagt Geis-Thöne. In Nordrhein-Westfalen zum Beispiel sind fast ein Drittel aller betreuten Kinder unter drei Jahren in der Obhut von Tageseltern, in Niedersachsen und Schleswig-Holstein liegt der Anteil bei jeweils 20 Prozent. „Die Städte und Gemeinden dürfen beim Kita-Ausbau nicht nachlässig werden“, warnt Geis-Thöne. „Denn die Betreuung wird zunehmend bereits ab dem zweiten Lebensjahr des Kindes zum Standard.“
Wo die meisten Kita-Plätze fehlen
Wido Geis-Thöne: Kinderbetreuung – Fast 320.000 Plätze für unter Dreijährige fehlen
IW-Kurzbericht

Aufwachsen in bildungsfernen Familien: Ergebnisse des Mikrozensus zu Häufigkeit und Folgen
In den letzten Jahren wachsen immer mehr Kinder in Deutschland in bildungsfernen Milieus auf. So ist der Anteil der Minderjährigen mit Eltern ohne berufsqualifizierenden Abschluss einer eigenen Auswertung des Mikrozensus zufolge zwischen den Jahren 2011 und ...
IW
Ohne Inflationsausgleich ändert das Elterngeld seinen Charakter
Seit seiner Einführung im Jahr 2007 ist nie eine Anpassung der Mindest- und Höchstsätze für das Elterngeld erfolgt. So ist die Kaufkraft des Elterngeldes für Eltern mit höheren und niedrigem Einkommen bis zum Jahr 2023 um rund 38 Prozent gesunken und diese ...
IW