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Hofft auf die Zustimmung von Parlament und Rat: EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. (© Foto: Johannes Simon / GettyImages)
Samina Sultan IW-Nachricht 6. Dezember 2024

Mercosur-Handelsabkommen: Wichtiges Zeichen zur richtigen Zeit

Die Europäische Kommission und die Mercosur-Staaten haben heute nach über 25 Jahren ihr Freihandelsabkommen fertig verhandelt. Das ist ein wichtiges Zeichen für die Stärke der EU, das auch der deutschen Wirtschaft Auftrieb verschaffen kann.

Weniger Zollhürden und Handelshemmnisse: 770 Millionen Europäer und Südamerikaner werden von der Freihandelszone profitieren. Gerade für die deutsche Wirtschaft ist es ein wichtiges Zeichen zur richtigen Zeit: Die Autoindustrie, der Maschinenbau und die chemische Industrie können bald günstiger exportieren und neue Märkte erschließen, weil Zollschranken nach und nach wegfallen. Unternehmen haben es so leichter, effektiv zu diversifizieren und De-Risking zu betreiben. 

China geopolitisch nicht das Feld überlassen

Warum das Abkommen wirtschaftlich, aber auch geopolitisch so wichtig ist, zeigt die Handelsentwicklung der vergangenen 15 Jahre: Für die Mercosur-Staaten war die EU 2010 sowohl im Import als auch im Export wichtiger als China. Doch schon 2019 hat sich das Bild gedreht – China hat die EU deutlich überholt. Auch 2024 stagnieren Europas Anteile am Handel mit den südamerikanischen Staaten – China zieht weiter kräftig davon. Die Hoffnung ist, dass das neue Freihandelsabkommen diese Entwicklung zumindest wieder abbremst und die EU China so nicht das Feld überlässt. Als Demokratien sind die Mercosur-Staaten wichtige Wertepartner der EU. Jetzt, wo auch die transatlantischen Handelsbeziehungen mit der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten vermutlich leiden werden, ist ein guter wirtschaftlicher und politischer Draht nach Südamerika umso wichtiger. 

Überzogene Sorgen der europäischen Landwirtschaft

Lauten Widerstand gibt es aus der europäischen Landwirtschaft. Dabei sind die Auswirkungen nicht so negativ wie dargestellt. Im Gegenteil: Produzenten von Wein, Molkereiprodukten oder Bier exportieren in Zukunft viel günstiger nach Südamerika, weil hohe Zölle wegfallen. Gleichzeitig federn überschaubare Lieferquoten, Übergangsfristen und finanzielle Ausgleichsmechanismen den Übergang ab. Bei Rindfleisch etwa beläuft sich die Lieferquote auf 99 Tausend Tonnen, das entspricht lediglich etwas mehr als ein Prozent des gesamten Rindfleischverbrauchs in der EU. Auch beim Gesundheits- und Verbraucherschutz bestehen keine Sorgen: Weder gelangt Fleisch von hormonbehandelten Tieren in die EU noch pestizidbelastete Produkte. EU-Produktstandards müssen weiterhin eingehalten werden. Auch für Umweltschutz ist, etwa durch die Verpflichtung, das Pariser Klimaabkommen einzuhalten, gesorgt. Gut, dass die Europäische Kommission hier gehandelt hat. Nun müssen noch das EU-Parlament und der Rat mit qualifizierter Mehrheit zustimmen. Hoffentlich setzt sich auch hier die Vernunft durch.

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