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(© Foto: Gettyimages)
Maximilian Stockhausen IW-Nachricht 21. Januar 2019

Oxfam-Studie: Falscher Alarm

Die Hilfsorganisation Oxfam schlägt einmal mehr Alarm: Sie warnt vor großer Armut und einer zunehmenden Ungleichverteilung der Nettovermögen in der Welt. Ein Kapitel der neuen Oxfam-Studie ist gar überschrieben mit „Die Ungleichheit ist außer Kontrolle“. Nur: Das stimmt nicht.

Der Nettovermögensanteil der reichsten zehn Prozent ist seit 2000 zurückgegangen, zeigt der Credit Suisse Global Wealth Report 2018, auf den sich Oxfam bezieht. Gleichzeitig hat sich die absolute Armut zwischen 2000 und 2015 nahezu halbiert. Mussten im Jahr 2002 noch rund 26 Prozent der Weltbevölkerung mit weniger als 1,90 US-Dollar am Tag auskommen, waren es zuletzt nach Angaben der Weltbank knapp zehn Prozent. Damit ist das Ziel, die absolute Armut in der Welt bis 2030 zu überwinden, immer noch herausfordernd – ganz sicher aber ist die Ungleichheit nicht außer Kontrolle geraten. 

Die Daten, auf die Oxfam sich bezieht, stehen aus verschiedenen Gründen in der Kritik. Es genügt nicht, lediglich das Nettovermögen heranzuziehen, um Armut festzustellen und soziale Gerechtigkeit zu beurteilen. Ein überschuldeter Student in den USA dürfte kaum genauso benachteiligt wie ein mittelloser Bauer in Äthiopien sein, der über ganz andere Entwicklungs- und Lebenschancen verfügt. Hinzu kommt: Der Bericht stützt sich auch auf Informationen zu Superreichen aus der Forbes Reichenliste, die Umfragen wie das Household Finance and Consumption Survey (HFCS) der Europäischen Zentralbank ergänzt. Hintergrund: Reiche Haushalte sind an Haushaltsbefragungen nur selten beteiligt, dadurch wird die Vermögensungleichheit tendenziell unterschätzt. Darüber hinaus sind auch die Vermögenswerte der Mitte nicht immer korrekt erfasst, was zu einer Überschätzung der Vermögensungleichheit führt. Ignoriert man diesen Umstand, bleibt die Schätzung am oberen Rand einseitig und die Vermögensungleichheit zu hoch.

Ein weiterer Kritikpunkt: Im europäischen Vergleich ist Vermögen vornehmlich in den Ländern ungleich verteilt, in denen der Wohlstand groß und die staatliche Absicherung umfangreich ist. Dementsprechend ist nach den Vermögensdaten der Credit Suisse die Vermögensungleichheit in Norwegen, Schweden und Dänemark ähnlich hoch und teilweise sogar höher als in Deutschland – dabei gelten diese Länder gerade in sozialer Hinsicht häufig als Vorbild. Staatliche Vorsorge ersetzt offensichtlich private Vorsorge in Form von Vermögensbildung. Insgesamt wäre Oxfam besser damit beraten, stärker die Faktoren zu diskutieren, die den Menschen in ärmeren Ländern geholfen haben, ihren Wohlstand nachhaltig zu erhöhen. 

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