Vor genau einem Jahr veröffentlichte die Bundesregierung die nationale Wasserstoffstrategie. 38 Maßnahmen sollten der Wasserstoffwirtschaft zum Durchbruch verhelfen und eine ausreichende Versorgung mit dem grünen Energieträger garantieren. Ein Jahr später fällt das Fazit gemischt aus.

Klimaschutz: Mehr Tempo für Wasserstoff
Sichtbare Erfolge gibt es bei der Förderung von Wasserstoffgroßprojekten, von denen im vergangenen Monat 62 zur Förderung durch das Bundeswirtschafts- und Bundesverkehrsministerium ausgewählt wurden. Damit fließt auch das Geld für Erzeugungsanlagen – für 40 Prozent der bis 2030 geplanten Elektrolyseleistung wurden bereits Fördermittel bewilligt. Durch die Umsetzung der europäischen Erneuerbare-Energien-Richtlinie können nun zudem auch erneuerbare Kraftstoffe auf Basis von Wasserstoff zur Senkung von Emissionen angerechnet werden. Das schafft indirekt erste Absatzmärkte für grünen Wasserstoff und synthetische Kraftstoffe. Die Befreiung der Wasserstoffelektrolyse von der EEG-Umlage unter bestimmten Auflagen senkt außerdem die Kosten. Eine Abschaffung der EEG-Umlage wäre allerdings vorzuziehen.
Wo bleiben die Wind- und Solaranlagen?
So weit so gut, doch es läuft längst nicht alles rund. Noch immer ist unklar, wie der hohe Strombedarf bei der Elektrolyse gedeckt werden soll. Eigentlich soll die Energie von Wind- und Solaranlagen kommen – nur so wäre der Wasserstoff auch wirklich grün. Der Ausbau eben jener Anlagen kommt allerdings nur langsam voran. Mit der Verschärfung der europäischen und deutschen Klimaziele steigt der Bedarf nach Wasserstoff schneller als zum Zeitpunkt der Wasserstoffstrategie vorgesehen – und schon vorher reichten die Ausbauziele für Wind und Solar nicht aus. Das Vorhaben läuft Gefahr ins Stocken zu geraten.
Einheitliche Zertifizierung fehlt
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Frage, wie die Nachhaltigkeit der Wasserstoffproduktion transparent und einheitlich nachgewiesen werden kann. Bisher fehlt der entsprechende Rechtsrahmen, um für Produzenten und Abnehmer von Wasserstoff verlässliche internationale Rahmenbedingungen zu schaffen. Dabei ist die Zertifizierung essenziell: Wird der Wasserstoff etwa nicht mit grünem Strom, sondern mithilfe von fossilen Brennstoffen gewonnen, wäre er alles andere als klimafreundlich. Dabei muss zeitgleich sichergestellt werden, dass die Anforderungen an klimafreundlichen Wasserstoff einem schnellen Markthochlauf nicht im Weg stehen. Der Weg zu einer umfassenden Wasserstoffwirtschaft ist noch weit.

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